Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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tember ist mit Ausnahme von einigen wenigen 
Häusern jedes Haus bis in die letzten Winkel durch- 
stöobert und geplündert worden. Wohl in 
der Absicht, jede Verbindung der Küstenbevölkerung 
mit der fechtenden Truppe zu unterbinden, wurde 
unter Anwendung scharfer Drohungen ein dra- 
konisches Regiment eingeführt. Fast jeder Weiße 
wurde, wenigstens zeitweise, festgesetzt. Wer seinen 
Geschäften nachgehen wollte, mußte zunächst den 
Neutralitätseid leisten. 
Gleichzeitig mit der Besetzung von Rabaul 
ist von dem Oberkommandierenden der britischen 
Okkupationstruppen eine Bekanntmachung erlassen 
worden, welche bereits in der letzten Mitteilung 
über den Krieg in den Schutzgebieten abgedruckt 
worden ist. 
In der Frühe des 14. September wurde die bri- 
tische Garnison in Herbertshöhe alarmiert. 
Kurz nach 6 Uhr begann der Kreuzer „Encounter“ 
das Gelände zwischen der Küste und Toma mit 
6zölligen Granaten zu beschießen. Es fielen etwa 
60 Schüsse. Wie nachträglich festgestellt werden 
konnte, sind einige Eingeborene getötet und ver- 
letzt worden. Ihre Zahl ist aber nicht ermittelt 
worden. Weiße sind nicht zu Schaden gekommen. 
Doch hat das bei einzelnen nur an einem Haare 
gehangen. Das Bombardement war nach meinen 
Erkundigungen nicht vorher bekanntgegeben 
worden. Ein Weißer in Herbertshöhe machte 
den das Bombardement leitenden Oberstleutnant 
darauf aufmerksam, daß sich in dem be- 
schossenen Gelände eine einzelne Frau mit 
mehreren Kindern, Milssionsschwestern, 
Patres und weiße Pflanzer — abgesehen 
von zahlreichen Eingeborenen — befänden, da- 
gegen sicherlich kein Angehöriger der bewaffneten 
Macht, erhielt indes die Antwort: „we 
cannot help it“. Dann rückte eine starke 
britische Kolonne, etwa 600 Mann, mit aus- 
giebiger Seitendeckung auf dem Hauptwege nach 
Giregire und Toma vor. Außerdem drangen 
mehrere Kompagnien, von eingeborenen An- 
hängern der wesleyanischen Mission geführt, auf 
Nebenwegen in das Hinterland vor. Die Haupt- 
kolonne traf gegen Mittag mit einer Anzahl 
Maschinengewehre und Schnellfeuergeschütze bei 
dem nur mehr von dem Pächter bewohnten Er- 
holungsheim Toma ein und führte von dort aus 
Rekognoszierungen in der Richtung auf die Taulil= 
Niederung, beiderseits des Wunakokor, aus. 
Einzelne Schüsse fielen aus den Geschützen. Im 
Spätnachmittag zog die Truppe wieder ab. 
Das Bombardement hat auf die Eingeborenen 
einen stark verschüchternden Eindruck gemacht. Aus 
dem Vorgelände waren alle Bewohner verschwunden. 
Und in der Taulil-Niederung wurden allerorts 
Höhlen gegraben und andere Verstecke hergestellt. 
  
"1! 
Am Nachmittag des 14. September er- 
hielt ich von dem britischen Oberstleutnant, 
welcher die Operation auf Toma leitete, 
eine Aufforderung zu einer Besprechung 
mit dem Oberstkommandierenden der 
Okkupationstruppen. Letzterer war uns von 
dem britischen Admiral als zur Führung der Ver- 
handlungen ermächtigt bezeichnet worden. Ich ging 
darauf ein und akzeptierte eine Zusammenkunft in 
Herbertshöhe am 15. September 11 Uhr vormittags. 
An der Besprechung hat der Leutnant d. R. 
von Blumenthal teilgenommen. Der Brigade- 
kommandeur Holmes kam dazu mit mehr als 
einstündiger Verspätung aus Rabaul. Die Ver- 
handlungen waren weder angenehm noch ganz 
leicht. Es wurde schließlich eine Aufzeichnung 
angefertigt, deren Inhalt ich erklärte, zunächst 
mit meinen Ratgebern erörtern zu müssen. Eine 
endgültige Erklärung behielt ich mir bis zum 
17. September, 12 Uhr mittags, in Herberts- 
höhe vor. 
Für die weitere Entscheidung war die Beur- 
teilung der militärischen Lage maßgebend. In 
Herbertshöhe und in Rabaul sowie auf dem 
Truppentransportschiff „Berrima“ befanden sich 
mehrere tausend australische Milizsoldaten, 
welche, an Hitze, Busch und Entbehrung gewöhnt, 
dem größeren Teil unserer Weißen im Gelände über- 
legen waren. Die Leute hatten auch zum Teil 
schon in China und Südafrika den Krieg kennen 
gelernt. Von der australischen Flotte und 
dem inzwischen hinzugekommenen fran- 
zösischen Flaggschiff „Montcalm“ konnten 
noch beträchtliche Landungskorps gestellt 
werden. Den britischen Truppen standen Schnell= 
feuergeschütze und Maschinengewehre in beliebiger 
Anzahl zur Verfügung. Mit dem von Bitapaka 
geholten Lastautomobil konnten auch schwerere 
Geschütze an den Plateaurand über der Taulil-= 
Niederung, welcher sich etwa 2,5 km Luftlinie 
von Toma von Norden nach Süden zieht, ge- 
bracht werden. 
Die zahlreichen eingeborenen Anhänger 
der wesleyanischen Mission hatten sich den 
britischen Truppen als Wegführer zur Ver- 
fügung gestellt. Ihnen waren die vielen 
Eingeborenenpfade, welche von dem DHügel- 
rande durch die ganze Niederung und auch 
nach Taulil führten, genau bekannt. Sie 
hatten sich auch, wie durch Anhänger der 
katholischen Mission festgestellt war, unter unsere 
zahlreichen Träger gemengt und unsere Rückzugs- 
plätze erkundet. Die australische Flut konnte sich 
also, auch wenn man den Weg am Kerawat von 
Weberhafen nicht mitrechnen wollte, durch die 
Niederung in beliebig vielen Kolonnen in die 
Landschaft Taulil ergießen.
	        
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