Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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schiedentlich die Ansicht zu bestehen, daß auch das 
Gebiet westlich des Meru für europäische An- 
siedlung gesperrt sei. Dies ist nicht der Fall. 
Bielmehr ist bereits vor einigen Jahren durch 
das Bezirksamt Moschi eine vorläufige Ver- 
messung der Landschaft Engotiek, zwischen 
Umbulu und Gorongoro, vorgenommen wor- 
den, mit dem Ergebnis, daß in dieser verhältmis- 
mäßig wasserreichen Landschaft Raum für etwa 
30 Farmen vorhanden ist. Für diese hat sich 
jedoch bisher kein Bewerber gefunden, dagegen 
ist erft vor kurzem einem Farmer Rose ein 
größeres Stück Farmland westlich, oberhalb der 
Lose Engaruka zugeteilt worden. Hervor- 
gerufen muß die Ansicht dadurch sein, daß den 
Anträgen einiger Buren auf Farmland am 
Congidoberg und in der Landschaft Umbulu 
nicht stattgegeben worden ist. Bei diesen Buren 
erfolgte die Ablehnung deshalb, weil auf Grund 
einer besonderen Prüfung die betreffenden Per- 
sonen nicht die Gewähr boten, daß sie in jenen 
sernen, der staatlichen Kontrolle fast gänzlich ent- 
dogenen Gebieten die bestehenden Jagd- und 
Biehseuchenverordnungen innehalten würden. 
BVenn sich tüchtige deutsche Ansiedler mit aus- 
reichendem Kapital in geeigneten Gebieten, als 
welche in erster Linie die vorerwähnte Landschaft 
Engotiek in Frage käme, niederließen, würde 
ich dies mit Freude begrüßen. 
Über die Landverhältnisse an der Mittel- 
landbahn bemerke ich, gegenüber abweichenden 
Zeitungsnachrichten, daß der Fiskus allerdings 
mit der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft und 
der Deutsch-Ostafrilanischen Gesellschaft auf Grund 
der bestehenden rechtlichen Verpflichtungen Verein- 
rungen über die Verleilung des Landes ge- 
woffen hat. Diese Landkonzessionen reichen jedoch 
nur bis zur Station Gulwe (Cm 378). Es ist 
auch nicht richtig, daß die Deutsch-Ostafrikanische. 
Landgesellchaft — die Rechtsnachfolgerin der 
tofrikanischen Eisenbahngesellschaft und der 
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft bezüglich der 
aglichen Landrechte — ihr Land zurückhält. 
Sie hat vielmehr bereits zahlreiche der ihr zu- 
gesallenen Landblöcke an der Bahn veräußert 
und in jungster Zeit erklärt, daß die Verwertung 
ürer Landrechte flott vorwärtsschreite. Ander- 
seits hat zwar auch der Fiskus von seinen Lände- 
reien, insbesondere in den Plantagenzentren am 
uwu und NMgerengere sowie bei Morogoro 
und Kilossa große Teile veräußert, aber auch 
hier stehen noch umfangreiche, wenn auch natur- 
gemäß teilweise minder wertvolle Ländereien zur 
gung. 
  
Auhang: Die Verwertung unseres landwirtschaftlichen 
Bevslkerungs-berschusses für die Auswanderung nach 
den Schutzgebieten. 
1. Die landwirtschaftliche Bevölkerung in 
Deutschland. 
Die Landbevölkerung Deutschlands belief sich 
im Jahre 1871 auf 26 219 352 Köpfe, während 
sie im Jahre 1900 nur noch 25 734 103 Köpfe 
zählte. Bei der Berufszählung im Jahre 1907 
wurde eine Gesamtbevölkerung von 61 720 529V 
Seelen ermittelt, von der auf die in Land= und 
Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei Beschäf- 
tigten oder Berufszugehörigen 17 681 176 ent- 
sielen. Zu diesen 17½ Millionen kommt noch 
ein Anteil an den 5 174 703 Seelen, die als 
ohne Beruf oder ohne Berufsangabe aufgeführt, 
ferner an den 792.748 Seelen, die unter der 
Rubrik „häusliche Dienste (einschließlich perfönliche 
Bedienung), auch Lohnarbeit wechselnder Art“ 
zusammengefaßt sind. · 
Betriebsleiter gab es im Jahre 1907 in der 
Landwirtschaft insgesamt 2 929 493, von denen 
2 565 675 Eigentümer, 273 548 Pächter und 
90270 sonstige Betriebsleiter waren, mit 4680 485 
ständig und 3 011 630 vorübergehend mitarbei- 
tenden, zusammen also 7692115 mitarbeitenden 
Familienangehörigen. Von diesen entfallen auf 
die mittelbäuerlichen Betriebe von 5 bis 20 ha 
Größe 1 167 238 betriebsleitende Eigentümer 
und 40 954 Pächter und sonstige Betriebsleiter 
mit 2 888 571 ständig oder vorübergehend mit- 
arbeitenden Familienangehörigen. Eigentümer 
großbäuerlicher Betriebe mit 20 bis 50 ha Fläche 
gab es 210 442, Pächter und sonstige Betriebs- 
leiter 10 274 mit 415 295 ständig und 101259 
vorübergehend mitarbeitenden (insgesamt 516 554) 
Familienangehörigen. Die Zahl der in bäuer- 
lichen Betrieben von 5 bis 50 ha beschäftigten 
Betriebsleiter mit ihren ständig oder vorüber- 
gehend mitarbeitenden Familienangehörigen belief 
sich im Jahre 1907 auf rund 4 600 000. 
2. Landwirtschaftliche Arbeiter. 
Die Arbeiterbevölkerung Deutschlands betrug 
am 12. Juni 1907 19 572 571 (männliche und 
weibliche zusammen), davon waren in Deutsch- 
land geboren 18 772 708, im Auslande geboren 
799 863. 
Von diesen entfallen auf Landwirtschaft, Gärt- 
nerei, Biehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei 
7 283 471, von denen 7 003 541 in Deutschland, 
279 940 im Ausland geboren sind. 
Landwirtschaftliche Wanderarbeiter wurden nach 
Ausweis der Arbeitsstatistik in der Zeit vom De- 
zember 1910 bis Oktober 1912 einschließlich in
	        
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