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Maßnahmen werden bei dem seltenen Auftreten
der Glossina palpalis nicht ohne Erfolg bleiben.
Wie an vielen Orten des Schutzgebietes sind
auch hier die Blattern sehr häusig, und ihnen
fallen nach Aussage der Eingeborenen die meisten
Menschen zum Opfer. Die weitaus häufigste Er-
krankung der Bevölkerung ist die Filarienkrankheit,
die das männliche Geschlecht stark bevorzugt.
Sie tritt so häusig auf, daß man in einzelnen
Dörfern kaum einen erwachsenen Mann findet,
dessen Scrotum nicht elefantiastisch vergrößert
wäre. Bei den Frauen ist die Krankheit ungleich
seltener und bleibt in der Regel auf die Elefan-
tiafis der unteren Extremitäten beschränkt; die
Genitalien werden seltener befallen. Die Häufig-
keit der Krankheit ist durch die ungeheuere Menge
der Moskitos ohne weiteres erklärt. Der Wasser-
reichtum des Landes, und zwar der Reichtum an
stagnierenden Gewässern, bietet ihnen die günstigsten
Lebensbedingungen. Einmal liegen in den neu-
erworbenen Landstrecken die Quellgebiete beider
Logoneströme, die sich als sumpfige Wiesen kenn-
zeichnen, ferner werden auf den flachen Plateaus,
wo Brauneisenstein und tonige Böden anstehen,
die Wassermengen der Regenzeit noch lange zurück-
gehalten und bilden sumpfige, feuchte Niede-
rungen; endlich stagnieren zu beiden Seiten der
großen Stromläufe in ihrer Überschwemmungs-
done noch Wassertümpel das ganze Jahr hindurch.
Neben der Filariakrankheit treten andere
Krankheiten kaum in die Erscheinung. Sandflöhe
sind bis jetzt in das Zwischenlogonegebiet, weil
dieses für den Haussahandel bisher unzugänglich,
noch nicht eingeschleppt, ebensowenig die Über-
träger des Rückfallsiebers. Venerische Erkran-
kungen mit umfangreichen Ulzerationen wurden
öfters beobachtet. Die nach einer französischen
Angabe in Kondjella auf deutschem Gebiet auf-
tretende Beriberi konnte zur Zeit nicht festgestellt
werden. Endlich sind noch die Sandfliegen zu
erwähnen, eine winzige, den Simuliden ange-
hörige Stechmückenart, die nicht patogen sind, die
aber wegen ihrer ungeheuren Menge und ihrer
schmerzhaften Stiche für den Europäer zu einer
lästigen Plage werden können. Die gewöhnlichen
Moskitonetze gewähren keinen Schutz gegen sie.
Meine Tätigkeit erstreckt sich neben der all-
gemeinen Krankenbehandlung auf die Feststellung
der Verbreitung der Schlaftrankheit und ihrer
berträger, auf die Anfertigung von Blutpräpa-
raten krankheitsverdächtiger Eingeborener und
aller erreichbaren Tiere. Impfreisen in die um-
liegenden Dörser wurden östers unternommen
und waren, soweit die Scheu der Eingeborenen
überwunden werden konnte, von Erfolg begleitet.
1*
Das westliche Muni-Dreieck.
Über das westliche Muni-Dreieck berichtet
der Leiter der Monda—Dschua-Grenzexpe-
dition, Hauptmann Abel, am 17. Februar d. Is.
aus seinem Lager Enkoröton (Nkorö) am En-
düja (Noyay) folgendermaßen:
Die Küste bilden zum Teil kilometerweit ins
Innere gehende Mangrovensümpfe mit vorgela-
gerten Mudbänken. In den Mangrovensümpfen
liegen auf einzelnen inselartigen Erhebungen die
Dörfer. Außer dem Mondaberg, der aus ver-
witterter Lateritschlacke besteht, sind diese Inseln
angeschwemmter Sandboden. Die Inseln sind mit
dichtem Urwald bedeckt; zu seinen Beständen ge-
hören auffallend zahlreiche Baumwollbäume und
Olpalmen. 10 bis 50 m breite, 3 bis 10 mr tiefe
Kreeks erstrecken sich weit ins Land. Erwa 5 km
Luftlinie von der Küste ändert sich der Charakter
des Landes. Der Boden geht hier in Sandstein
mit Schiefer= und Kalksteinlagerungen über, der
von Lateritlehm überlagert wird. Ununterbroche-
ner primärer Urwald beginnt in leicht gewelltem
Hügelland, die Olpalme verschwindet vollkommen
und ist bisher nicht wieder angetroffen worden.
Der Urwald bildet nicht ein undurchdringliches
Pflanzengewirr, wie an vielen Stellen Kameruns,
sondern zwischen den verhältnismäßig weit aus-
einanderstehenden Urwaldriesen erhebt sich ein
stangenartiges lichteres Unterholz, welches fast
stets Ausblick auf 40 bis 50 m ermöglicht. Durch-
zogen wird dieser Wald von zahlreichen scharf
eingeschnittenen Flüssen und Bächen, so daß das
ganze Gebiet als wasserreich bezeichnet werden
muß.
Ai Ende der Regenzeit wird das Gebiet zum
Teil schwer passierbar sein. Besonders der Ab-
schnitt zwischen Mwumme und Endja dürfte
teilweise unter Wasser stehen. Am Endlja
sindet sich wieder Lateritschlacke, während weiter
östlich Urgesteine, anfangs Granit, dann Gneise
anstehen. Irgendwelche Metalle sind nicht ge-
funden, auch läßt nichts darauf schließen, daß
außer nicht abbauwürdiger Eisenrinde Metalle
oder Kohlen vorhanden find.
An Kautschuklianen ist der Urwald noch
reich, doch kann ich nicht beurteilen, in welcher
Zeit die Kautschukliane verschwunden sein wird.
Werte bietet das Land dann nur noch in seinen
reichen Holzbeständen. Leider hört, wie schon
gesagt, die Olpalme 5 km von der Küste voll-
ständig auf. Die Vortragung ihrer Kultur weiter
ins Innere dürfte die Hauptaufgabe unserer Ver-
waltung sein, um im Lande dauernde Werte zu
schaffen.
Die Holzausfuhr ist für afrikanisches Gebiet,
das nur auf seine natürlichen Verkehrswege an-