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gibt an, daß der Häuptling Ndia nicht selbst zu
Hauptmann v. der Marwitz kam, sondern seinen
Sohn sandte. Häuptling Ngok kam überhaupt
nicht. Trotz des ausdrücklichen Verbotes wurde
während der Anwesenheit des Hauptmanns v. der
arwitz in jenem Gebiet der französische Posten
olabied, eine Stunde von Ndia entfernt, von
ingeborenen abgebrannt. Hauptmann v. der
Marwig sah auf die Erklärung, daß Idola-Leute,
le von ihm kurz vorher bestraft worden waren,
ie Täter gewesen seien, von weiteren Strafen
dafür ab. Es liegt die Vermutung nahe, daß
die Eingeborenen diese Nachsicht doch nicht ganz
in der beabsichtigten Weise gewürdigt haben.
Dazu kam noch, daß die deutsche Verwaltung
eine an Zahl erheblich geringere Truppenmacht
im Lande ließ, als früher dort gewesen war.
„Senn auch nach mancherlei Erzählungen diese
srühere starke Truppenmacht anscheinend manches
an Qualität durch Quantität ersetzen mußte, so
war für die Eingeborenen doch ohne Zweifel zu-
nächst nur der in die Augen springende zahlen-
mäßige Unterschied für ihr Verhalten maßgebend.
Ferner kommt hinzu, daß die deutsche Verwaltung
zunächst, um überhaupt bestehen zu können, von
nfang an Arbeitsleistungen, wenn auch nur in
geringem Umfange, von den Eingeborenen ver-
angen mußte, wie Trägergestellung für gelegentlich
urchreisende Transporte und Verpflegungsliefe-
rungen für 34 Soldaten und 13 Arbeiter, da es
tationsfarmen bisher nicht gab.
So scheint dieser Aufstand die folgerichtige
Notwendigkeit einer Reihe von Vorgängen und
uständen gewesen zu sein; man kann ihn nicht
als die Folge früherer Hetzereien ansehen oder
er neuen Verwaltung zur Schuld schreiben.
Vielmehr scheint die in Treichels Bericht erwähnte
ußerung der Eba, sie wollten erst sehen, ob die
entschen die Stärkeren seien, durchaus mit dem
Charakter und der Auffassung dieser bisher über-
gaupt noch nie zum geringsten Gehorsam genö-
tigten Eingeborenen übereinzustimmen. Damit ist
aber auch die Hoffnung berechtigt, daß sie bei
geeigneter Behandlung und richtiger Verwaltung
nun danernd die Ruhe halten werden, nachdem
n sich von der Überlegenheit der neuen Ver—
valtung überzeugt haben.
bie Schistahrtsverhältnisse auf dem lwindo und
Raragua in Sũdkamerun.
(Mit einer Sligge.)
ber Im neuen Kamernner Südgebiet befinden sich
falanmtich zahlreiche schiffbare Flüsse, deren sorg-
9e Erkundung verkehrswirtschaftlich von großer
edentung ist. Das Gouvernement hatte des-
halb die Militärstation Akoafim angewiesen, zu-
nächst die beiden wichtigsten Wasserläufe, Iwindo
und Karagua, auf ihre Schifbarkeit zu erkunden.
Mit dieser Aufgabe wurde Leutnant Bock v. Wül-
fingen betraut, der hierüber folgendermaßen be-
richtet:
Am 8. April 1913 verließ ich mit einem
großen, von Soldaten angefertigten Kanu und
mit einem kleineren die Station; fünf Soldaten
und ein Stationsbote waren mir als Nuderer
beigegeben.
Am Vortage meiner Abfahrt hatte ich mit
vollbeladenem Kanu eine Geschwindigkeitsprobe
vorgenommen und dabei festgestellt, daß flußab-
wärts bei der sehr langsamen Strömung des
Karagug eine Geschwindigkeit von 80 m pro
Minute erreicht wurde, während diese gegen den
Strom auf 70 m sank.
Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit
von 55 m pro Minnte trat ich meine Expedition
zur Zeit sehr niedrigen Wasserstandes am 8. April
an; meist behielt ich folgende Tageseinteilung bei:
kurz nach 6 Uhr vormittags, sobald die Kanus
gepackt waren, wurde aufgebrochen und bis 12 Uhr
mittags ununterbrochen gerudert, dann eine halbe
Stunde Pause eingefügt und alsdann die Weiter-
fahrt bis 3 Uhr nachmittags fortgesetzt.
Während am ersten Tage meiner Fahrt nur
geringfügige Hindernisse, einzelne nicht allzu dicke
Baumstämme, zu beseitigen waren, verengte sich
am zweiten Tage der Karagua öfters bis auf
einige Meter, manchmal schlok sich das dichte Ge-
büsch von beiden Ufern her ganz zusammen, so
daß man unter einem Blätterdach dahinfuhr.
Hin und wieder waren mächtige Baumstämme
quer über den Fluß gefallen und versperrten ihn
in seiner ganzen Breite. Dann mußten alle Lasten
ganz flach auf den Boden gelegt, das Kann unter
den Stamm gedrückt werden; die Besatzung mußte
oben hinüberklettern.
Während der Karagua — der französischen
Karte nach — von Ngarabinsam bis zur Ein-
mündung in den Iwindo eine Länge von un-
gefähr 40 km besitzt, wird er durch seine zahllosen
Knicke und Krümmungen noch um ein erhebliches
Stück verlängert. Dazu kommt noch, daß die
Fahrtdauer durch die vielen ins Flußbelt gestürzten
Baumstämme stark beeinflußt wird.
Zur Zeit des niedrigen Wasserstandes besaß
der Karagna im allgemeinen eine sehr geringe
Stromgeschwindigkeit von nur 1 Metersekunde.
Nur an den sehr engen Stellen nahm sie be-
deutend zu.
Die Ufer des Karagna sind flach und während
hohen Wasserstandes weithin überschwemmt. Vom
Fluß aus läßt sich nur ein einziger Hügel wahr-
nehmen. Die Ufer sind meist von niedrigem un-