Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Leutnant d. Res. Feldmann und Leutnant d. Res. 
Baerensprung) sowie ich und die Frauen und Kinder 
bekamen durch die Liebenswürdigkeit eines englischen 
Offiziers zu essen, wie wir überhaupt im allgemeinen 
besser behandelt wurden. Die übrigen Gefangenen, 
die im Salon der 2. KRlasse zusammengepfercht waren, 
haben während der Überfahrt von Victoria nach Duala 
meines Wissens nichts zu essen bekommen, auch die 
Nacht über nicht, während der Dampfer vor Duala 
lag. Vor der Tür des Salons standen zwei weiße 
Soldaten mit aufgepflanztem Seitengewehr. In Duala 
angekommen, mußten wir uns in den Hof der Baseler 
Missiond-Oandlungsgesellschaft begeben, der als Kriegs= 
gefangenenlager eingerichtet war. Unuser Gepäck wurde 
genau untersucht. Vor allem wurden alle Papiere 
durchgesehen und zum größten Teil zurückbehalten. 
Dann wurde uns das Geld bis auf 100 Mark ab- 
genommen. Ich habe hierfür eine Inittung erhalten 
und, soviel ich weisz, auch die anderen Gefangenen. Die 
Verpflegung während des Aufenthalts im Gefangenen- 
lager war, wenn auch nicht gut, so doch auoreichend. 
Nach dem 22. November wurden sämtliche Männer und 
die meisten Frauen des ersten Transports auf den 
vor Duala liegenden englischen Dampfer „Appam“ 
gebracht.“ 
Eine in Deutschland eidlich vernommene 
Zeugin aus Buca gibt über das Auftreten der 
Engländer dort noch folgendes an: 
„Die Häuser wurden mit Eingquartierung belegt, 
aber nur von Weißen; dagegen wurden die Schwarzen 
massenhaft in den Hausgärten untergebracht. Mein 
Haus blicb frei; es ist mir auch, solange ich in meinem 
Hause war, kein Schaden an meinen Sachen zugefügt 
worden. Dagegen habe ich von anderen gehort, daß 
zahlreiche Sachbeschädigungen und Diebstähle 
durch die Truppen unter den Augen der Offi- 
ziere begangen worden sind. Juobesondere habe 
ich erfahren, daß einem Oberbeamten aus einem ver- 
schlossenen Roffer sehr viel Wäsche, Bilder und andere 
wertvolle Sachen gestohlen worden sind. daß im 
Missionsgebande Tische und Bänke zertrümmert und 
als Feuerholz verwandt worden sind, ebenso, wie die 
Vorräte der Gouvernementotischlerei. Ich habe selbst 
gesehen, daß der Garten der Mission ausgeraubt 
und zertrampelt worden ist. Auch das Vich 
der Mission ist weggenommen worden. Alle 
Zivilpersonen, einschließlich der Frauen, mußten ihr 
Ehrenwort dahin abgeben, daß sie nichts gegen die 
Engländer und Frangosen unternehmen und nicht 
fliehen würden. 
In der zeit vom 21. November ab wurden alle 
Deutschen in verschiedenen Transporten und unter dem 
(Geleit schwarzer Soldaten auf ein Schiff gebracht. 
An (Kcpäck durften wir drei Lasten zu je 30 ku mit- 
nehmen. Unser übriges Eigentum mußten wir zurück- 
lassen. Die Verpflegung auf dem Schiff war der 
Menge nach ungeniugend, der Beschaffenheit nach sehr 
schlecht. Das Es#geschirr war äußerst unsauber; man 
ekelte sich, es zu benutzen. Die Männer mußten ihr 
Essen in einem anderen Raume stehend einnehmen. 
Es war noch mehr ungenügend in der Menge als 
unseres. Alle Frauen waren in MNabinen untergebracht, 
ebenso die Eheraare und einige Offizgiere und Beamte. 
