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geschnitten, der mit Verstärkungen zurückkam, sich
Ndsimu bemächtigte und sich dort befestigte.
Kommandant der Kolonne, welcher die Sicherheit
auf Fluß herstellen und benachbarte Gegenden
von jedem verdächtigen Feind säubern sollte,
ersuchte in Brazzaville um Verstärkungen, die
ihm sofort gesandt auf belgischem Dampfer
„Luxemburg“, welchen belgischer Gouverneur
Verfügung stellte. Ein französisch-belgisches De-
tachement fuhr nach Wesso hinauf. Zu gleicher
Zeit begaben sich dorthin General Aymerich,
Oberkommandant der Truppen in Franzäöfisch-
Aquatorialafrika, und der Leutnant-Gouverneur
von Mittelkongo, Fourneau, um Verwaltungs-
maßnahmen für besetzte Gegenden anzuordnen;
um so schnell als möglich mit Hutin in Ver-
bindung zu treten, beschloß General Aymerich,
bald nach Ankunft Angriss von Ndsimu zu be-
treiben. Dieses setzte energischen Widerstand
entgegen, und erst nach zwei Tagen — am
28. Oktober — erbittersten Kampfes gelang es
den Franzosen, es zu nehmen. Fourneau wurde
dabei schwer verletzt. Hutin hatte inzwischen
Nola und Oberst Morisson Carnot und Bania
genommen.“
Der „Daily Telegraph“ veröffentlichte um
Mitte Januar noch weitere Einzelheiten über die
Kämpfe am Ssanga:
„Die Streitkräfte, die mit der Eroberung
Mittel-Ssangas beauftragt waren, setzten sich aus
mehreren französischen Kolonial-Regimentern und
einem Bataillon Belgier unter Oberbefehl des
Kommandanten Bal zusammen. Zu Wasser
wurden sie von dem geschützten Flußdampfer
„Luxemburg“ unter Kapitän Goranson unterstützt.
Die gesamte Streitmacht wurde von Oberst Hutin
befehligt. Am 6. Oktober besetzten die Verbündeten
die deutsche Ansiedlung Djembe, ohne Widerstand
zu finden. Zwei Tage später erfolgte je-
doch ein plötzlicher Uberfall durch die
Deutschen, in dem sie die Verbündeten
unter Zurücklassung einer Reihe Toter und
Verwundeter zu schleunigem Rückzug
zwangen. Die Deutschen ergriffen ihrer-
seits die Offensive und besetzten in
schneller Reihenfolge Rdsimu und Bomassa;
erst in Wesso fanden sie einigen Wider-
stand. Die hier befindliche Garnison
mußte sich jedoch nach mehrtägigem Kampfe
den deutschen Streitkräften ergeben. Alle
eroberten Stellungen wurden von den Deutschen
sofort stark befestigt. Ende Oktober wurde fran-
zösischerseits ein Angriff gleichzeitig gegen Rdsimu,
Bomassa und Wesso zu Wasser und zu Lande
unternommen. Der Dampfer „Luremburg“" wurde
dabei durch deutsches Maschinengewehrfeuer schwer
beschädigt, so daß er in Gefahr geriet, zu sinken.
In den ersten Tagen wurden alle An-
griffe der Verbündeten von den Deutschen
siegreich zurückgeschlagen. Die Verbündeten
mußten Verstärkungen erwarten; sie trafen nach
einiger Zeit in Stärke von 500 Mann ein;
hierauf nahmen die Deutschen bei Ndsimu neue
starke Stellungen ein, die besonders durch Schützen-
gräben verteidigt wurden. Hier leisteten sie
dem Ansturm der Verbündeten lange Zeit
hindurch den hartnäckigsten Widerstand und
räumten den Platz erst, als auf gegnerischer
Seite schwere Artillerie aufgefahren wurde; diese
legte die deutschen Verschanzungen in Trümmer.
Eine Verfolgung der sich zurückziehenden
Deutschen konnten die Franzosen nicht
durchführen. Die Deutschen verloren an Toten
im ganzen nur 25 Mann; die Zahl der Ver-
wundeten ist nicht bekannt, da sie auf dem Rück-
zuge mitgenommen wurden. Die Franzosen ver-
loren 4 Offiziere, die Belgier 3. Die Mann-
schaftsverluste sind nicht genau bekannt.“
Nach diesen Nachrichten haben sich für den
Zeitraum von Anfang Oktober bis Anfang De-
zember 1914 die Ereignisse an der Ostgrenze
von Alt= und Neu-Kamerun, wie folgt, ent-
wickelt:
Während der ersten Hälfte des Monats Ok-
tober lieferten unsere Truppen, etwa 300 bis
400 Gewehre, am Ssanga zwischen Wesso und
Nola den Feinden verschiedene siegreiche Gefechte,
die ihnen in diesem Gebiet die Oberhand ver-
schafften. Erst in der zweiten Hälfte des Oktober,
auf die erhebliche Verstärkung von 500 Mann
hin, gelang es den vereinigten Franzosen und
Belgiern, nach erbitterten Kämpfen am Ssanga
zwischen Nola und Wesso durch Artillerie ihre
erdrückende Ubermacht zur Geltung zu bringen
und unsere Truppen zum Rückzug zu zwingen.
Hierdurch war auch Nola der Übermacht aus-
geliesert. und wurde nach hartnäckigem Kampf am
18. Oktober eingenommen. Oberleutnant Meyer,
Leutnant Knörzer, Dr. Koch und die Unter-
offiziere Einfeldt und Patschke, die hierbei in
Kriegsgefangenschaft gerieten, sind nach Bra zza-
ville am Kongo gebracht worden. Ein Teil der aus
dem Ssangagebiet zurückgehenden Kräfte zog sich
gegen den Dscha zurück, ein anderer zog auf
die Nachricht, daß sehr storke Kräfte von Carnot
her gegen den Mambere und Kadéêi und das
befestigte Baturi im Anmarsch seien, nach Norden
unserer Abteilung am Kadöi zu Hilfe.
Dort standen im November 1914 alles in
allem, etwa 600 bis 700 Gewehre. Anfang
Dezember 1914 haben die Franzosen auf ihrem
Vormarsch den Ort Bumbe am Bumbe lII,