Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Kolonialwirtschaftliche OMitteilungen. 
Deutscher Kolonlal-Hapok. 
Java, Britisch-Indien und in beschränktem 
Maße auch Südamerika lieferten schon seit etwa 
25 Jahren Kapok für Polsterzwecke. Erst unser 
jetziges Jahrzehnt hat Deutsch-Ostafrika wie 
auch Togo, Kamerun und die deutsche Südsee- 
Kolonie in die Reihe der Kapok exportierenden 
Länder treten lassen. 
Togo bringt bereits seit zwei bis drei Jahren 
einigen braunen und weißen Kapok auf den 
Markt; dieser stammt namentlich von regierungs- 
seitig angelegten Versuchspflanzungen, die hoffent- 
lich den Grundstock zu recht umfangreichen Plan- 
tagen liefern werden, da die Togo-Qualität als 
vorzüglich angesprochen werden kann. Es wächst 
hier auch viel wilder Kapok. 
Kamerun beherbergt den Kapokbaum in 
zahlreichen alten Urwaldriesen von ungeheurer 
Ausdehnung. Auch der Kamerun-Kapok ist vor- 
züglich verwendbar. Bis einmal Plantagen an- 
gelegt werden, wären die Eingeborenen zum Ein- 
sammeln der Früchte anzuhalten, da die Ausfuhr 
sicher lohnend ist. 
Natürlich müssen zentrale maschinelle Ent- 
körnungsanlagen beschafft werden, um nicht allzu- 
viel auf Menschenhände angewiesen zu sein und 
ein gleichmäßiges Produkt herauszubringen. Das 
bisherige kleine Quantum aus Kaomerun kann als 
gute Mittelware bezeichnet werden. 
Deutsch-Ostafrika ist derzeitig das Haupt- 
produktionsland für deutsch-kolonialen Kapok und 
namentlich der Hafen Tanga ist als Ausfuhrhafen 
zu betrachten. Der plantagenmäßige Anbau wird 
hauptsächlich von der Sigi-Pflanzungsgesellschaft 
in Segoma betrieben und von hier aus kommt 
ein erstklassiges Kapokmaterial auf den Markt, das 
bester Javaware gleich zu achten ist und intensive 
Kultur verrät. 
Es wäre zu begrüßen, wenn die Gewinnung 
von Kapok in den deutschen Kolonien weiter ge- 
fördert werden könnte. Denn der Bedarf ist 
dauernd im Steigen begriffen und die Nachfrage 
wird durch das Angebot an Rohkapok kaum gedeckt. 
  
Kolonialbanh K.-G.-) 
Gestützt durch die Hochkonjunktur des letzten 
Jahres, hat sich die wirtschaftliche Entwicklung unserer 
überseeischen Schutzgebiete in erfreulicher Weise gestaltet 
und unsere Kolonialwirtschaft um ein gutes Stück 
vorwärts gebracht. Von großer Bedeutung war auch, 
daß die Verhältnisse in allen unseren Schutzgebieten 
friedlich waren, eine Grundbedingung für das Gedeihen 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1912. 
  
  
eines jeden Uüberseebesitzes; dies danken wir einerseits 
dem hohen Ansehen, dessen sich unsere Verwaltung in 
den Kolonien erfreut, anderseits unserer Schutztruppe. 
deren Vorhandensein die beste Friedensbürgschaft bildet. 
Die kolonialen Plantagen entwickelten sich 
im letzten Jahre meist in günstiger Weise und das gilt 
namentlich für die Anlagen in der Südsee, die zum 
Teil eine dauernde und befriedigende Rente abwerfen, 
zum Teil bald eine solche erwarten lassen. Es hat 
  
  
zwar auf dem Gebiete der Plantagenwirtschaft nicht 
a#n Rückschlägen und Mißerfolgen gefehlt, im großen 
und ganzen aber haben die soliden Unternehmungen 
gute olge gezeitigt. Von ernsten Schwierigkeiten 
wurden im wesentlichen nur die unreellen Unter- 
nehmungen betroffen. 
üdwestafrika hat die Landwirtschaft 
weitere Fortschritte gemacht. 4 
Die letzten Tage des Jahres 1912 brachten die 
Kaiserliche Verordnung über die Abänderung der 
Bruttozölle auf Diamanten in einen Nettozoll, der 
nach den Betriebsspesen abgestuft ist. Diese Abände- 
rung hat rückwirkende Krast ab 1. Januar 1912 und 
bedeutet für die schwächeren Gesellschaften eine erfreu- 
liche Verbesserung ihrer e. Die Pomona-Dia—- 
manten-Gesellschaft, die nac mehrjährigen Verhand- 
gen am 31. Mai 1912 als Deutsche Kolonialgesell- 
schaft gegründet worden ist, hat eine über alle Er- 
wartungen hinausgehende Produktion erzielt, und die 
neueren Berichte über die Ergiebigkeit der Felder sind 
außerordentlich günstig. 
Südwestafrika kamen höhere Preise für Kupfer 
und Blei der Otavi-Minen= und Eisenbahn-Gesellschaft 
zugute, die anderen Kolonien profitierten für ihre 
Plantagen von den starken Wertsteigerungen für Hauf, 
Kakao und Kaffee. Neu für unsere Kolonien ist das 
Ergebnis des Tabakbaus in Kamerun, der ein so 
utes Resultat gezeigt hat, daß die Gründung von 
balhslanfumgen. im großen Stil von verschiedenen 
Seiten geplant wird. 
  
  
  
  
  
och immer nicht ganz geregelt ist die Arbeiter- 
frage. unter der bekanntlich die Kolonien aller Länder 
eiden. 
Die Frage einer Kreditorganisation für den 
städtischen Grundbesitz in Deutsch-Südwestafrika ist zur 
Lösung gebracht worden durch die Begründung der 
Südwestafrikanischen Bodenkredit-Gesellschaft der wir 
nahe stehen; für die Schaffung eines landwirtschaft- 
lichen Kreditinstituts tritt das Reich ein und eine Vor- 
lage wird bald den Reichstag beschäftigen. 
Die im Jahre 1907 wangurierte großzügige 
Eisenbahnpolitik ist im Berichtsjahre weiter ge- 
fördert worden. Das Gesamteisenbahnnetz in den 
Kolonien beläuft sich jetzt auf 4568 km, wovon Ende 
1912 noch 696 km im Bau waren. Bis auf die Rest- 
strecke der Ostafrikanischen Mittellandbahn und der noch 
im Bau befindlichen Kamerunbahn Duala — Rjong sind 
alle bis jetzt genehmigten Linien in Betrieb. Eine 
weitere erhebliche Ausdehnung des kolonialen Eisen= 
bahnnetzes ist in Aussicht gestellt und Kamerun, wo# 
unsere zukunftsreichste Besitzung, wird an der Ber- 
größerung der Verkehrswege besonders beteiligt sein 
um so mehr, als dem Reiche durch den Gebietsguwach 
von Neu-Kamerun neue Aufgaben zugefallen sind. 
Die Entwicklung der französischen Kongo-Gesell- 
schaften, deren Konzessionsgebiet nunmehr grbteir 
teils in deutschen Besitz übergegangen ist, haben ust 
aufmerksam beobachtet; wir hielten aber bisher di 
  
 
	        
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