Die anderen Männer, anfangs übrigens auch Beamte, 
waren in einem einzigen Raum, Eßsaal 2. RKlasse, 
untergebracht, und zwar auch die Krankent.). An- 
fangs hatten sie keine Betten. Später erhielten sie 
Matratzen und Decken. 
Die Offiziere, namentlich einer, die uus auf dem 
Schiff mit ihren Leuten bewachten, benahmen sich auch 
  
gegen uns Frauen höchst unritterlich. Einer zeigte 
uns öfter englische Zeitungen mit Lügennachrichten 
und Beschimpfungen unseres Kaisers, wobei er 
triumphierend lächelte. Er riß auch einmal einer 
Dame, die Wintersachen in Empfang nehmen wollte 
und eine zeitung in der Hand trug, diese aus der 
Oand mit den Worten: „Das sind keine Wintersachen.“ 
Mir gegenüber erging sich einer der Offiziere in be- 
leidigenden Außerungen über unsere Schutztruppe, 
obwohl er wußte, daß mein Mann als Offizier bei 
dieser stand. 
Ehe der Dampfer abging, wurde sämtlichen 
Deutschen ihr Geld bis auf einen Betrag von je 
100 . von Offizieren abgenommen. UÜber die ab- 
genommenen, teilweise sehr bohen Summen erhielten 
wir Bescheinigungen in Gestalt von kleinen, mit 
Bleistift beschriebenen getteln, auf welchen Geldsummen 
in englischer Währung zu einem auffällig niedrigen. 
für die Deutschen nachteiligen Kurs verzeichnet waren. 
Die schlechte Ernährung und der Mangel an Suß- 
wasser, der tägliches Baden und häufiges Recinigen 
der Leibwäsche nicht gestattete, hatte zur Folge, daß 
bei den Kindern sich Krankheiten einstellten, insbesondere 
Roter Hund, Brechdurchfall, Furunkulose." 
Hiernach haben also auch die aus Buea in 
die Kriegsgefangenschaft weggeführten Deutschen 
sowohl noch in Kamerun selbst als auch auf der 
Fahrt nach England ähnliche Leiden erdulden 
müssen, wie die aus Duala abgeführten Deutschen. 
Die Besetzung Edeas war den vereinigten 
Engländern und Franzosen nur nach dem hart- 
näckigsten Widerstand gelungen. Unser Rückzug 
aus Duala über Japoma nach dem Dibamba= 
Abschnitt — zwischen dem Dibamba-Fluß und 
Edea — ist unter heftigen Känipfen erfolgt. Ein 
französischer Offizier berichtet darüber folgendes: 
„Japoma wurde nach zwei heftigen Ge- 
fechten eingenommen; die Brücke über den 
Dibamba-Fluß war unterminiert; um sie über- 
schreiten zu können, mußten acht Kanonen in 
Aktion treten. Die deutschen Maschinengewehre 
sind ausgezeichnet und richteten schweren Schaden 
an. Nach Uberschreiten der Brücke war das 
Vorrücken womöglich noch schwieriger; denn die 
Deutschen besaßen einen gepanzerten Wagen. 
Schließlich brachten wir Marinegeschütz 75 in 
Stellung und zerstörten den Panzerwagen mit 
fünf bis sechs Schüssen. Unsere Tirailleurs ver- 
folgten den Feind 40 km weit.“ 
Nachdem bis zum 21. Oktober 1914 der 
Dibamba-Abschnitt gehalten worden war, mußte 
sich unsere Truppe nach Edea zurückziehen. 
Gegen diese rückte der Feind von drei Seiten 
heran: von der Landseite über den Dibamba- 
Abschnitt, dann vom Sanaga-Strom her aufwärts 
und zuletzt von der Seeseite den Njong-Fluß 
aufwärts. Der Angriff vom Sanaga her ist 
durch den ungewöhnlich hohen Wasserstand und 
durch die verräterischen Malimba und 
Batanga begünstigt worden. Die dritte feind- 
liche Kolonne, welche auf dem Njong herankam,
	        
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