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Innere zu bringen, verbot sich, abgesehen von
den Beschwerlichkeiten eines langen Marsches und
des Abtransports der für die umfangreiche Kara-
wane notwendigen Verpflegung, ganz besonders aus
militärischen Erwägungen.
Nach Privatnachrichten wurden die Männer,
Frauen und Kinder in Bare von den Engländern
kriegsgefangen nach Duala weggeführt und dort
drei Wochen unter Bewachung schwarzer Soldaten
in den großen Häusern der Baseler Missions-=
handlungs-Gesellschaft und der Firma Vietor &
Freese gefangen gesetzt. Frauen und Männer
sollen auch wirklich nach Gefangenenart behandelt
worden sein. Die Frauen sollen erst nach zehn
Tagen die Erlaubnis erhalten haben, täglich
einmal die heißen Räume des Hauses zu ver-
lassen und eine Stunde im Freien auf einem be-
stimmten Platz sich zu ergehen. Die Verpflegung
sei ungenügend und mangelhaft gewesen. Schließ-
lich sind die Gefangenen auf den Hilfskreuzer
„Laurentic“ nach England weggeführt worden.
Auch auf der Fahrt hatten sie als Gefangene
durch die schlechte Unterbringung und durch die
verletzende Art der Behandlung von seiten der
Stewards seelisch und körperlich Ahnliches zu
erleiden, wie diejenigen Deutschen, die vorher
auf den englischen Schiffen „Obuafi“, „Arkassa“
und „Appam“ nach England befördert worden
waren. In England wurden die Frauen und
Kinder in die Heimat entlassen, während die
Männer auf Schiffen bei Rhyde auf der Insel
Wight gefangen gesetzt worden sind. Auf diese
Weise sind alle Pflanzungs= und Handelsnieder-
lassungen im Nordbahngebiet von Weißen ent-
blößt worden und der Plünderung, Entwertung
und Vernichtung preisgegeben.
Die Verteidiger der Nordbahn zogen sich in
der ersten Hälfte des Dezember vom Endpunkt
der Bahn durch die Mbo-Ebene auf das Hoch-
plateau von Dschang zurück mit der Absicht, in
befestigten Stellungen den Feinden den Aufstieg
von der Mbo-Ebene aus zu verwehren. Beim
weiteren Vordringen der Feinde haben sich hart-
näckige Kämpfe um den Besitz des Aufstiegs ab-
gespielt. Eines der Gefechte soll unsere Truppen
wieder nach Bare geführt haben. ·
Nach Briefen englischer Offiziere von Anfang
Januar d. J. in der „Morning Post“ vom 26. Fe-
bruar d. J. soll der Aufstieg nach Dschang und
diese Regierungsstation selbst in den letzten Tagen
des Monats Dezember 1914 genommen worden sein.
Nach der gleichen Quelle sollen auch die von Nigerien
gegen den Ossidingebezirk vorrückenden englischen
Streitkräfte im Dezember 1914 „Tag für Tag
an Boden gewonnen haben, obwohl die Deutschen
mit ihrer Nachhut um jeden Zoll Boden fochten“.
Der Briefschreiber hofft, bald mit der Abteilung
in Dschang in Berührung zu kommen, und stellt
nach dieser Vereinigung den Vorstoß auf die
Regierungsstation Bamenda in Aussicht.
Auch über die kriegerischen Vorgänge am
Kamerunberg liegen eingehendere Privat-
nachrichten vor. In den ersten Tagen des Oktober
haben die Engländer vorübergehend Victoria,
Miselele und Bibundi besetzt und die dort
befindlichen Europäer ehrenwörtlich zur Neutra-
lität verpflichtet. In Bibundi selbst wurden ein
Pflanzer und zwei Europäer des dortigen Beob-
achtungspostens gefangen genommen, auch die
Postkasse und die Kasse der Bibundi-Gesellschaft
weggenommen. In Tiko, wo ein Zug von
etwa 30 schwarzen Soldaten unter Leutnant d. R.
Dr. Keilhack aufgestellt war, kam es am 1. Ok-
tober vor der Besetzung zu einer Beschießung,
bei der Leutnant Keilhack schwer verwundet
wurde. Er wurde gefangen genommen und ist
leider bald nachher seinen Wunden erlegen. Nach
dieser kurzen Expedition — die Engländer hatten
schon im September 1914 nacheinander ver-
schiedene, am Kamerunberg gelegene Pflanzungen
ihres Personals beraubt — zogen sie wieder ab
und ließen das Gebiet am Kamerunberg bis
Mitte November unbehelligt.
Am 13. November wurde der Angriff von
den vereinigten Engländern und Franzosen gegen
Buea von drei Seiten angesetzt. An diesem Tag
bombardierte der französische Kreuzer „Brutx“
und die englische Gouvernementsyacht „Ivy“
zum zweiten Male Victoria und Kakaohafen,
wo zwei Züge schwarzer Soldaten unter Führung
von Leutnant d. R. Assessor Feldmann und
Leutnant d. R. Hoffmann standen, ebenso Tiko.
Kakaohafen und Victoria wurden besetzt, nachdem
unter dem Schutz zweier Fluß-Kanonenboote in
Kakaohafen 75 Mann Marinesoldaten gelandet
worden waren. Unsere Truppen zogen sich vor
der Übermacht, die in der Folge ausgeschifft
wurde, in der Richtung Boniadikombo zurück.
Sowohl von Victoria als von Tiko aus mar-
schierten dann die vereinigten Feinde am Kamerun-
berg hinauf gegen Buea vor, zu gleicher Zeit
aber auch noch von der dritten Stelle aus, von
Mpundu am Mungo, über Ekona. Von
jeder dieser drei Stellen, in deren Gebieten durch
Leutnant d. R. Regierungsbaumeister Dr. Eifler
Verteidigungsstellen angelegt waren, bewegten sich
Truppenmassen in Stärke von etwa je 600 bis
800 Schwarzen mit insgesamt etwa 100 Weißen vor.
Ihnen hatte Hauptmann Gaiser, der zur Beob-
achtung und zum Schutz des Gebietes am Kamerun-
berg befohlen war, nur etwa 6 Offiziere und 200 Ge-
wehre gegenüberzustellen. Am 14. Dezember
drangen die Engländer von Tiko bis Dibanda,
halbwegs zwischen Tiko und Buea, vor. Dort wurden