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bei Kribi geschlagen. Sie vermochten sich je-
doch im Bereich der Schiffsgeschütze zu halten.
Nach Eintreffen von englischen Truppen unter-
nahmen die Verbündeten abermalige Vorstöße,
und zwar gleichzeitig auf den Straßen nach
Lolodorf und Nkomakak. Doch auch diese
Unternehmungen scheiterten völlig. Seitdem ist
der Gegner auf Kribi beschränkt; die Heran-
ziehung weiterer Verstärkungen und die Anwer-
bung von Trägern lassen auf den Versuch aber-
maliger Vorstöße gegen Jaunde schließen.“)
Briefliche Schilderungen von Deutschen und
Angehörigen neutraler Staaten gestatten, sich ein
Bild von der damaligen Lage in Kribi und an
der Batanga-Küste zu machen. So heißt es
in einem Privatbriese vom 17. Jannar:
„Das französische Landungskorps in Kribi traut
sich aus Kribi nicht heraus.. Die Franzosen
haben die uns untreu gewordene Küstenbevölkerung,
speziell Batangas, welche bei ihnen Zuflucht suchten,
zum Buschschlag angestellt, um Schußfeld zu be-
kommen. Es soll den Kerlen recht schlecht gehen,
da Nahrungsmangel herrscht. In den Farmen
können sie nichts holen, da sie von den dort
sitzenden deutschen Patronillen abgeschossen werden.
Es ist den Eingeborenen bekanntgegeben worden,
sich bis auf eine Entfernung von 35 km von der
Küste zurückzuziehen, um Spionage und die Mög-
lichkeit der Trägeranwerbung zu erschweren.
Jeder Eingeborene, der sich nun an der Küste
aufhält, verfällt den deutschen Kugeln. So wurden
neulich wieder 11 bewaffnete Pangwes von einer
Patrouille in Itunde bei Kampo erschossen. “"“)
Das Verhalten der Senegalesen den
Eingeborenen gegenüber und das Ver-
hältnis zwischen englischen und fran-
zösischen Soldaten beleuchtet folgende, dem
Brief eines Neutralen entnommene Stelle:
„.. Zwischen Kribi und Kampo sollen
die Eingeborenen nicht wissen, wohin sich wenden,
da die Senegalesen sie jagen, als wenn sie wilde
Tiere wären, um sie auszurauben und auszu-
plündern, und heute gibt es in jener Gegend
Hunderte von Frauen, denen die Brüste
von den Senegalesen (den französischen
Truppen) abgeschnitten sind; es heißt, daß
diese Vorgänge, ferner der Umstand, daß in
Longji einem Weißen der Kopf abge-
schnitten worden ist, sowie auch das Gerücht,
daß die Senegalesen dies tun, weil die Franzosen
*) Eine nach Drucklegung eingegangene Privat-
nachricht meldet die Räumung Kribis seitens des
Gegnere. Der vollständig zerstörte Ort soll indessen
von ANriegschiffen geitweilig beschossen werden.
»*) In zwischen soll die gesamte farbige Bevölkerung
der Batanga-Küste nach Dnala übbergeführt
worden sein.
auf den Kopf jedes weißen Deutschen 100 Fr.
Belohnung ausgesetzt haben — daß alles dieses
die Beziehungen zwischen den Verbündeten
sehr wenig herzlich gestaltet; die Engländer
haben die Aufmerksamkeit der Franzosen auf diese
Vorgänge gelenkt und ihrerseits verboten, daß bei
der Festnahme eines Weißen eingeborene Truppen,
insbesondere Senegalesen, verwendet werden. In
Kribi soll vor dem Kriegsgericht eine Sache ver-
handelt werden, bei der ein Senegalese einen
friedlichen Eingeborenen ohne jeden vorgängigen
Anlaß angriff und tötete, worauf ein über diese
Barbarei empörter Sierra-Leone-Soldat seinerseits
den Senegalesen tötete; und als dann auf das
Schießen hin Offiziere herbeieilten, konnten diese
gerade noch sehen, wie wiederum ein anderer
Senegalese den Sierra-Leone-Mann tötete. “
Nach der Räumung von Edea hatten unsere
Truppen zur Sicherung der Straße Edea— Jaunde
und der noch in unserem Besitz gebliebenen Strecke
der Mittellandbahn an dem Kele-Fluß, der in
der Luftlinie etwa 25 km oberhalb von Dehane
in den Njong mündet, und dem Ngwe, einem
Nebenfluß des Kele, eine befestigte Stellung be-
zogen. Ebenso war Dehane besetzt. Mehrfache
Angriffe auf unsere Stellungen waren zum Teil
unter erheblichen Verlusten für den Gegner zurück-
geschlagen.
Am 5. Jannar schritten darauf unsere Truppen
zum Angriff auf Edea. Der Platz war außer-
ordentlich geschickt befestigt und wurde von Marine-
soldaten verteidigt. Unserer Erkundung war es
nicht gelungen, die Befestigungsanlagen festzu-
stellen. Der Angriff wurde daher abgeschlagen.
Doch wagte es der Gegner nicht, unseren Truppen
zu folgen. Anscheinend waren auch seine Verluste
im Verhältnis zu den unserigen erheblich. Von
ernsteren Kämpfen um Edea bzw. die Stellung
am Kele-Rgwe und bei Dehane seit dem
5. Januar sind Nachrichten bislang nicht ein-
gelaufen. Einem vom 3. März stammenden Brief
ist jedoch zu entnehmen, daß die Besatzung von
Edea dauernd von unseren Patronillen beunruhigt
wird.
Von einem Gefecht am Njong, in welchem ein
englischer Marineoffizier schwer verwundet worden
sei, sprechen englische Blätter. Da über den
Verlauf nichts Näheres mitgeteilt wird, kann an-
genommen werden, daß der Kampf für unsere
Truppen nicht ungünstig verlaufen ist.
Französische amtliche Nachrichten der letzten
Zeit besagen schließlich, daß die Kolonne des
Oberst Nayer von Edea aus den llbergang über
den Kele erzwungen habe, während gleichzeitig
von einer auf der Straße Edea — Janunnde vor-
rückenden englischen Abteilung die Ngua-Brücke
(gemeint ist wohl die über den Ngwe führende
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