Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Nun hatten wir einige Tage Ruhe, aber schon 
hörten wir, daß der Feind Eisenbahnschienen von 
Lagos bekommen habe und dabei sei, die Brücke 
über den Sio wieder in Ordnung zu bringen. 
Ferner benutzte er unsere kleinen Maschinen 
(Lokomotiven) und dasjenige rollende Material, 
das leider in Lome hatte bleiben müssen, dazu, seine 
Truppen zu befördern. 
Hauptmann Pfähler, der inzwischen von 
Kratschi angekommen war, wurde nun am 15. August 
abends mit Leutnant Schlettwein, Leutnant 
Stange, Leutnant d. R. Dr. Sengmüller, 
Leutnant d. R. Dr. Kohlsdorf und dem öster- 
reichischen Staatsangehörigen Baron Codelli 
nebst mehreren anderen Europäern und zwei 
Kompagnien Eingeborenen dem Feind nach der 
Station Agbeluwos entgegengeschickt, um ihn 
zu einem Gefecht zu veranlassen. 
Dort wurde die Mitteilung seitens der Ein- 
geborenen gemacht, daß der Feind noch nicht da 
sei, und daraufhin fuhr man weiter. 
Leider stellte es sich heraus, daß die Ein- 
geborenen, wahrscheinlich für Geld gedungen, uns 
falsche Angaben gemacht hatten; denn der Feind 
war tatsächlich schon in Agbeluwos. Als nun 
die Truppen zurückkehrten, waren inzwischen auf 
der Strecke die Schienen gelockert, und der Zug 
dadurch zum Entgleisen gebracht worden. Es 
wurde sodann der Marsch nach Agbeluwos an- 
getreten. In Agbeluwos auf dem Marktplatz 
angekommen — es war abends gegen 7 Uhr —, 
wurden unsere Leute heftig beschossen, da sich der 
Feind in den Faktoreien und in den Stations- 
gebäuden verbarrikadiert hatte. 
In diesem Gefecht verloren wir Hauptmann 
Pfähler (tot), verwundet: Leutnant d. R. 
Dr. Sengmüller (schwerer rechter Oberschenkel- 
schuß), Leutnant d. R. Dr. Kohlsdorf (Schulter- 
schuß). Die beiden letzteren kamen in das Kranken- 
haus nach Lome. Ferner wurden etwa 12 Deutsche 
in englische Gefangenschaft gebracht. 
Es war ein schwerer Verlust, aber die Leute 
haben sich tapfer geschlagen. Leider versagten 
hier die Eingeborenen vollständig, und sehr viele 
haben das Gewehr in den Busch geworfen, die 
Sachen ausgezogen und sind davongelaufen. 
Hier in Agbeluwos vereinigten sich dann die 
Engländer mit den vom Mono her anrückenden 
Franzosen und gingen nun gemeinsam gegen 
uns vor. 
Wir stellten uns am 22. August abermals 
am Chra dem Feinde entgegen, und das war 
das heftigste Gefecht, das stattgefunden hat. Hier 
verloren wir den Bahnassistenten Klemp, welcher 
das Maschinengewehr bediente. Ferner wurden 
verwundet Dr. v. Raven ((linker Unterarmschuß), 
  
und gefangen genommen Assistent Berke. Wir 
mußten schließlich der Übermacht und wegen 
Mangel an Munition weichen. 
Es wurde uns endlich noch gemeldet, daß 
eine Kompagnie Engländer mit einem Maschinen- 
gewehr bereits Palime passiert hätte und im An- 
marsch auf Atakpame wäre. Ferner, daß vom 
Osten noch eine Kompagnie Franzosen komme. 
Es wurde daher mit dem Oberkommandierenden 
der vereinigten Truppen in Unterhandlung ge- 
treten. 
In der Nacht vom 24. bis 25. August wurden 
dann in Kamina sämtliche Türme umgelegt, und 
das Maschinenhaus total vernichtet und in Brand 
gesteckt. 
Am 27. August morgens 8 Uhr fand sodann 
die Übergabe statt. 
Togo ist heute aufgeteilt ungefähr wie folgt: 
Englisch ist die Küste bis Portoseguro am 
Togosee entlang bis zur Mündung des Haho, 
der Lome-Landbezirk, der Misahöhebezirk vom 
Atakpamebezirk, was westlich der Bahn liegt. 
Französisch sind der Anechobezirk, der Atakpame- 
bezirk östlich der Bahn, Atakpame selbst und der 
Sokodebezirk; über den Mangubezirk bin ich nicht 
unterrichtet. In den Bezirken, die von den Eng- 
ländern besetzt sind, ist wohl verschiedentlich ge- 
stohlen worden, zum Teil wohl von farbigen 
Angestellten selbst; sonst ist aber alles in ziem- 
licher Ordnung. 
In das Gebiet, das von den Franzosen 
besetzt ist, geht niemand. · 
Bei mir auf der Pflanzung ist fürchterlich 
gewüstet worden; meine sämtlichen Sachen, Hand- 
werkszeuge usw., Ernte und noch vieles mehr ist 
vernichtet und gestohlen worden. 
Sebe bei Anecho“) soll demoliert sein. 
Anfang Oktober nun ging ein Schreiben in 
Lome herum, daß Nichtkombattanten, die über 
das Reisegeld verfügten, nach einem neutralen 
Hafen fahren könnten. 
Hier meldete auch ich mich, und es ist mir 
gelungen, durchzukommen. 
Soweit der Bericht des deutschen Pflanzers. 
Es sei hierzu noch ausdrücklich bemerkt, daß die 
Kolonialverwaltung unverzüglich nach Bekannt- 
werden der vorstehenden Nachrichten die erforder- 
lichen Schritte getan hat, um eine angemessene 
Behandlung der in Gefangenschaft geratenen 
Deutschen herbeizuführen. 
*) Aus anderer Quelle wird berichtet, daß die 
Franzosen in Anecho sämtliche deutschen Geschäfte ge- 
schlossen hätten. (R. K. A.)
	        
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