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offener Straße bei mir nach dem Verbleibe des
Geldes und war sehr ungehalten über mich, als
er keine befriedigende Auskunft bekam. In fran-
zösischer Sprache verabredete er dann mit einem
herbeigeeilten weiteren Franzosen einen Besuch
auf meiner Station, wo er freilich das erhoffte
Geld ebensowenig gefunden hätte. Daß ich
Schweizer sei, fand er umso schlimmer, da ich
doch zwischen lauter Deutschen gewohnt habe!
Da die Soldaten mithalfen, ist es begreiflich,
wenn die Zimmer unserer Hauptstation in Akwa
(Duala) total ausgeräumt waren. Es war nichts
mehr darin zu finden als Papierfetzen. In unserer
Buchhandlung lagen auf den eingeschlagenen
Türen und Fenstern die zu verkaufenden Bücher
in europäischen und afrikanischen Sprachen, Ge-
schäftsbücher, Rechnungen, Büchergestelle, Laden-
einrichtung usw. bunt durcheinander; was irgend
Wert hatte, war weg oder auch zerschlagen. Auf
meiner Station hielt ein englischer Offizier in
meiner Abwesenheit Hausdurchsuchung und hin-
derte seine schwarzen Begleiter nicht, nach Be-
lieben Zucker, Brot und Konserven aus dem
Speiseschrank zu rauben und in ebenfalls gestoh-
lenen Handtüchern mitzunehmen, obschon er ganz
genau wußte, daß hier Schweizer wohnten, und
obschon die Engländer, wie sie sagten, mehr als
genug Essen für sich und ihre Soldaten mit-
gebracht hatten.
Vor unserer Abreise wäre der Oberhäuptling
unseres Stadtteils, ein vertrauenswerter Mann,
bereit gewesen, das Missionseigentum unserer
Station sowie mein Eigentum, das zum Teil
nicht leicht zu transportieren war, zu hüten, bis
es jemand von der Basler Mission wieder über-
nehmen werde. Herr Paul verweigerte mir aber
die Ausstellung einer Vollmacht an diesen Ober-
häuptling, so daß ich unser Mobiliar nur dem
Wohlwollen dieses Negers befehlen konnte.
III.
Als Missionar der Basler Mission in Kamerun
habe ich in den letzten Jahren auf der Missions-
station Ndunge, an der sogenannten Nordbahn
gelegen, gearbeitet. Außer neun Missionsange-
hörigen, nämlich drei Frauen, vier Männern und
zwei Kindern, waren zur Zeit noch fünf Gäste
bei uns, unter denen ich gleich den Schweizer
Arzt Herrn Dr. Häberlin hervorheben moöchte.
Während er dem englischen Oberkommando schrift-
lich mitteilte, daß er Arzt und zugleich neutral
sei, bat ich auch schriftlich um Schutz für uns
und unsere Station, teilte auch alle Namen der
auf unserer Station anwesenden Weißen mit unter
Hervorhebung, daß außer Dr. Häberlin auch ich
Schweizer sei. Unsere Briefe, die wir den Eng-
ländern etwa fünf Stunden weit entgegensandten,
kamen auch richtig dort an.
Als die Truppen bis auf eine starke Stunde
in unsere Nähe herangerückt waren, bekamen wir
abends um 6 Uhr einen Zettel mit der Auf-
forderung, die Basler Mission möchte sich sofort
in das englische Lager begeben. Weil die Nacht
bereits hereingebrochen war, so entschlossen wir
uns, den Morgen abzuwarten. Am gleichen
Abend um 9 Uhr kam nochmals ein Zettel an
mich adressiert mit der Aufforderung, mich sofort
in das Lager nach Manengole zu begeben.
Zwei Farbige begleiteten uns mit drei Laternen
und zwei weißen Fahnen. Wir wurden ins
Lager geführt, wo sich ein Offizier von seinem
Bette erhob und erklärte, wir müßten bis zum
Morgen warten. Es war einige Minuten vor
Mitternacht. Man führte uns an eine Stelle,
wo zwei schwarze Soldaten von ihren Lagerstätten
weichen und uns Platz machen mußten. Der
bloße Boden mit einigen Bananenblättern darauf
diente uns als Bett. Zwei Soldaten mit ge-
ladenen Gewehren und aufgepflanzten Bajonetten
standen bis am Morgen dicht neben uns und
wandten kein Auge von uns ab. Da ich auf
dem Marsche durch den Schweiß ganz naß ge-
worden war und bald recht kalt wurde, erbarmte
sich ein wachhabender Soldat meiner und gab
uns seinen Regenmantel, so daß wir uns not-
dürftig zudecken konnten.
Am Morgen wurden wir vor einen Haupt-
mann geführt, welcher sich dahin aussprach, daß
sie unsere Station nicht schützen könnten, falls
sich die Deutschen in deren Nähe zur Wehr setzen
würden.
Wir mußten uns darein ergeben, als Ge-
fangene bei der Truppe zu bleiben, bekamen auch
kein Essen, bis uns etwa um 9 Uhr vormittags
ein Offizier fragte, ob wir schon etwas bekommen
hätten. Er gab dann jedem von uns 4 dünne
Zwieback aus seiner Frühstücksbüchse, Wasser be-
kamen wir aus den Feldflaschen der farbigen
Soldaten. Auf dem Weitermarsch, als die Hitze
groß war, hat uns ein Offizier auch aus seiner
mit Mineralwasser gefüllten Feldflasche trinken
lassen, eine Freundlichkeit, die uns in unserer
wenig beneidenswerten Lage wohltat. Die Sonne
brannte, und ich hatte nur eine leichte Mütze auf
dem Kopfe. Mit großen Pflanzenblättern suchte
ich den Schutz gegen die Sonne zu verbessern,
nahm dann aber das eine weiße Tuch, das in
der Nacht als Fahne gedient hatte, und legte es,
mehrfach zusammengefaltet, auf meinen Kopf.
Immer dem Bahngleise entlang ging es vor-
wärts, Ndunge zu. Während wir in der Nähe
unserer Station vorbeimarschierten, erschienen auf
dieser, wie meine Frau mir nachher erzählte,