Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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daß Andreas ein 
Seinen Orlog 
erzählte mir jetzt am Feuer, 
sehr strenges Regiment führe. 
habe er in vier „Batterien“ eingeteilt. Die erste 
Batterie bestünde aus den besten Kriegern; diese 
bekämen täglich eine Portion Fleisch, während 
die übrigen nur dreimal wöchentlich Fleisch be- 
kämen. Vieh und Gewehre wären „stiek“ bei 
der Werft. Nach seinen Angaben mußte Andreas 
etwa 150 Gewehre haben. 
Am 12. Mai brachen wir in der Morgen- 
dämmerung aus der Schlucht auf, in der wir 
eine sehr unruhige Nacht verbracht hatten. Die 
Pferde hatten das bißchen Weide bald auf- 
gefressen und liefen dann Futter suchend in der 
felsigen Schlucht hin und her. Die Wände 
hallten gellend von ihrem Hufschlag wider; 
gegen Morgen brach unter den Tieren plötzlich 
eine Panik aus, sie rasten das Flußbett hinunter, 
bis sie durch die Felswand, die wir den Abend 
vorher herabgestiegen waren, aufgehalten wurden. 
Wir marschierten bis 9 Uhr über eine namib- 
artige Fläche und ließen dann die Pferde an 
einer Stelle mit gutem Gras zwei Stunden 
weiden, um den Ausfall der Nachtweide einiger- 
maßen zu ersetzen. 
Um 11 Uhr brach ich wieder auf; ich war 
ungeduldig, die Kompagnie Buchholz endlich 
einzuholen und hatte auch eine unbestimmte 
Ahnung, daß Eile nötig sei. 
Um 12 Uhr kamen wir an eine Wasserstelle 
im Gaob mit Bankwasser; wir tränkten dort 
ohne abzusatteln und ich schickte einen Unter- 
offzier mit drei Reitern voraus mit dem Auf- 
trag, den Oberleutnant Buchholz einzuholen 
und ihm zu melden, daß die Kompagnie im 
Anmarsch wäre. Kurz darauf rückte ich selbst 
wieder weiter. 
Die Spitze war kaum 1 km geritten, als der 
eben abgesandte Unteroffizier im Galopp zurück- 
kam und meldete: „Die Kompagnie Buchholz 
ist seit heute morgen im Gefecht, gleich da vorne 
liegen schon Verwundete. 
Ich ließ antraben; bald kamen uns Reiter 
zu Fuß entgegen, die Verwundete trugen; einer 
schleppte seinen Kameraden, der einen Beinschuß 
hatte, auf dem Rücken, lose Pferde, mit und 
ohne Sättel, und Packtiere, noch voll beladen, 
kamen zurückgelaufen, einige weideten gesattelt 
am Rande des Flußbettes; auf meine Frage, 
wo das Gefsechtsfeld wäre, erhielt ich keine ver- 
nünftige Auskunft. Da ich kein Gewehrfeuer 
hörte, trabte ich im Rivier weiter, bis plötzlich 
mein Pferd zur Seite sprang, da aus einem 
Busch eine Gestalt hervorkroch, die zur Kom- 
pagnie Buchholz gehörte. 
In Kürze erfuhr ich nun folgendes: Die 
Kompagnie war in einen Hinterhalt geraten, 
  
mitten im tief eingeschnittenen Gaob von den 
Höhen aus mit Kreuzfeuer überschüttet worden 
und kann seit drei Stunden aus dieser Falle 
nicht heraus. 
Ich setzte den Mann auf mein zweites Pferd 
und befahl ihm, mich aufs Gefechtsfeld zu 
führen. 
In diesem Gelände auszuklären, hätte Stunden 
beansprucht und hier durfte keine Minute ver- 
loren werden. 
Der Mann versicherte, daß man weiter vorne 
nicht mehr aus dem Flußbett herauskönnte, man 
müßte bis Hosasis zurück. (Die Wasserstelle, 
an der wir um 12 Uhr getränkt hatten.) 
Davon konnte keine Rede sein. Hosasis lag 
2 km rückwärts. Um keine Zeit zu verlieren, 
ließ ich gleich da, wo wir waren, rechts heraus- 
führen; es ging eine sehr steile Schutthalde hinan, 
um halb zwei Uhr war alles oben. Da nichts 
zu sehen und zu hören war, ließ ich aussitzen 
und ritt weiter vor, bis eine ganz tief einge- 
schnittene Seitenschlucht uns zwang, die Pferde 
zu verlassen und in die Schlucht abzusteigen. 
Dies wiederholte sich noch zweimal. Als wir 
mit der allerletzten Kraft aus der dritten Schlucht 
heraufkamen, erhielten wir von einer schräg links 
vorwärts liegenden Kuppe des jenseitigen Ufers 
Flankenfeuer, aus der halben Flanke; es war 
anfangs viel zu kurz, doch kamen die kleinen 
Staubwölkchen sehr rasch näher, aber es war wie 
eine große Befreiung, endlich nach all der Mühsal 
der letzten Wochen und Tage am Feind zu sein. 
In unserer Stellung lagen hohe Blöcke, so 
daß uns der Gegner wenig schaden konnte. 
Nach etwa ¾ Stunden wurde sein Feuer 
langsam und zögernd, und man konnte durchs 
Glas ab und zu eine Gestalt erkennen, die zwischen 
Gras und Klippen rückwärts kriechend verschwand. 
Es löste sich also die Umklammerung, in der 
die Kompagnie Buchholz so bange Stunden fest- 
gehalten war. Der Gegner sah wohl ein, daß 
er angesichts einer frischen Kompagnie auf einen 
vollen Sieg verzichten müsse. An ein Erfolg 
versprechendes Nachdrängen über das Rivier hin- 
weg war in diesem Gelände nicht zu denken, 
ganz abgesehen von dem Zustande meiner Leute, 
von denen ein Unteroffizier und zwei Reiter 
schon beim Aufstieg aus der ersten Seitenschlucht 
an Erschöpfung liegen geblieben waren. 
Ich hatte nur 40 Gewehre in der Front 
und ging mit diesen noch etwa 600 m gerade 
vor, bis wieder eine steile Seitenschlucht zum 
Halten zwang. Jetzt konnte man auch halbrechts 
vor uns, jenseits der Seitenschlucht auf etwa 
800 m Entfernung, Hereros zurückgehen sehen. 
Ich eröffnete nochmals das Feuer, solange 
etwas zu erkennen war, ohne daß es erwidert
	        
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