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Aus den obenstehenden Ziffern lassen sich folgende
Schlüsse ziehen:
1. Hinsichtlich der Warenherkunft hat der fran-
zösische Handel von der Neuorientierung der Wirtschafts-
politik in weitestem Maße Nutzen gezogen, da seitdem
sein Anteil mehr als die Hälfte der gesamten Einfuhr
beträgt. Dies Ergebnis ist um so bemerkenswerter, als
es Schutzzölle für die heimische Industrie nur in Alt-
gabun gibt, das nur ein Viertel der gegenwärtig ge-
untzten Fläche des Landes beträgt. England hat mehr
Waren geliefert, als in der Vergangenheit, aber sein
Amteil bleibt dauernd auf einem Fünftel stehen. Deutsch-
land hat nur einen unbedeutenden Fortschritt gemacht.
Die für 1906 und 1902 gegebenen Ziffern waren ein
wenig zu hoch, da sie die für Kamerun bestimmten
Waren mit umfaßten. Die deutschen Exporteure haben
2 v. H. mehr von den Geschäften an sich gezogen, ein
Ergebnis, welches angesichts des Umstandes, daß der
Hamburger Hasen 1/ der aus Gabun verschifften Hölzer
aufnimmt, vorauszusehen war. Was Belgien, Belgisch-
Nongo und die übrigen Länder betrifft, so zeigen die
Umsätze eine Abnahme, die in Zukunft noch stärker
werden wird, wenn sich mehr französische Privatleute
niederlassen, die keine gemeinsamen Interessen mit
ausländischen Kapitalisten haben.
2. Wenn man die hauptsächlichsten Warengattungen
betrachtet. so zeigt sich, daß die Gewebe etwa ¼ bis
1 der gesamten Einfuhr in Anspruch nehmen.
Das
Bestreben der Schwarzen, sich bessere und tenere
Kleider zu verschaffen, ist das sicherste Zeichen der
Entwicklung ihrer Zivilisation. Es ist darauf hinzu-
weisen, daß sich in die amtlichen Statistiken bei der
Bewertung ein Irrtum eingeschlichen hat, der sich ins-
besondere bei den Einfuhrziffern der Gewebe in den
Jahren 1906 und 1907 bemerkbar gemacht hat. i
Metallwaren nehmen einen immer mehr steigenden
Anteil ein, wie es in einem Lande, welches gerade
damit beginnt, sich die Werkzeuge für eine industrielle
Entwicklung zu schaffen, vollkommen naturgemöß ist.
Vein ist ein bei den Schwarzen beliebtes Getränk ge-
worden. Seit 1896 ist der Weinverbrauch mit abso-
luter Regelmäßigkeit gestiegen, er hat sich in 15 Jahren
verachtfacht. Dieses Anwachsen wird noch lange an-
halten. Alkohol zeigt seit mehreren Jahren dem Werte
nach ein stetiges Bild, doch vermindert sich, wie wir
weiter sehen werden, die Menge der Einfuhr; hieraus
jolgt, daß die Getränke entsprechend dem jetzigen Ge-
schmacke der Kundschaft von besserer Qualität sind.
Dieses Ergebnis ist von größtem Nutzen für die Ge-
jundheit der Allgemeinheit. Da anderseits die Ein-
fuhr von Alkohol in der Gesamteinfuhr eine sinkende
Nolle spielt, so zeigt sich, daß dieses bei den Küsten-
negern sehr geschävte Genuhmittel bei den Eingeborenen
des Hinterlandes weniger beliebt ist und daß es unter
en Handelswaren nur einen weniger wichtigen Platz
eimmimmt. Die geringe Menge des eingeführten Salzes
jieht ganz außer Verhälmis zu der Zahl der Ein-
wohner. Es ist bekannt, daß in den entfernteren Ge-
leten das Salz zu sehr hohem Preise verkauft wird,
und es ist bedauerlich, daß die Schwarzen nicht größere
sü#engen für ibre Ernährung verwenden. Die Aus-
Uhrung des Brüsseler Protokolls") ist die einzige
Wache für den Rückgang des Absatzes an Pulver und
Unaffen. Im allgemeinen zeigt sich, daß zwar die
Cugäbe an Bedeutung gewonnen haben, daß aber der
cschmack der Kundschaft sich wenig geändert hat und
3 die soziale Umwandlung der Bevölkerung noch in
.
