Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Maßnahmen werden bei dem seltenen Auftreten 
der Glossina palpalis nicht ohne Erfolg bleiben. 
Wie an vielen Orten des Schutzgebietes sind 
auch hier die Blattern sehr häusig, und ihnen 
fallen nach Aussage der Eingeborenen die meisten 
Menschen zum Opfer. Die weitaus häufigste Er- 
krankung der Bevölkerung ist die Filarienkrankheit, 
die das männliche Geschlecht stark bevorzugt. 
Sie tritt so häusig auf, daß man in einzelnen 
Dörfern kaum einen erwachsenen Mann findet, 
dessen Scrotum nicht elefantiastisch vergrößert 
wäre. Bei den Frauen ist die Krankheit ungleich 
seltener und bleibt in der Regel auf die Elefan- 
tiafis der unteren Extremitäten beschränkt; die 
Genitalien werden seltener befallen. Die Häufig- 
keit der Krankheit ist durch die ungeheuere Menge 
der Moskitos ohne weiteres erklärt. Der Wasser- 
reichtum des Landes, und zwar der Reichtum an 
stagnierenden Gewässern, bietet ihnen die günstigsten 
Lebensbedingungen. Einmal liegen in den neu- 
erworbenen Landstrecken die Quellgebiete beider 
Logoneströme, die sich als sumpfige Wiesen kenn- 
zeichnen, ferner werden auf den flachen Plateaus, 
wo Brauneisenstein und tonige Böden anstehen, 
die Wassermengen der Regenzeit noch lange zurück- 
gehalten und bilden sumpfige, feuchte Niede- 
rungen; endlich stagnieren zu beiden Seiten der 
großen Stromläufe in ihrer Überschwemmungs- 
done noch Wassertümpel das ganze Jahr hindurch. 
Neben der Filariakrankheit treten andere 
Krankheiten kaum in die Erscheinung. Sandflöhe 
sind bis jetzt in das Zwischenlogonegebiet, weil 
dieses für den Haussahandel bisher unzugänglich, 
noch nicht eingeschleppt, ebensowenig die Über- 
träger des Rückfallsiebers. Venerische Erkran- 
kungen mit umfangreichen Ulzerationen wurden 
öfters beobachtet. Die nach einer französischen 
Angabe in Kondjella auf deutschem Gebiet auf- 
tretende Beriberi konnte zur Zeit nicht festgestellt 
werden. Endlich sind noch die Sandfliegen zu 
erwähnen, eine winzige, den Simuliden ange- 
hörige Stechmückenart, die nicht patogen sind, die 
aber wegen ihrer ungeheuren Menge und ihrer 
schmerzhaften Stiche für den Europäer zu einer 
lästigen Plage werden können. Die gewöhnlichen 
Moskitonetze gewähren keinen Schutz gegen sie. 
Meine Tätigkeit erstreckt sich neben der all- 
gemeinen Krankenbehandlung auf die Feststellung 
der Verbreitung der Schlaftrankheit und ihrer 
berträger, auf die Anfertigung von Blutpräpa- 
raten krankheitsverdächtiger Eingeborener und 
aller erreichbaren Tiere. Impfreisen in die um- 
liegenden Dörser wurden östers unternommen 
und waren, soweit die Scheu der Eingeborenen 
überwunden werden konnte, von Erfolg begleitet. 
1* 
  
Das westliche Muni-Dreieck. 
Über das westliche Muni-Dreieck berichtet 
der Leiter der Monda—Dschua-Grenzexpe- 
dition, Hauptmann Abel, am 17. Februar d. Is. 
aus seinem Lager Enkoröton (Nkorö) am En- 
düja (Noyay) folgendermaßen: 
Die Küste bilden zum Teil kilometerweit ins 
Innere gehende Mangrovensümpfe mit vorgela- 
gerten Mudbänken. In den Mangrovensümpfen 
liegen auf einzelnen inselartigen Erhebungen die 
Dörfer. Außer dem Mondaberg, der aus ver- 
witterter Lateritschlacke besteht, sind diese Inseln 
angeschwemmter Sandboden. Die Inseln sind mit 
dichtem Urwald bedeckt; zu seinen Beständen ge- 
hören auffallend zahlreiche Baumwollbäume und 
Olpalmen. 10 bis 50 m breite, 3 bis 10 mr tiefe 
Kreeks erstrecken sich weit ins Land. Erwa 5 km 
Luftlinie von der Küste ändert sich der Charakter 
des Landes. Der Boden geht hier in Sandstein 
mit Schiefer= und Kalksteinlagerungen über, der 
von Lateritlehm überlagert wird. Ununterbroche- 
ner primärer Urwald beginnt in leicht gewelltem 
Hügelland, die Olpalme verschwindet vollkommen 
und ist bisher nicht wieder angetroffen worden. 
Der Urwald bildet nicht ein undurchdringliches 
Pflanzengewirr, wie an vielen Stellen Kameruns, 
sondern zwischen den verhältnismäßig weit aus- 
einanderstehenden Urwaldriesen erhebt sich ein 
stangenartiges lichteres Unterholz, welches fast 
stets Ausblick auf 40 bis 50 m ermöglicht. Durch- 
zogen wird dieser Wald von zahlreichen scharf 
eingeschnittenen Flüssen und Bächen, so daß das 
ganze Gebiet als wasserreich bezeichnet werden 
muß. 
Ai Ende der Regenzeit wird das Gebiet zum 
Teil schwer passierbar sein. Besonders der Ab- 
schnitt zwischen Mwumme und Endja dürfte 
teilweise unter Wasser stehen. Am Endlja 
sindet sich wieder Lateritschlacke, während weiter 
östlich Urgesteine, anfangs Granit, dann Gneise 
anstehen. Irgendwelche Metalle sind nicht ge- 
funden, auch läßt nichts darauf schließen, daß 
außer nicht abbauwürdiger Eisenrinde Metalle 
oder Kohlen vorhanden find. 
An Kautschuklianen ist der Urwald noch 
reich, doch kann ich nicht beurteilen, in welcher 
Zeit die Kautschukliane verschwunden sein wird. 
Werte bietet das Land dann nur noch in seinen 
reichen Holzbeständen. Leider hört, wie schon 
gesagt, die Olpalme 5 km von der Küste voll- 
ständig auf. Die Vortragung ihrer Kultur weiter 
ins Innere dürfte die Hauptaufgabe unserer Ver- 
waltung sein, um im Lande dauernde Werte zu 
schaffen. 
Die Holzausfuhr ist für afrikanisches Gebiet, 
das nur auf seine natürlichen Verkehrswege an-
	        
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