Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Wesentlich ist wohl, daß der größte Teil der 
Insel sich jetzt in Händen von Pflanzergesellschaften 
befindet (Hernsheim u. Co. und Forsait) und 
von der sauberen Station Wallün aus eine 
bessere Kenntnis der gebotenen europäischen Kultur- 
werte durchdringt. Die Eingeborenen, im ganzen 
etwa 500, leben in einer westlichen und einer 
östlichen größeren Dorfschaft, deren Lage aus dem 
Plan hervorgeht. Von der Station geht ein 
2 bis Zm breiter Weg zu der westlichen Ort- 
schaft und von dort zum Kanuhafen Rüall. 
Nach Osten hin führt ein Kanakerpfad mitten 
durch die Insel, während der frühere Strandweg 
(Nordküste) verwachsen ist. 
  
   
Kelaue 
   
  
  
  
Die bisher in den Karten genannte Dorf- 
schaft Hahal (Osten) ist von dem Stamm im 
Jahre 1912 anläßlich eines Todesfalles verlassen 
worden. (Der Vater des Häuptlings Sabön 
starb an Dysenterie.) Für Hahal sind die 
Dörfer Mörogo, Bulen und Lat entstanden 
(200 Männer und Kinder, 100 Frauen). 
Laües ist ein größeres Binnendorf der Insel 
Manus, liegt etwa 3 km oberhalb der Mündung 
des Laüesflusses an seinem rechten Ufer und be- 
steht aus etwa fünfzehn Häusern. Es ist all- 
gemeine Sitte, die Männerhäuser direkt auf dem 
gestampften Boden, die Frauenhäuser auf Pfählen 
zu bauen, die sämtlich am oberen Ende Ratten- 
bretter haben. Dieselbe Bauweise findet sich in 
den weiteren Binnendörfern Bod, Woré, 
Ndröôndrö und Tschädschi. 
  
Salällo: Der Ort Salällo ist ein Pfahl- 
dorf von fünfzehn Häusern, in einer leinen Bucht 
der Südküste von Manus gelegen (Nälos-Bucht). 
In diese Bucht münden zwei kleine Flüsse. Die 
Häuser sind rechteckig etwa 3 zu 5 Meter auf 
meist acht Baumpfählen erbaut und an beiden 
Schmalseiten mit einem teilweise gedeckten Vorbau 
versehen. 
Mbünai: Das große Pfahldorf liegt in der 
Mündung des Pötganflusses. Es besteht aus ein- 
unddreißig bewohnten Häusern und einigen un- 
bewohnten als Speicher dienenden Pfahlbauten. 
Auch die Schweineställe sind auf eingerammten 
Pfählen errichtet. 
Der Hausbau unterscheidet sich insofern von 
dem in Salällo, als der flache Vorbau sich 
häufig auch über eine Längsseite hinzieht und 
meist vollständig gedeckt ist. Dies ergibt ein rund- 
verandenartiges System, wie es ja im europäischen 
Tropenhaus in größerer Vollkommenheit allgemein 
ausgeführt wird. 
Über die Bevölkerungsdichte gibt die bei- 
gegebene Tabelle Auskunft. 
Heilkunde. 
Während der beiden Monate wurden folgende 
medizinischen Erhebungen gemacht: 
In einem Dorf der Südküste von Manus 
(Tschädschi) litt der Häuptling an Tabes dor- 
salis (Rückenmarkschwindsucht). 
In Daüe war ein alter Mann mit schwerer 
Gesichtslepra: 
In Mbünai hatte der Luluwei einen großen 
vereiterten Bubo. 
Im ganzen war der Gesundheits= und Kräfte- 
zustand der Manusleute recht gut, und es fiel 
auf, daß unverhältnismäßig wenige Leute an 
Ringwurm, Frambösie und Kaßkaß litten. 
Auf Kumuli wurde mir ein Mann vor- 
geführt, der an jener eigenartigen Krankheit litt, 
welche ein Zwischending zwischen Masern und 
Dengue zu sein scheint. Sie tritt epidemieartig 
alle paar Jahre im Archipel auf und wurde 
zuerst vor etwa zehn Jahren von dem damaligen 
Regierungsarzt Dr. Wendlandt beschrieben. 
Das Bild der Erkrankung ist Fieber, bronchitischer 
und intestinaler Reizzustand, starke Conjunktivitis 
und Lichtscheu, schleimigeitriges Sekret, flüchtiger 
Hautausschlag, zum Teil masernartig zur Ulce- 
ration neigend. Diagnose: Masern oder Dengue. 
Dauer 4 bis 10 Tage, prognostisch gut. 
In den mikroskopischen Präparaten der Pusteln 
und des Conjunktivalschleimes fanden sich einige 
Chlamydozoen-Initialkörper und zersprengte Zell- 
einschlüsse. 
Über einen Zusammenhang dieser Körper mit 
dem Erreger stehen Entscheidungen aus. Die
	        
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