w. ) Dieses Brotoboll ist von Frankreich gelündigt
orden und tritt infolgedessen am 15. Februar 1913.
außer Kraft.
den Anfängen steckt. Die neuen Zoll= und Verwaltungs-
vorschriften haben den Import von Alkohol und Pulver
wohl vermindert, aber die Arbeit, welche die Schwarzen
ür den Ankauf dieser Waren geleistet haiten, haben.
ie nicht etwa anderen Beschäftigungen gewidmet,
ondern sie haben lediglich in gleichem Maße ihre
Produktion vermindert. Nur die Bevölkerung in der
Nachbarschaft der Städte hat sich in hinreichend starkem
Maße entwickelt, ihr gesteigerter Reichtum hat ihr
gestattet, ihre Ernährung zu verbessern; Wein und
Brot sind hier ebenso wie Kleidungsstücke von euro-
päischem Schnitt zu Gebrauchsartikeln geworden.
Ausfuhr.
Die für die Einfuhr getroffenen Feststellungen sind
zu ergänzen durch eine Betrachtung des Ausfuhrhandels.
Die Ausfuhr aus Französisch Aquatorial-Afrika
betrug im Jahre 1911:
Nach Frankreich und
seinen Kolonien 14 096 000 Fr. = 54.2 v. H
Nach England 1 634 000 = — 6.3
Deutschland 3 671 O000 J = 14.1
Belgien 6055 000 = = 234
* Belgzisch-Kongo 401 000 = = 15
anderen Ländern 135 000 = = 0.5
im Ganzen , 25992 000 Fr.
Früher stellte sich der Anteil der Bestimmungs-
länder wie folgt: ·
Ausfuhr im Jahre 1906.
Frankreich und Kolonien 5 671 000 Fr. = 35,.5 v. H.
England 1516000 = 9.5
Deutschland 1 164 000 -— 7,6
Belgien. 7590000 = -— 47.4
Belgisch-Kondoo 15 000 -— 0 =
andere Länder 5000 -— 0
im Ganzen 15 861 000 Fr.
Ausfuhr im Jahre 1902.
Frankreich und Kolonien 2 369 000 Fr. 27,5 v. H.
1 3 16.0
England 90 000 — -
Deutschland 385 000 = 4,5 =
andere Länder 4519000 = 52.0
im Ganzen 8 663 000 Fr. «
Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich also die
Ausfuhr unserer Kolonie am #quator verdreifacht;
wenn man den Fehler berichtigt, der durch eine zu
niedrige Bewertung des Kautschuks in den Jahren vor
19009 verursacht ist, ist sie um 250 v. H. gestiegen. In
diesem selben Zeitraum haben die Sendungen nach
dem Mutterlande eine überwiegende Stellung ge-
wonnen, indem sie von 27 v. H. auf 54 v. H. der Ge-
samtausfuhr gestiegen sind. Hieraus darf nicht ge-
schlossen werden, daß das Mutterland die Hälfte der
Produkte verbraucht, denn diese Steigerung der Um-
sätze mit Frankreich rührt zum großen Teile daher,
daß die großen Konzessionsgesellschaften ihren Kautschuk
auf den Markt von Le Havre schicken. von wo ein
großer Teil nach Belgien, England und Holland wieder
ausgeführt wird. Nichtedestoweniger ist dieser Verkehr
für unseren Hafen am Armelkanal und für die fran-
zösischen Schiffahrtsgesellschaften von Nuten. England,
welches früher in Liverpool den Kautschuk und die
Palmprodukte aus Settée-Cama in Empfang nahm,
hat mit dem Verschwinden der dortigen englischen
Häuser diesen Handel verloren. Die englischen Firme'
sind durch die Kolonie aufgekauft worden, um di
dauernden Schwierigkeiten zu vermeiden, die aus ihrer
Nachbarschaft mit den Konzessionsgesellschaften hervor-