Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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den Eingeborenenbestand Westafritas, vor allem Sene- 
gals, in unverantwortlicher Weisc im Kriege geschwächt 
hut. Frankreich bezahlt die Verwendung farbiger 
Söldner gegen uus — das zeigt dieser Gesetzentwurf 
recht teuer: nämlich mit dem wirtschaftlichen Nieder- 
gang seiner reichsten Kolonien. 
Der Lissaboner Kohüomarkt im September 1915.7) 
Während des Monats September war das Ge- 
schäft in S. Thomé-Rakao in Lissabon infolge der 
Schwierigkeit, Verschiffungsgelegenheiten zu finden, 
etwas weniger lebhaft, immerhin hielt die Nachfrage 
an, und da auch der Wechselkurs sich zugunsten der 
Ausfuhrhändler befestigte, so stieg der Preis auf 8800. 
Im September 1915 (und 1914) betrug die Zufuhr 
28 366 (24 890), die Ausfuhr 21 766 (18 534) und der 
Vorrat am 30. September 49 781 (62 892) Sack. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon 
vom 9. Oktober 1915.) 
Deru. 
Der Baumwollmarlt im Bezirke Paita 1914. 
Der Hauptmarkt der ausschließlich im Bezirke 
Paita angebauten rauhen peruanischen Baumwolle 
liegt seit Jahren in den Vereinigten Staaten, wohin 
weitaus der größte Teil, vor allem der guten Sorten, 
verladen wurde, während geringere Sorten von 
stained- und (tinged"“ nach Liverpool und in der 
letzten Zeit auch in wachsendem Umfang nach Deutsch- 
land gingen. Für gute weiße Baumwolle betrug der 
Preis bis zum Anobruch des Krieges etwa 9 d, sowohl 
in Liverpool als auch in New ork. Bei Ausbruch 
des Krieges trat für einige Wochen eine Stockung im 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1915, S. 373 f. 
  
Oandel und im Verbrauch ein. Vom September an 
wurde in New Vork wieder eine ansehnliche Menge zu 
einem Preise abgesetzt, der sich monatelang auf 
16 Cent Gold hielt. In Liverpool, wo seit Ende 1913 
der Verbrauch außerordentlich zurückgegangen war, 
setzte im November 1914 eine lebhafte Nachfrage ein. 
der Preis stieg fortwährend und hat heute beinahe 
11 0 für 1 l erreicht, was zur Folge hatte, daß der 
größere Teil der letzten Ernte nach Liverpool verschifft 
worden ist. Dic Baumwolle soll mit Wolle vermischt 
und zur Herstellung von Uniformtuch für die englische 
Armee verwendet werden. Den letzten Kabelnachrichten 
zufolge ist übrigend ein Nachlaß in der Nachfrage zu 
verzeichnen. 
Verschifft wurden im Jahre 1914 etwa 23., Millio- 
nen Kilogramm;: dies ist weniger, als die Ernte betrug, 
die auf 65 000 bis 70 000 Zemner geschätzt wird. Seit 
einigen Jahren hat sich die Baumwollernte ungefähr 
auf gleicher Höhe gehalten, denn wenn auch jährlich 
neue Anpflanzungen entstehen, so scheint es, als ob 
die Verluste durch die ungünstige Witterung und durch 
Unge ziefer aller Art immer größer werden. Auch die 
Beschaffenheit der Faser soll seit einer Reihe von 
Jahren nachgelassen haben: immerhin scheint die Baum- 
wolle der Wollindustric in den Vereinigten Staaten 
und in Großbritannien unentbehrlich und ein Ersatz 
bis heute nicht gefsunden zu sein. 
Die Sendungen nach Deutschland mußten unter- 
bleiben, weil man schon kurz nach Beginn der Ernte 
erfuhr, daß Italien und die Niederlande die Durchfuhr 
nicht erlaubten. 
Der Anbau von Baumwolle im Departement 
Piura liegt zum größten Teil in deutschen Händen. 
Der Ertrag der Pflanzungen ist befriedigend. Sie 
werden auch im laufenden Zahre wieder eine Ausdeh- 
nung erfahren. Eine der mit deutschem Kapital ar- 
beitenden Unternehmungen erwartet in der nächsten 
Zeit einen Kemnaschen Dampfpflug der stärksten Sorte, 
dem, wenn er sich bewährt, bald andere folgen dürften. 
(Aus einem Berichte des Kaiserl. Konsulats 
in Paita vom August 1915.) 
  
Literatur-Bericht. 
Die Technologie des Kautschuks. Von Dr. Rudolf 
Ditmar. Inhaber der staatlich autorisierten tech- 
nischen Versuchsanstalt für die Kautschukindustrie 
in Graz. Mit 520 Textabbildungen. Wien und 
Leipzig 1915. A. Hartlehens Verlag. VIII, 600 S. 
T’reis 20 J7, geb. 22 .K. 4 
Dus umfangreiche, 6000 Druckseiten umfsassende 
Werk des theoretisch und praktisch gründlich- durch- 
gcbildeten und in leitender Stellung befindlichen Vor- 
fassers sctzt sich das NZiel, dem llersteller jeglicher 
Art von (#ummiwaren an die Hand zau gehen, venn 
(s gih im gegebenen Falle um die Fruge handelt: 
Wie prodnziere ich am besten und billigsten? Es 
Will ein Ratgeber sein, und es sucht seinen zweck 
ladurch zu erreichen. daß, es das ungcheure. in 
lutzenderlei Fachzeitschriften des In- und Auslandes 
erstreunte Uherlegungs- und Erfahrungsmaterial 
sammelt, sichtet und nach Kategorien ordnet. Spe- 
ialisten kommen scmit zum Wort. Nobei freilich 
nicht zu vermeiden ist. daß vielfach begenteilige An- 
Sichten nebeneinander ihren Vertreter finden. Dem 
#utsuchenden wird das zumeist ceher zum Vorteil als 
um Jachteil zgereichen. FPindet er beispielsweise ver- 
  
schiedene Fabrikationsmethoden für den gleichen 
Gegenstand behandelt, so bleibt ihm die Wahl, für 
welche er sich emntscheiden will, und er wird sie je 
nach den üußeren mstünden treffen, unter denen 
scin Betrieb arbeitet. Der Verfasser sagt: Es gibt 
wohl kaum einen Fachmann, welcher alle Zweige der 
Fabrikation von ummiwaren gleichmällig beherrscht. 
Ein ausgezeichneter Pneumatikfachmann wird kuum 
imstande sein, erstklassige (iummischuhe herzustellen. 
und dem Erzeuger wasserdichter Gewebe werden Hart- 
gummiröhren spanische Dörfer sein. Das schlielie 
uber nicht aus, daß der eine vom andern lernen kann, 
und gerade darin scheint mir ein besonderer Vorzug 
des Werkes zu bestchen, dalß es jeden Kautschuk- 
industricllen in den Stand setzt. sich über alle 
Zweige der Fabrikation gleich gründlich zu infor- 
mieren. Verschwiegen bleiben ihm nur die Fabri- 
Kationsgcheimnissc. deren Preisgabe in einem der 
COflfentlichkeit übergebenen Buche er indessen auch 
nicht wünschen und erwarten wird. 
Gegliedert ist der Stoff in sieben Abschnitte. 
Jucheinander werden behandelt: 1. Die technische 
Gewinnung iier Kuntschukmilech und das lsolieren des
	        
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