Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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wegen des nunmehr vorhandenen größeren Wasser- 
vorrates mit geringeren Schwierigkeiten beim 
Vordringen ins Innere rechnen. Man sei sich 
auch darüber klar, daß die Überwindung des 
Müstengürtels möglichst schnell erfolgen müsse, um 
die dort jetzt vorhandenen Wasservorräte aus- 
zunutzen und das Innere zu erreichen, wo mit 
dem stärksten Widerstand zu rechnen sei. 
Selbstverständlich ist dieser Umstand auch für 
die landwirtschaftliche Produktion im 
Schutzgebiet von größter Tragweite. 
Wenn wir noch hinzufügen, daß nach einer 
amtlichen Meldung des Gouverneurs auch Un- 
ruhen bei der eingeborenen Bevölkerung 
nicht vorgekommen sind, so vervollständigt 
sich das günstige Bild der Gesamtlage nach 
allen Richtungen. 
Seit Anfang Februar sehen wir die englisch- 
südafrikanischen Truppen zu Lande die Offen- 
sive gegen Südwestafrika aufnehmen, und 
zwar im Süden über den Oranjefluß sowie von 
den feindlicherseits besetzten Küstenplätzen Lüderitz- 
bucht und Swakopmund aus entlang den von 
hier aus ins Innere führenden Bahnen. Die 
von Swakopmund aus eingeleiteten Operationen 
scheinen unter persönlicher Leitung Bothas zu 
stehen, dessen Eintreffen in Walfischbucht unter 
dem 16. Februar d. Is. gemeldet wurde. 
Wenden wir uns nun zunächst den Ereignissen 
an der Südgrenze, dem Oranjefluß zu. 
Dort hatten Mitte September v. Is. englisch- 
südafrikanische Truppen unter Führung des Oberst 
Grant den Oranje bei Ramansdrift überschritten 
und waren auf Sandfontein vorgerückt. Dort 
wurden sie am 25. September von einer Ab- 
teilung unserer Schutztruppe unter Führung ihres 
Kommandeurs Oberstleutnant von Heydebreck 
angegriffen und unter Vernichtung von drei 
Schwadronen sowie einem Verluste von 15 Offi- 
zieren und 200 Mann an Gefangenen und zwei 
Geschützen entscheidend geschlagen. Der Rest 
entkam über den Oranje. Leider wurde kurz 
darauf — wo und bei welcher Gelegenheit, ist 
noch nicht bekannt — Oberstleutnant von Heyde- 
breck schwer verwundet und starb am 
12. November. 
Später scheinen bis Anfang d. Js. an der 
Südgrenze keine Zusammenstöße mehr stattgefunden 
zu haben. 
Dagegen kam es in der Nähe der Südost- 
ecke des Schutzgebietes gegen Ende v. Js. zu 
Kämnpfen zwischen aufständigen Buren, die unter 
der Führung von Maritz und Kemp standen, 
und Truppen der Union. 
Dort war es den beiden vorgenannten Buren- 
Uhrern am 22. Dezember geglückt, mit 800 Mann, 
  
4 Geschützen und 4 Maschinengewehren bei Naus 
südlich Schuitdrift die englisch-südafrika- 
nischen Truppen überraschend anzugreifen 
und zu schlagen. Maritz soll dann vor an- 
rückenden englischen Verstärkungen wieder zurück- 
gegangen sein. 
Am 24. Januar d. Is. haben Maritz und 
Kemp den im südafrikanischen Gebiet liegenden 
Ort Upington angegriffen, wurden aber mit an- 
scheinend schweren Verlusten zurückgeschlagen. 
Zuverlässige Einzelheiten über dieses Gefecht sind 
bisher noch nicht bekannt geworden. 
UÜber die nun folgenden Ereignisse, insbesondere 
das Verhalten von Maritz und Kemp sind die 
Mitteilungen, die Reuter sich darüber aus Prä- 
toria und Kapstadt geben läßt, derartig dunkel 
und widersprechend, daß man daraus ein klares 
Bild nicht gewinnen kann. Auf jeden Fall 
scheint aber festzustehen, daß nach dem Mißerfolg 
bei Upington Verhandlungen zwischen den auf- 
ständigen Buren und dem Führer der Union- 
truppen stattgefunden haben, in Verfolg deren 
sich Kommandant Kemp mit 43 Offizieren, 
486 Mann und vom Kommando Maritzs 
4 Offiziere, 100 Mann ergeben haben sollen. 
Von Maritz wird dann weiter berichtet, daß er 
gleichfalls zugesagt, sich zu ergeben, und ver- 
sprochen habe, durch Verrat die deutsche Artillerie 
in die Hände der Uniontruppen zu liefern. Als 
Grund für dieses Verhalten der Burenführer 
wird angegeben, daß es zwischen ihnen und den 
Deutschen zu Zwistigkeiten gekommen sei. Maritz 
soll dann die Deutschen nach Kakamas, einem 
am Nordufer des Oranje auf britischem Gebiet 
liegenden Ort geführt haben. Bei ihrem Angriff 
auf den Ort seien dann die Deutschen zurück- 
geschlagen worden, wobei unsere Artillerie infolge 
des Verrats von Maritz nur mit Mühe ent- 
kommen und schwere Verluste erlitten haben soll. 
Die Deutschen hätten dann Maritz, als sie seinen 
Verrat entdeckten, sofort festgenommen und wahr- 
scheinlich ohne weiteren Prozeß erschossen. An 
anderer Stelle werden dann noch in englischen 
Berichten die Stärke der Deutschen auf 600 Mann 
und ihre Verluste auf 9 Tote, 22 Verwundete 
angegeben, während die der Engländer 1 Toten 
und 2 Verwundete betragen haben sollen. Über 
Maritz heißt es weiter in neuerdings bekannt 
gewordenen englischen Nachrichten, daß er ge- 
fangen nach Windhuk gebracht worden sei. 
Was an allen diesen Meldungen wahr ist, 
läßt sich hier vorläufig nicht nachprüsen. Tat- 
sache ist nur, daß Anfang Februar bei 
Kakamas ein Gefecht unserer Schutztruppe 
gegen südafrikanische Truppen statt- 
gefunden hat, das aber einen ganz anderen 
Ausgang nahm, als Renuter es darzustellen ver-
	        
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