Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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gibt an, daß der Häuptling Ndia nicht selbst zu 
Hauptmann v. der Marwitz kam, sondern seinen 
Sohn sandte. Häuptling Ngok kam überhaupt 
nicht. Trotz des ausdrücklichen Verbotes wurde 
während der Anwesenheit des Hauptmanns v. der 
arwitz in jenem Gebiet der französische Posten 
olabied, eine Stunde von Ndia entfernt, von 
ingeborenen abgebrannt. Hauptmann v. der 
Marwig sah auf die Erklärung, daß Idola-Leute, 
le von ihm kurz vorher bestraft worden waren, 
ie Täter gewesen seien, von weiteren Strafen 
dafür ab. Es liegt die Vermutung nahe, daß 
die Eingeborenen diese Nachsicht doch nicht ganz 
in der beabsichtigten Weise gewürdigt haben. 
Dazu kam noch, daß die deutsche Verwaltung 
eine an Zahl erheblich geringere Truppenmacht 
im Lande ließ, als früher dort gewesen war. 
„Senn auch nach mancherlei Erzählungen diese 
srühere starke Truppenmacht anscheinend manches 
an Qualität durch Quantität ersetzen mußte, so 
war für die Eingeborenen doch ohne Zweifel zu- 
nächst nur der in die Augen springende zahlen- 
mäßige Unterschied für ihr Verhalten maßgebend. 
Ferner kommt hinzu, daß die deutsche Verwaltung 
zunächst, um überhaupt bestehen zu können, von 
nfang an Arbeitsleistungen, wenn auch nur in 
geringem Umfange, von den Eingeborenen ver- 
angen mußte, wie Trägergestellung für gelegentlich 
urchreisende Transporte und Verpflegungsliefe- 
rungen für 34 Soldaten und 13 Arbeiter, da es 
tationsfarmen bisher nicht gab. 
So scheint dieser Aufstand die folgerichtige 
Notwendigkeit einer Reihe von Vorgängen und 
uständen gewesen zu sein; man kann ihn nicht 
als die Folge früherer Hetzereien ansehen oder 
er neuen Verwaltung zur Schuld schreiben. 
Vielmehr scheint die in Treichels Bericht erwähnte 
ußerung der Eba, sie wollten erst sehen, ob die 
entschen die Stärkeren seien, durchaus mit dem 
Charakter und der Auffassung dieser bisher über- 
gaupt noch nie zum geringsten Gehorsam genö- 
tigten Eingeborenen übereinzustimmen. Damit ist 
aber auch die Hoffnung berechtigt, daß sie bei 
geeigneter Behandlung und richtiger Verwaltung 
nun danernd die Ruhe halten werden, nachdem 
n sich von der Überlegenheit der neuen Ver— 
valtung überzeugt haben. 
bie Schistahrtsverhältnisse auf dem lwindo und 
Raragua in Sũdkamerun. 
(Mit einer Sligge.) 
ber Im neuen Kamernner Südgebiet befinden sich 
falanmtich zahlreiche schiffbare Flüsse, deren sorg- 
9e Erkundung verkehrswirtschaftlich von großer 
edentung ist. Das Gouvernement hatte des- 
  
halb die Militärstation Akoafim angewiesen, zu- 
nächst die beiden wichtigsten Wasserläufe, Iwindo 
und Karagua, auf ihre Schifbarkeit zu erkunden. 
Mit dieser Aufgabe wurde Leutnant Bock v. Wül- 
fingen betraut, der hierüber folgendermaßen be- 
richtet: 
Am 8. April 1913 verließ ich mit einem 
großen, von Soldaten angefertigten Kanu und 
mit einem kleineren die Station; fünf Soldaten 
und ein Stationsbote waren mir als Nuderer 
beigegeben. 
Am Vortage meiner Abfahrt hatte ich mit 
vollbeladenem Kanu eine Geschwindigkeitsprobe 
vorgenommen und dabei festgestellt, daß flußab- 
wärts bei der sehr langsamen Strömung des 
Karagug eine Geschwindigkeit von 80 m pro 
Minute erreicht wurde, während diese gegen den 
Strom auf 70 m sank. 
Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit 
von 55 m pro Minnte trat ich meine Expedition 
zur Zeit sehr niedrigen Wasserstandes am 8. April 
an; meist behielt ich folgende Tageseinteilung bei: 
kurz nach 6 Uhr vormittags, sobald die Kanus 
gepackt waren, wurde aufgebrochen und bis 12 Uhr 
mittags ununterbrochen gerudert, dann eine halbe 
Stunde Pause eingefügt und alsdann die Weiter- 
fahrt bis 3 Uhr nachmittags fortgesetzt. 
Während am ersten Tage meiner Fahrt nur 
geringfügige Hindernisse, einzelne nicht allzu dicke 
Baumstämme, zu beseitigen waren, verengte sich 
am zweiten Tage der Karagua öfters bis auf 
einige Meter, manchmal schlok sich das dichte Ge- 
büsch von beiden Ufern her ganz zusammen, so 
daß man unter einem Blätterdach dahinfuhr. 
Hin und wieder waren mächtige Baumstämme 
quer über den Fluß gefallen und versperrten ihn 
in seiner ganzen Breite. Dann mußten alle Lasten 
ganz flach auf den Boden gelegt, das Kann unter 
den Stamm gedrückt werden; die Besatzung mußte 
oben hinüberklettern. 
Während der Karagua — der französischen 
Karte nach — von Ngarabinsam bis zur Ein- 
mündung in den Iwindo eine Länge von un- 
gefähr 40 km besitzt, wird er durch seine zahllosen 
Knicke und Krümmungen noch um ein erhebliches 
Stück verlängert. Dazu kommt noch, daß die 
Fahrtdauer durch die vielen ins Flußbelt gestürzten 
Baumstämme stark beeinflußt wird. 
Zur Zeit des niedrigen Wasserstandes besaß 
der Karagna im allgemeinen eine sehr geringe 
Stromgeschwindigkeit von nur 1 Metersekunde. 
Nur an den sehr engen Stellen nahm sie be- 
deutend zu. 
Die Ufer des Karagna sind flach und während 
hohen Wasserstandes weithin überschwemmt. Vom 
Fluß aus läßt sich nur ein einziger Hügel wahr- 
nehmen. Die Ufer sind meist von niedrigem un-
	        
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