W 125 20
wegen des nunmehr vorhandenen größeren Wasser-
vorrates mit geringeren Schwierigkeiten beim
Vordringen ins Innere rechnen. Man sei sich
auch darüber klar, daß die Überwindung des
Müstengürtels möglichst schnell erfolgen müsse, um
die dort jetzt vorhandenen Wasservorräte aus-
zunutzen und das Innere zu erreichen, wo mit
dem stärksten Widerstand zu rechnen sei.
Selbstverständlich ist dieser Umstand auch für
die landwirtschaftliche Produktion im
Schutzgebiet von größter Tragweite.
Wenn wir noch hinzufügen, daß nach einer
amtlichen Meldung des Gouverneurs auch Un-
ruhen bei der eingeborenen Bevölkerung
nicht vorgekommen sind, so vervollständigt
sich das günstige Bild der Gesamtlage nach
allen Richtungen.
Seit Anfang Februar sehen wir die englisch-
südafrikanischen Truppen zu Lande die Offen-
sive gegen Südwestafrika aufnehmen, und
zwar im Süden über den Oranjefluß sowie von
den feindlicherseits besetzten Küstenplätzen Lüderitz-
bucht und Swakopmund aus entlang den von
hier aus ins Innere führenden Bahnen. Die
von Swakopmund aus eingeleiteten Operationen
scheinen unter persönlicher Leitung Bothas zu
stehen, dessen Eintreffen in Walfischbucht unter
dem 16. Februar d. Is. gemeldet wurde.
Wenden wir uns nun zunächst den Ereignissen
an der Südgrenze, dem Oranjefluß zu.
Dort hatten Mitte September v. Is. englisch-
südafrikanische Truppen unter Führung des Oberst
Grant den Oranje bei Ramansdrift überschritten
und waren auf Sandfontein vorgerückt. Dort
wurden sie am 25. September von einer Ab-
teilung unserer Schutztruppe unter Führung ihres
Kommandeurs Oberstleutnant von Heydebreck
angegriffen und unter Vernichtung von drei
Schwadronen sowie einem Verluste von 15 Offi-
zieren und 200 Mann an Gefangenen und zwei
Geschützen entscheidend geschlagen. Der Rest
entkam über den Oranje. Leider wurde kurz
darauf — wo und bei welcher Gelegenheit, ist
noch nicht bekannt — Oberstleutnant von Heyde-
breck schwer verwundet und starb am
12. November.
Später scheinen bis Anfang d. Js. an der
Südgrenze keine Zusammenstöße mehr stattgefunden
zu haben.
Dagegen kam es in der Nähe der Südost-
ecke des Schutzgebietes gegen Ende v. Js. zu
Kämnpfen zwischen aufständigen Buren, die unter
der Führung von Maritz und Kemp standen,
und Truppen der Union.
Dort war es den beiden vorgenannten Buren-
Uhrern am 22. Dezember geglückt, mit 800 Mann,
4 Geschützen und 4 Maschinengewehren bei Naus
südlich Schuitdrift die englisch-südafrika-
nischen Truppen überraschend anzugreifen
und zu schlagen. Maritz soll dann vor an-
rückenden englischen Verstärkungen wieder zurück-
gegangen sein.
Am 24. Januar d. Is. haben Maritz und
Kemp den im südafrikanischen Gebiet liegenden
Ort Upington angegriffen, wurden aber mit an-
scheinend schweren Verlusten zurückgeschlagen.
Zuverlässige Einzelheiten über dieses Gefecht sind
bisher noch nicht bekannt geworden.
UÜber die nun folgenden Ereignisse, insbesondere
das Verhalten von Maritz und Kemp sind die
Mitteilungen, die Reuter sich darüber aus Prä-
toria und Kapstadt geben läßt, derartig dunkel
und widersprechend, daß man daraus ein klares
Bild nicht gewinnen kann. Auf jeden Fall
scheint aber festzustehen, daß nach dem Mißerfolg
bei Upington Verhandlungen zwischen den auf-
ständigen Buren und dem Führer der Union-
truppen stattgefunden haben, in Verfolg deren
sich Kommandant Kemp mit 43 Offizieren,
486 Mann und vom Kommando Maritzs
4 Offiziere, 100 Mann ergeben haben sollen.
Von Maritz wird dann weiter berichtet, daß er
gleichfalls zugesagt, sich zu ergeben, und ver-
sprochen habe, durch Verrat die deutsche Artillerie
in die Hände der Uniontruppen zu liefern. Als
Grund für dieses Verhalten der Burenführer
wird angegeben, daß es zwischen ihnen und den
Deutschen zu Zwistigkeiten gekommen sei. Maritz
soll dann die Deutschen nach Kakamas, einem
am Nordufer des Oranje auf britischem Gebiet
liegenden Ort geführt haben. Bei ihrem Angriff
auf den Ort seien dann die Deutschen zurück-
geschlagen worden, wobei unsere Artillerie infolge
des Verrats von Maritz nur mit Mühe ent-
kommen und schwere Verluste erlitten haben soll.
Die Deutschen hätten dann Maritz, als sie seinen
Verrat entdeckten, sofort festgenommen und wahr-
scheinlich ohne weiteren Prozeß erschossen. An
anderer Stelle werden dann noch in englischen
Berichten die Stärke der Deutschen auf 600 Mann
und ihre Verluste auf 9 Tote, 22 Verwundete
angegeben, während die der Engländer 1 Toten
und 2 Verwundete betragen haben sollen. Über
Maritz heißt es weiter in neuerdings bekannt
gewordenen englischen Nachrichten, daß er ge-
fangen nach Windhuk gebracht worden sei.
Was an allen diesen Meldungen wahr ist,
läßt sich hier vorläufig nicht nachprüsen. Tat-
sache ist nur, daß Anfang Februar bei
Kakamas ein Gefecht unserer Schutztruppe
gegen südafrikanische Truppen statt-
gefunden hat, das aber einen ganz anderen
Ausgang nahm, als Renuter es darzustellen ver-