Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Mühe. 
damit Krankheit heimisch war, ist erklärlich. Die 
Behörden waren daher, auch aus politischen 
Gründen, bestrebt, größere Dorfanlagen zu schaffen, 
für Häuser zu sorgen, 
gegen die Witterung boten, auf die Sauberkeit 
in den Ortschaften, insbesondere auf Klosettanlagen, 
zu achten, auf ausreichende Verpflegung durch 
Farmanlagen bedacht zu sein, Sümpfe trocken zu 
legen, Wege= und Brückenanlagen zu schaffen. 
Für Kinderpflege in bezug auf Sauberkeit, auf 
die (meist falsche) Ernährung des Kindes im 
ersten Lebensjahre wurde dadurch gesorgt, daß 
einerseits die Mütter belehrt und verantwortlich 
gemacht wurden, anderseits verhindert wurde, daß 
sie von ihren unerwachsenen Kindern getrennt 
wurden. 
Schließlich ging man auch den Krankheiten 
zu Leibe. Den früher so häufigen Pockenepide- 
mien wird jetzt durch regelmäßiges Impfen vor- 
gebeugt, gegen Geschlechtskrankheiten geht man 
nicht nur durch ärztliche Mittel, sondern auch 
durch strafrechtliche Verfolgung des Verbreiters 
vor, Framboesie wird durch Salvarsan wohl 
bald gänzlich beseitigt sein, Lepra= und Schlaf- 
kranke werden zur Behandlung in Lagern isoliert. 
Nur mit wenigen Worten konnte ich hier das 
gewaltige Werk schildern, das im Kamernner Ur- 
wald im Werden ist und auch im Sangmelima- 
Gebiet schon gute Früchte getragen hat. Aller- 
dings hat man es dort mit einer besonders 
kräftigen, intelligenten Bevölkerung zu tun. In- 
folge der vielen Kämpfe vor der eigentlichen 
Besitzergreifung des Landes (begonnen 1900) 
jehlt die männliche Generation zwischen dreißig 
und vierzig Jahren fast vollkommen; es gibt etwa 
doppelt so viel Weiber als Männer. Aber die 
Fruchtbarkeit der Weiber ist so groß, daß auf jedes 
drei bis vier Kinder kommen, übrigens auch ein 
Beweis, daß Polygamie, wie sie hier durch den 
Weiberüberschuß geboten ist, nicht immer etwas mit 
geringer Geburtenziffer zu tun hat. Die Zunahme 
der Bevölkerung ist daher so groß, daß sie sich 
immer mehr ausdehnen muß, sei es nach wenig 
bevölkerten Gegenden im Osten und Südosten, 
sei es nach Süden, wo sie die weniger kräftigen 
und nicht so kinderreichen Fangstämme aufsangt. 
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1 
Das Sangmelima-Gebiet wird zum größten 
Teile von Bulu bewohnt, nur im Nordwesten 
von Myfong. Beide Stämme gehören linguistisch 
der Fanggruppe an. Die Bulu sind erst höchstens 
sechzig Jahre in ihren heutigen Wohnsitzen. Sie 
kamen vom oberen Lauf des Sanaga (dem Lom), 
von wo sie von Betistämmen verdrängt wurden. 
die ausreichenden Schutz 
Daß in solchen Hütten Unsauberkeit und Aus dem Grasland stammend, 
  
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scheinen sie sich 
dem Urwaldklima noch nicht völlig angepaßt zu 
haben und leiden stark unter Malaria und Dys- 
enterie. Sie sind ein arbeitsames, kräftiges Bauern- 
volk. Ihr Fleiß muß um so mehr betont werden, 
als er oft von Europäern in Abrede gestellt wird. 
Natürlich arbeitet der Bulu nicht wie der Weiße 
in regelmäßiger Tätigkeit von früh bis abends, 
acht bis zehn Stunden am Tage; dazu müßte er 
erst wie der Weiße durch Generationen erzogen 
und trainiert werden. Betrachtet man aber sein 
primitives Handwerkszeng: die Art mit der etwa 
3 cm breiten Schneide, den Hauer aus Eisenblech 
und ein kleines Messer, und sieht dann seine ge- 
waltigen Farmen mit den in tagelanger Arbeit 
gefällten Urwaldriesen, seine Wege= und Damm- 
bauten, die kunstvollen Häuser, seine Hausgeräte, 
deren geringste er sich selbst herstellen muß, seine 
Tätigkeit bei der Jagd und beim Fischfang, so 
wird der unbefangene Beobachter bald zugeben 
müssen, daß er hier Kraftleistungen gegenüber- 
steht, deren der Meiße in dem dortigen Klima 
nicht fähig wäre. Die Fruchtbarkeit des Urwaldes 
ist nicht, wie man so oft hört, derart, daß der 
Eingeborene untätig dasitzen kann und ihm alles 
in den Mund wächst, sondern sie erfordert von 
dem Eingeborenen ein reichliches Maß von Arbeit, 
wenn er nicht, wie früher so oft in den unruhigen 
Zeiten, an Hunger sterben will. 
Für uns heißt es, den Eingeborenen zu unserer 
Arbeitsmethode zu erziehen. Daß die körperlichen 
Eigenschaften hierzu vorhanden sind, habe ich be- 
reits bemerkt. Wie er sich geistig dazu stellen 
wird, kann uns nur eine Betrachtung seiner Cha- 
raktereigenschaften zeigen. 
Der Bulu ist mißtrauisch, eigensinnig, reaktionär 
und daher nur schwer (oder gar nicht) von Neue- 
rungen zu überzeugen; er ist klug, besser gesagt 
verschlagen, lügt, wo er glanbt, daß es ihm Vor- 
teil bringt; er ist schwerfällig in seinem Wesen, 
entschließt sich daher auch schwer, ist dann aber 
auch von einem einmal gefaßten Entschluß kaum 
wieder abzubringen; er ist tapfer und todesmutig, 
sein Leben dünkt ihm wenig, er ist fatalistisch wie 
ein Mohammedaner; er ist stolz und selbstbewutßt. 
So wenig syumpathisch uns manche seiner Eigen- 
schaften berühren werden, so besitzt er doch etwas, 
was uns ihn schätzen läßt und denjenigen, 
der ihn genau kennt, immer wieder zu ihm hin- 
zieht: Vertrauen und Dankbarkeit. Bei keinem 
anderen Negerstamme habe ich diese Tugenden 
bisher gesunden, nur beim Bulu. Wer es ver- 
steht, sich sein Vertrauen zu erwerben, kann mit 
ihm alles machen. Wenn sich jedoch der Weiße 
gar nicht um das Privatleben seines Arbeiters 
kümmert, tein Wort seiner Sprache kann, ihm 
seine kurzen Befehle durch einen meist recht
	        
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