Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Standard“ über die Aufgabe des Postens von 
Jassini: 
„Während des Kampfes fiel eine Abteilung des 
10. Kaschmirer Schützenregiments, das den Posten 
und die Signalanlage besetzt gehalten und sich 
verschossen hatte, aus und bahnte sich einen Weg 
durch den Feind zu unserm Hauptlager in Umba, 
wobei sie 19 Mann verlor. Nach der lUbergabe 
von Jassin wurden die beiden brinischen Offiziere 
dem deutschen Kommandanten vorgeführt, der 
ihnen zu ihrer Tapferkeit Glück wünschte und sie 
auf ihr Ehrenwort entließ, nachdem er ihnen 
ihren Degen abgenommen hatte. Bei diesem 
kleinen Kampfe sollen die Verluste des Feindes 
beträchtlich gewesen sein. Er hatte 57 Weiße tot 
und verwundet und verlor auch eine große An- 
zahl Askari. Drei seiner Maschinengewehre wurden 
von unserer Gebirgsartillerie durch unmittelbare 
Treffer auf 250 m zerschmettert.“ 
Diese Angaben treffen leider teilweise zu; 
denn auch deutscherseits find bei diesem siegreichen 
Kampf schwere Verluste zu beklagen. Gefallen 
sind an Europäern 7 Offiziere, 6 Unteroffiziere 
und 5 Mann. Schwer verwundet 8 Offiziere, 
2 Sanitätsoffiziere, 7 Unteroffiziere und 7 Mann. 
Leicht verwundet 5 Offiziere, darunter der Kom- 
mandeur Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck, 
3 Unteroffiziere und 4 Mann. Vermißt 2 Mann. 
Die Namen der Betreffenden sind bereits der 
Offentlichkeit übergeben worden. 
Über die Verluste der farbigen Soldaten ist 
noch nichts bekannt. 
Am 12. Januar setzten sich die Engländer 
unter Aufbietung von 2 Kreuzern und 2 Hilfs- 
kreuzern sowie 350 Mann farbigen und indischen 
Truppen in den Besitz der der Rufiji-Mündung 
gegenüberliegenden Insel Mafia. Sie landeten 
an der Südwestspitze der Insel bei Ras Kisimani. 
Die kleine, aus Polizeimannschaften und einigen 
Ansiedlern bestehende Besatzung trat unter Führung 
des Verwalters der Bezirksnebenstelle Tschole, 
Gonvernementssekretär Leutnant der Reserve 
Schiller dem Feind entgegen. Sie wurde auf 
den Ort Ngombeni zurückgedrängt und zog sich, 
nachdem ihr Führer schwer verwundet in die 
Hände des Feindes gefallen war, unter Führung 
des Unteroffiziers Dörfer nach Norden zurück, 
wo sie dann vor der Übermacht die Waffen strecken 
mußte. Die gefangen genommenen Deutschen, 
deren Anzahl der amtliche englische Bericht auf 
sechs angibt, wurden zunächst nach Britisch-Ost- 
afrika gebracht und sollen von dort nach Indien 
überführt worden sein. Einem gewissen von Del- 
ling gelang es, der Gefangenschaft zu entgehen 
und mit einer Dau nach Kilwa zu entkommen. 
Die Engländer gaben ihren Verlust mit einem 
  
schwer und 2 leicht verwundeten Offizieren, sowie 
einem Toten und 8 verwundeten Askari an. 
Nach der Besetzung übernahmen die Engländer 
die Verwaltung und Gerichtsbarkeit. 
Es ist anzunehmen, daß sie beabsichtigen, die 
Insel als Stützpunkt für ihre Unternehmungen 
gegen den im Rufijifluß liegenden Kreuzer 
„Königsberg“ zu benutzen. 
Hiermit hatten sie, wie bekannt, bisher kein 
Glück gehabt. Alle ihre Versuche, an die „Königs- 
berg“ heranzukommen, scheiterten an der Wach- 
samkeit und entschlossenen Haltung ihrer Verteidiger. 
Über diese Versuche, sowie die sonstigen An- 
griffe der Engländer auf ostafrikanische Küstenplätze 
unter völkerrechtswidriger Beschießung dieser offenen, 
unverteidigten Orte, erfahren wir folgendes: 
Am 10. Dezember v. Is. unternahmen die 
Engländer mit einem Wasserflugzeug einen Angriff 
auf die im Rufijidelta liegende „Königsberg“. 
Das Flugzeug wurde aus irgendeinem Grunde 
gezwungen, niederzugehen und trieb nördlich des 
Delta, in der Nähe des dort errichteten Offizier- 
postens an Land, wo die beiden Fliegeroffiziere 
gesangengenommen wurden. Ein mit Unter- 
stützung zweier Hilfskreuzer, die den Posten unter 
Feuer nahmen, herankommender Dampfer wurde 
von dem Posten durch Geschützfeuer vertrieben. 
Während dieses Gefechtes gelang es den Engländern, 
das gänzlich zerstörte Flugzeug durch ein armiertes 
Motorboot abzuschleppen, von dessen Besatzung 
drei Mann fielen. Deutscherseits entstanden keine 
Verluste. 
Am 11. Dezember erschien vor Tanga der 
englische Kreuzer „Fox“, der auch bei den Er- 
eignissen vom 3. bis 6. November dort mitgewirkt 
hatte, mit drei Transportschiffen. Er beschoß die 
Gegend von RNas Kazone sowie den im Hafen 
auf Strand sitzenden Dampfer „Markgraf“, jedoch 
ohne Schaden anzurichten, und fuhr am 12. früh 
wieder ab. Es scheint demnach, daß die Eng- 
länder hier einen erneuten Landungsversuch machen 
wollten, aber aus irgendwelchen Gründen davon 
Abstand nahmen. 
„Forxr“ fuhr dann nach Süden und erschien 
am 16. Dezember vor Kilwa-Kisiwani, auf 
das er 37 Schüsse abgab. Eine am Strande 
liegende Dau wurde beschädigt, sonst aber kein 
Schaden angerichtet. 
Nun wandten sich die Engländer wieder gegen 
die „Königsberg". Am 23. Dezember kamen 
sie mit „Fox“, dem Hilfskrenzer „Kinfauns Castle“ 
und den stark besetzten und armierten Hilfsdampfern 
„Duplex“ und „Adjutant" vor der Rufiji- 
mündung an. 
Die beiden letztgenannten Schiffe versuchten 
die Einfahrt in die Simba—Ulanga-Mündung zu 
erzwingen, gerieten in ein heftiges Gefecht mit
	        
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