68 98
Polizeimeister Baller .
Bei den Kämpfen um Mulundu gegen die Franzosen und Belgier in der Zeit vom 20. bis
22. Dezember v. Js. ist der Polizeimeister
Herr Johannes Baller
den Heldentod für das Vaterland gestorben.
in treuer Pflichterfüllung gedient und sich als tüchtiger Beamter erwiesen.
Ehren gehalten werden.
Berlin, den 13. März 1915.
Baller hat dem Schutzgebiet Kamerun seit April 1913
Sein Andenken wird in
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts.
Solf.
L.LL.
Huchtamtlicher Teil
2E.WS
Der Nrieg in den deutschen Schützgebieten.
Dritte Mitteilung.
I. Deutsch-Ostafrika.
Konnte schon auf Grund der ersten amtlichen
Mitteilungen des Gouverneurs von Deutsch-Ost-
afrika, die mit dem 16.Oktober v. Is. endeten, gesagt
werden, daß die Kriegslage in dieser Kolonie ein
durchaus erfreuliches Bild zeige, so ist dies nach
den neuerdings eingetroffenen weiteren Nachrichten
noch in weit höherem Maße der Fall. Wir haben
inzwischen erfahren, daß die Versuche der Eng-
länder, in Ostafrika einzudringen, mit für
sie schweren Verlusten gescheitert sind, daß
darauf schon Ende November ganz Ostafrika
frei vom Feinde war und sogar noch Teile
englischen Gebietes von unseren Truppen besetzt
worden sind.
Das Wichtigste aus den seit Abschluß unserer
zweiten Mitteilung eingegangenen Meldungen des
Gouverneurs wurde bereits seinerzeit durch die
Tagespresse der Offentlichkeit übergeben. Nach-
stehend seien die betreffenden Ereignisse im Zu-
sammenhang geschildert.
Einleitend sei bemerkt, daß die Engländer in
ihrem ostafrikanischen Schutzgebiet anscheinend
Schwierigkeiten mit Teilen ihrer farbigen Truppen
zu überwinden haben. Schon in den ersten Mit-
teilungen des Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika
war erwähnt, daß die englischen Wasuaheli-
Askari, also eingeborene Soldaten, wie sie auch
den größten Teil unserer Schutztruppe bilden, sich
weigern sollten, gegen uns zu kämpfen. Jetzt be-
richtet der Gouverneur, daß es in Mombasa, der
Hafenstadt Britisch-Ostafrikas, zu einer Revolte
indischer Truppen gekommen sein soll, wobei
zahlreiche Inder und Europäer gefallen seien. Was
die Veranlassung hierzu gab, läßt sich natürlich
noch nicht überblicken. Möglich ist es immerhin,
daß auch nach der ostafrikanischen Küste bereits
Nachrichten von der Verkündung des heiligen
Krieges gelangt sind, die auf die mohammeda-
nischen Wasuaheli und indischen Truppenteile des
gleichen Bekenntnisses eingewirkt haben. Möglich
ist auch, daß für die Weigerung der englischen
Wasuaheli-Askari ihre, in den ersten Zusammen-
stößen mit den unter deutscher Führung kämpfen-
den Stammesbrüdern gemachten Erfahrungen aus-
schlaggebend waren. Auffallend ist es jedenfalls,
daß in sämtlichen englischen Gefechtsberichten nie-
mals von den eigenen eingeborenen farbigen
Truppen (Wasuaheli) die Rede war, und daß
gegen Ende Oktober neue indische Truppen, und
zwar solche aus dem Pendschab, und sogar europäische
Truppenteile von Indien herübergeholt wurden.
Am 29. Oktober erschien einer der auf dem
Victoriasee befindlichen englischen Dampfer vor
dem am Westufer des Sees liegenden Ort Bukoba,
Sitz der Verwaltung des Bezirks gleichen Namens,
und beschoß zwei Stunden lang die dortige Funken-
station. Letztere wurde nur leicht beschädigt und
war kurz nachher wieder betriebsfähig.
Am 31. Oktober wollte eine Expedition unserer
Schutztruppe von Muansa, am Südufer des
Victoriasees, auf dem kleinen Dampfer „Muansa“
und einigen Dhaus (kleinen Segelschiffen) aus-
laufen, wurde aber in Nähe der Küste von einem
sich nahenden englischen Dampfer gestört. Wäh-
rend nun „Muansa“ ihre Fahrt fortsetzte, kehrten
die Dhaus, und zwar eine sofort, die anderen
nach Zwischenlandungen auf küstennahen Inseln,
sämtlich unversehrt nach Muansa zurück. Ihre Be-
schießung seitens des englischen Dampfers
war erfolglos geblieben.
Im Anschluß hieran machten die Engländer
bei Kajanga am Spekegolf (im Südosten des
Victoriasees) einen Landungsversuch, der jedoch
abgewiesen wurde. Die kleine „Muansa“ kehrte
am 2. November ebenfalls zurück, ohne feindlichen
Schiffen begegnet zu sein.
Der Ort Muansa ist Sitz der Verwaltung des
gleichnamigen Bezirks und verfügt, ebenso wie
das vorhergenannte Bukoba, über eine Funken-
station. Wie dort, so hatten die Engländer es
anscheinend auch hier auf die Zerstörung der