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Wesentlich ist wohl, daß der größte Teil der
Insel sich jetzt in Händen von Pflanzergesellschaften
befindet (Hernsheim u. Co. und Forsait) und
von der sauberen Station Wallün aus eine
bessere Kenntnis der gebotenen europäischen Kultur-
werte durchdringt. Die Eingeborenen, im ganzen
etwa 500, leben in einer westlichen und einer
östlichen größeren Dorfschaft, deren Lage aus dem
Plan hervorgeht. Von der Station geht ein
2 bis Zm breiter Weg zu der westlichen Ort-
schaft und von dort zum Kanuhafen Rüall.
Nach Osten hin führt ein Kanakerpfad mitten
durch die Insel, während der frühere Strandweg
(Nordküste) verwachsen ist.
Kelaue
Die bisher in den Karten genannte Dorf-
schaft Hahal (Osten) ist von dem Stamm im
Jahre 1912 anläßlich eines Todesfalles verlassen
worden. (Der Vater des Häuptlings Sabön
starb an Dysenterie.) Für Hahal sind die
Dörfer Mörogo, Bulen und Lat entstanden
(200 Männer und Kinder, 100 Frauen).
Laües ist ein größeres Binnendorf der Insel
Manus, liegt etwa 3 km oberhalb der Mündung
des Laüesflusses an seinem rechten Ufer und be-
steht aus etwa fünfzehn Häusern. Es ist all-
gemeine Sitte, die Männerhäuser direkt auf dem
gestampften Boden, die Frauenhäuser auf Pfählen
zu bauen, die sämtlich am oberen Ende Ratten-
bretter haben. Dieselbe Bauweise findet sich in
den weiteren Binnendörfern Bod, Woré,
Ndröôndrö und Tschädschi.
Salällo: Der Ort Salällo ist ein Pfahl-
dorf von fünfzehn Häusern, in einer leinen Bucht
der Südküste von Manus gelegen (Nälos-Bucht).
In diese Bucht münden zwei kleine Flüsse. Die
Häuser sind rechteckig etwa 3 zu 5 Meter auf
meist acht Baumpfählen erbaut und an beiden
Schmalseiten mit einem teilweise gedeckten Vorbau
versehen.
Mbünai: Das große Pfahldorf liegt in der
Mündung des Pötganflusses. Es besteht aus ein-
unddreißig bewohnten Häusern und einigen un-
bewohnten als Speicher dienenden Pfahlbauten.
Auch die Schweineställe sind auf eingerammten
Pfählen errichtet.
Der Hausbau unterscheidet sich insofern von
dem in Salällo, als der flache Vorbau sich
häufig auch über eine Längsseite hinzieht und
meist vollständig gedeckt ist. Dies ergibt ein rund-
verandenartiges System, wie es ja im europäischen
Tropenhaus in größerer Vollkommenheit allgemein
ausgeführt wird.
Über die Bevölkerungsdichte gibt die bei-
gegebene Tabelle Auskunft.
Heilkunde.
Während der beiden Monate wurden folgende
medizinischen Erhebungen gemacht:
In einem Dorf der Südküste von Manus
(Tschädschi) litt der Häuptling an Tabes dor-
salis (Rückenmarkschwindsucht).
In Daüe war ein alter Mann mit schwerer
Gesichtslepra:
In Mbünai hatte der Luluwei einen großen
vereiterten Bubo.
Im ganzen war der Gesundheits= und Kräfte-
zustand der Manusleute recht gut, und es fiel
auf, daß unverhältnismäßig wenige Leute an
Ringwurm, Frambösie und Kaßkaß litten.
Auf Kumuli wurde mir ein Mann vor-
geführt, der an jener eigenartigen Krankheit litt,
welche ein Zwischending zwischen Masern und
Dengue zu sein scheint. Sie tritt epidemieartig
alle paar Jahre im Archipel auf und wurde
zuerst vor etwa zehn Jahren von dem damaligen
Regierungsarzt Dr. Wendlandt beschrieben.
Das Bild der Erkrankung ist Fieber, bronchitischer
und intestinaler Reizzustand, starke Conjunktivitis
und Lichtscheu, schleimigeitriges Sekret, flüchtiger
Hautausschlag, zum Teil masernartig zur Ulce-
ration neigend. Diagnose: Masern oder Dengue.
Dauer 4 bis 10 Tage, prognostisch gut.
In den mikroskopischen Präparaten der Pusteln
und des Conjunktivalschleimes fanden sich einige
Chlamydozoen-Initialkörper und zersprengte Zell-
einschlüsse.
Über einen Zusammenhang dieser Körper mit
dem Erreger stehen Entscheidungen aus. Die