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wurde sie von unseren, von Major Haedicke ge-
führten Truppen geräumt. Die Engländer folgten
zunächst bis zum Mbila-Fluß, der etwa 10 km
östlich des Ndupe dem Kele zuströmt, eroberten
Wum-Biaga's und erzwangen den Ubergang über
den Fluß. An seinem Ostufer verschanzten sie
sich. Dann drängten sie durch Einsetzen immer
frischer Truppen, deren Mut durch reichliche
Alkoholgaben belebt wurde, die deutschen, an
Zahl weit schwächeren Truppen langsam auf den
Westrand des Kameruner Hochlandes über Matem
hinaus zurück. Am 2. Mai wurde dieser Ort
von englischen Truppen nach heftigem Gefecht
besetzt, in dem der Vizefeldwebel d. Res. Regierungs-
landmesser Beykirch fiel.
Auch die an der Mittellandbahn vorgehenden
französischen Truppen drängten unsere mit dem
Bahnschutz betraute Abteilung nach Osten
zurück. Nachdem Bidjoka (Sende) nach verlust-
reichem Kampfe von ihnen genommen war, er-
zwangen sie am 11. Mai auch die Räumung von
Eseka, dem Endpunkt der Mittellandbahn. Vor
ihnen mußte Hauptmann a. D. Regierungsrat
Schlosser bis zum Aufstieg des Hochlandes bei
Kilometer 188 zurückweichen. Jetzt nahte den
an der Jaundestraße und an der Mittellandbahn
gegen gewaltige Übermacht hart ringenden
Truppen des Majors Haedicke und Hauptmanns
Schlosser die Unterstützung. Vom Njong und vom
Sanaga her bedrohten deutsche Abteilungen
Flanken und rückwärtige Verbindungen des
Feindes. Am 13. Mai stieß Feldwebel Mellen-
thin, zunächst allerdings erfolglos, von Tima Lom
am Njong gegen So Dibanga, eine Station der
Mittellandbahn, vor. Doch als wenige Tage
darauf Hauptmann Schlosser über Eseka auf
Bidjoka zur Vereinigung mit Feldwebel Mellen-
thin vorging, konnte er den Abmarsch der Fran-
zosen nach Norden feststellen. Die Mittelland-
bahn war von ihnen geräumt. Bidjoka und
Eseka wurden von den deutschen Truppen wieder
besetzt. "
Fast zu gleicher Zeit erschien in der linken
Flanke und im Rücken der Engländer der Haupt-
mann Adametz vom Sanaga her. Am 12. Juni
überfiel er einen feindlichen Transport und er-
beutete etwa 500 Lasten, darunter 300 Lasten
Verpflegung. In Gefechten vom 19. bis 26. Juni
fügte er den Engländern schweren Schaden zu.
Während so die feindlichen Flanken erheblich
bedroht wurden, hatte Major Haedicke in der
Front zum Gegenangriff angesetzt. In schweren
Gefechten vom 13. bis 18. Juni warf er die
englischen und französischen Truppen bis zum
Kele-Rgwe zurück. Ein Anfang Juli mit erheb-
licher Ubermacht ausgeführter feindlicher Gegenstoß
drängte zwar unsere Truppen zunächst zurück,
doch vermochte sich der Feind in der neuge-
wonnenen Stellung nicht zu halten, sondern sah
sich zum Rückzug auf die Kele-NRgwe-Stellung
genötigt. Auch ein am 10. Juli nach Nordosten
über Hägba auf Bisek bi Pi's geführter Vorstoß
der Engländer endete nach anfänglichem Erfolg
ergebnislos.
Am 20. Juli besetzten feindliche Truppen
Nkonga. Am 24. Juli erfolgte sodann nach Zu-
rückdrängung der Vorpostenkompagnie ein um-
fassender Angriff auf die von den deutschen
Truppen besetzte Ndupe-Stellung. Vier Stürme
wiesen unsere Truppen zurück, dann zwang die
drohende Gefahr der Umfassung zum Rückzug an
den Mbila-Fluß. Bereits am 26. Juli räumte
der Gegner den Ndupe wieder und ging an den
Ngwe zurück. Die vor seinem Abmarsch von
ihm zerstörte Stellung bauten unsere Truppen
wieder aus.
Kürzlich berichteten englische und französische
Zeitungen, daß Ende Oktober Wum--Biaga's an der
Straße Edea-Jaunde und die Eisenbahnstationen
Bidjoka und Eseka von englischen bzw. franzö-
sischen Truppen besetzt seien. Treffen diese Mel-
dungen zu, dann ständen die feindlichen Truppen
wieder am Rande des Plateaus wie zu Anfang
Mai, falls sie nicht inzwischen schon wieder zu-
rückgeworfen sind.
Im Süden von Edea waren im März die
feindlichen Vorposten bis nach Mbambe am Sanaga,
etwa 13 km südwestlich Bahnhof Edea zurück-
gedrängt. Unteroffizier Müller von der Kompagnie
Reder führte darauf eine Patrouille auf das rechte
Sanaga-Ufer, zerstörte die Bahn und den Tele-
graph bei Haltestelle Kilometer 68 nördlich Edea
und schlug sich, als feindliche Barkassen den Rück-
weg über den Sanaga verlegten, zu den deutschen
Vorposten an der Straße Edea— Babimbi durch.
Ende Mai wurden feindliche Truppen zwischen
Etima und Dehane gelandet, jedoch bald darauf
wieder zur Einschiffung gezwungen. Eine Schar
bewaffneter, aber nicht uniformierter Eingeborener
unter Führung französischer Soldaten wurde am
7. Juni am unteren Lokundje von einer deutschen
Patrouille zersprengt.
Auch im Juli landete der Feind mehrfach
Truppen, setzte sich auch zeitweilig in den Besitz
von Ebea am Lokundje, Etima und Dehane am
Njong, wurde jedoch stets wieder zur Räumung
der Dörfer und Einschiffung gezwungen.
Vor Kribi und der Batanga-Küste herrschte
reger Schiffsverkehr. Am 20. Juni wurde Kribi
erneut beschossen, das Zollamt völlig zerstört.
Die von Kampo und dem etwa 15 km fluß-
aufwärts gelegenen, vom Feind besetzten Dorfe
Dipikar aus unternommene Vorstöße in das Innere
blieben weiterhin ohne greifbaren Erfolg. Ein