Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Gefängnis erkennen können, eine Strafe, die 
offenbar für Maß= und Gewichtsfälschungen zu 
gering ist. Die Verwaltung hat nun Schritte 
unternommen, um diesen Ubelständen abzuhelfen, 
und zwar insbesondere durch Bildung eines Maß- 
und Gewichtsdepartements, wo alle Maße und 
Gewichte nachgeprüft und gestempelt werden. Der- 
artig geprüfte und gestempelte Wagen werden 
auch auf öffentlichen Märkten aufgestellt. 
Die Einnahmen aus den Zöllen erreichten 
1912 den Betrag von 3 833 757 L, und zwar 
sielen die größten Einnahmen auf Einfuhrzölle 
und die Tabakregie. — Der Gesamtwert des 
Imports von 1912 betrug 25 907 759 L im 
Gegensatz zu 27 227 118 K im Vorjahre. Dieser 
Rückgang der Importziffer ist durch die im Ver- 
hältnis zu 1911 qualitativ schlechtere Baumwoll- 
ernte zu erklären. Der Krieg in Tripolis und 
der Balkankrieg hat nicht, wie man annehmen 
könnte, eine Verminderung des ägyptischen Im- 
ports hervorgerufen, obgleich er natürlicherweise 
den Importhandel auf andere Wege geleitet hat, 
insbesondere eine Verminderung des Imports von 
Mehl aus Italien, Bulgarien, Rumänien und 
Rußland mit sich gebracht hat, die dann ein ver- 
mehrter Import von Mehl aus Indien ausglich. 
Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß, obgleich 
nicht ein einziger türkischer Dampfer in den ägypti- 
schen Gewässern während 1912 angekommen ist, 
die Türkei nicht bloß imstande war, ihren Import 
nach Agypten zu halten, sondern sogar zu steigern 
mit Ausnahme des Imports von frischen Früchten, 
welche in früheren Jahren aus Syrien importiert 
wurden und von denen nur sehr wenig 1912 
nach Agypten aus Syrien kamen. Auch der eng- 
lische Kohlenstreik war ein Faktor, welcher den 
ägyptischen Handel in neue Bahnen gelenkt hat, 
und er ist verantwortlich für die bedeutenden Auf- 
träge nach den Vereinigten Staaten für Kohlen- 
import und -transit. Diejenigen beiden Länder, 
welche den größten Fortschritt in ihrer Beteiligung 
an dem ägyptischen Import während 1912 ge- 
macht haben, sind Indien und die Vereinigten 
Staaten. Die Gründe hierfür find die soeben 
angegebenen. Der Import aus China und sonst 
aus Ostasien hat eine Verminderung von 216000 K. 
erfahren, ein Umstand, der insbesondere darauf 
zurückzuführen ist, daß Sesam, der früher haupt- 
sächlich aus China kam, jetzt aus dem Sudan 
importiert wird. Eine sehr unerfreuliche Tatsache 
ist eine allgemeine Abnahme in dem Import von 
Baumwoll-, Woll-, Seide= und Leinenfabrikaten, 
was zurückzuführen ist auf die verminderte Kauf- 
kraft der Fellahs. Bargeld wurde eingeführt im 
Werte von 11 546 439 2L und ausgeführt im 
Werte von 7 476 282 L. Es ist interessant zu 
beobachten, daß der Goldzufluß aus Großbritannien 
  
zwecks Finanzierung der Baumwollernte nicht nach 
England zurückgeflossen, sondern nach Indien ge- 
gangen ist. — Der Import von Blättertabak stieg 
von 7957 550 kg auf 8 205 659 kg 1912. 
Griechenland hat die Türkei als Hauptimportland 
des Tabaks 1912 abgelöst. Ebenso ist die Ein- 
fuhr russischen Tabaks erheblich gewachsen, was 
auf die russisch-ägyptische Tabakkonvention zurück- 
zuführen ist, nach der russischer Tabak zum nie- 
drigsten Tarif in Agypten zugelassen wird. 
Der Export zeigt ein Wachsen. Die Export- 
ziffer beträgt 34 574 321 K, verglichen mit 
28 598 991 L im Jahre 1911. Dieser günstige 
Umstand ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß 
in den letzten drei Monaten von 1912 ein 
größerer Teil der Baumwollernte zu höheren 
Preisen als 1911 ausgeführt worden ist. Der 
Export von Baumwolle und Baumwollsamen 
zwischen September und Dezember stellt einen 
Rekord dar, ebenso ist die Zwiebelausfuhr hin- 
sichtlich Qualität und Quantität gewachsen. Seit 
dem Verschwinden der Küken-Cholera ist der Eier- 
handel in guter Verfassung. Es sind im Jahre 
1912 150 404 000 Eier ausgeführt worden im 
Gegensatz zu 96 765 000 im Jahre 1911. — 
Das große Wachsen der Exportziffer nach den 
Vereinigten Staaten ist auch mit darauf zurück- 
zuführen, daß 1911 Waren, die für Amerika via 
Großbritannien bestimmt waren, in der Statistik 
unter dem Export nach dem letzteren Lande fälsch- 
licherweise aufgeführt worden sind. 1912 hat ein 
Export von Rohpetroleum aus den „Rote Meer- 
Minen“ begonnen, und zwar mit 14 400 t. Wenn 
die Reinigungsanstalten am Suezkanal vollendet 
sind, wird das Petroleum wahrscheinlich dorthin 
zur Reinigung gebracht werden, anstatt wie jetzt 
nach den Raffinerien im fernen Osten exportiert 
zu werden. Auch der Export von Phosphat hat 
eine rapide Entwicklung erfahren, von 4900 t 
1911 auf 52 100 t 1912. 
Die Zahl der Poststellen im Jahre 1912 ist 
um 201 vergrößert worden. In der Postver- 
waltung waren am 31. Dezember 1912 3017 Per- 
sonen beschäftigt. Schätzungsweise find 81619593 
Briefe, Karten und Drucksachen befördert worden. 
Von 4 479 593 eingeschriebenen Briefen sind nur 
vier verloren gegangen. Die Einnahmen aus 
der Postverwaltung betragen 316 000 E, die 
Ausgaben 289 000 K. Das Wachsen der Aus- 
gaben gegenüber 279 998 L im Jahre 1911 ist 
zurückzuführen auf die erweiterte Einführung des 
Sparkassenwesens. 
Die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs ist 
1912 als eine günstige zu bezeichnen. Die Ein- 
nahmen sind um 222 700 2 gewachsen; die Aus- 
gaben während 1912 erreichten ungefähr den 
Betrag von 452 000 K. Verschiedene Bauten,
	        
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