Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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bundenen geringeren Preisnotierungen von Bahia und 
Thomé auch ihren Einfluß auf die Preise von verfüg- 
baren Vorräten geltend machten. 
Thomc. 
Obwohl die November-, Dezember= und Januar= 
Ernten groß waren, blieben die Preise etwa 45 Cent 
für Abladung und 50 Cent für verfügbare Ware. (No- 
vember 1914 lieferte etwa 140 000 Ballen gegen etwa 
81 000 Ballen im Vorjahr; Dezember 1914 lieferte 
etwa 82000 Ballen gegen etwa 130 000 Ballen im Vor- 
jahr; Januar 1915 lieferte etwa 1000000 Ballen gegen 
etwa 43.000 Ballen im Vorjahr.) 
Eine Zeitlang schien es, als ob das Eintreffen 
sehr bedeutender Mengen von der Goldküste in Liver- 
vool einen Einfluß auf den Preisstand haben könnte, 
und die Verkäufer waren schon geneigt, 2 bis 3 Cent 
weniger zu fordern, als Großbritannien das Ausfuhr- 
verbot erließ und hiermit den alten Zustand wieder- 
berstellte. 
Die Preise für Ebladung wie für loco stiegen nun- 
mehr auf 55 bis 56 Cent. Das Fehlen von Angeboten 
der Ablader und die Schwierigkeiten mit der Verladung 
erweckten große Kauflust für verfügbare Vorräte, die 
von den Besitzern zu langsam anziehenden Preisen 
verkauft wurden. Im März zahlte man für „fein 
Thomé“ bis 62 Cent. Die folgenden Monate 
zeichneten sich durch große Geschäftsstille infolge der 
geringen Verbrauchsnachfrage aus; die Preise fielen 
ebenso rasch, als sie gestiegen waren. Nir 50 Cent 
Anfang Mai war der niedrigste Kursstand erreicht. 
Da die Käufer unter den herrschenden unbekannten 
Umständen den „freien“ Kakao vor dem N. O. T.= 
Kakao den Vorzug gaben, fand das Angebot einen 
reitzenden Absatz zu schnell steigenden Preisen. Im 
Juni und Juli konnte man dieselben Erscheinungen 
wahrnehmen wie im Jahre 1914. Der Preis von 
Kakao in den Erzeugungsländern war niedrig (etwa 
40 bis 42 Cent), die Preise in den neutralen Ländern 
waren fortdauernd im Steigen begriffen (bis etwa 
70 Cent). rl 
Auch für N. O. T.-Thomé begann die Nachfrage 
lebendiger zu werden; im August und September 
fanden alle Posten zu 48 bis 53 Cent reißenden Absatz. 
„Freier“ Kakao blieb weiter sehr begehrt; die Preise 
gingen in dem Maße, wie sich die Vorräte verringerten, 
in die Höhe: im September und Oktober stieg der 
Kurs von 75 auf 090 Cent, während im November und 
Dezember kleinere Posten sogar zu 93 bis 100 Cent 
und darüber verkauft wurden. 
Für Loco und Abladung blieb die Stimmung gut; 
verfügbare Vorräte konnten zu anziehenden Preisen 
letwa 60 Cent) umgesetzt werden, während Abladungs- 
vosten zu 54 bis 55 Cent Käufer fanden. Die größeren 
Erntezufuhren in Lissabon während der letzten zwei 
onate des Jahres 1915 verursachten ein Abflauen 
des Marktes, und die Notierungen gingen auf 52 
bis 53 Cent zurück. 
Bahia. 
Ebenso wie für Accra und Thom hatten die nieder- 
ländischen Käufer ein sehr großes Interesse für Bahia. 
Da sie auf die neutrale Schiffahrt angewiesen waren, 
so machten sie besonders von den niederländischen 
Schiffen Gebrauch und führten trotz der besonders 
hohen Preise recht ansehnliche Ladungen an. 
Die Preise setzten am Anfang des Jahres mit 
69/ bis 70/für Superior, ein Preis, der nahezu 
dem von Arriba gleich kam, und 65/J für Sound ein: 
Mitte März waren die Notierungen bereits 92/— bis 
93/— für Superior und 89/+ bis 90/- Sound. Fair 
  
war von 62/- auf etwa 85/ gestiegen. Das Ausfuhr- 
verbot Großbritanniens und die übermäßig hohen 
Frachten spielten hierbei natürlich eine große Rolle. 
Mitte April war der höchste Kursstand mit etwa 98“ 
für Superior, 94/-— für Sound und 90/l für Fair er- 
reicht. 
Ebensowenig wie alle anderen Sorten konnte 
Bahia diese hohen Preise beibehalten, und so fiel der 
Kurs noch in demselben Monat um 10/ bis 12/—. 
Interessenten enthielten sich aber noch der Ankäufe in 
der Hoffnung auf ein weiteres Fallen des Preises. 
Locovorräte schwankten im April zwischen 60 und 
65 Cent ganz nach Beschaffenheit der Ware 
Die Gründung der § 0. T. trug dazu bei, die 
Kauflust für verfügbare Vorräte anzufeuern, für Ab- 
ladung dagegen abzuflauen. Da jedoch die Erzeugnisse 
der durch Vermittlung der N. O. T. eingeführten 
Ladungen nach den neutralen Ländern ausgeführt 
werden durften, so unterwarfen sich die Fabrikanten, 
die diesen wenn auch geringen Spielraum sehr nötig 
hatten, um nicht mindestens die Hälfte ihres Betriebs 
lahmzulegen, gern den Bestimmungen, und dies be- 
wirkte eine festere Stimmung für den Markt. 
Superior erreichte Aufong September wieder einen 
Lurs von 78/, Sound 75/J, Fair etwa 70/ (unter 
0 cL#edingungen) 
r 6 der großen Ernten von Bahia stiegen die 
Preise sehr schnell weiter; Ende September zahlte man 
für Superior, Sound und Fair 85/, 80|— und 77. 
im Oktober 90/. 86/“- und 84/T1 bei unverändertem 
Interesse im November wurde mit 100/T, 96/- und 
92/ ein Höchststand erreicht. Ohne besondere Gründe 
lietsen die Preise hierauf nach, und das Jahr schloß 
mit etwa 94/ bis 95/ für Superior. 88/- für Sound 
und 86)— für Fair. 
Wie bereits gesagt, waren die Ernten von Bahia 
besonders reich. Prct die in den angeführten Ernte- 
monaten eingebrachten Ladungen im Vergleich mit den 
  
vorangegangenen Jahren gibt nachstehende Tabelle 
eine übersicht: 
1913 1914 1915 
Ballen Ballen Ballen 
Mai. 4387 24 125 22430 
Juni 24 533 23 929 60 614 
Juli. 10 930 28 893 80 827 
Angust 51 462 26 762 108 580 
September 40 000 25 078 83 121 
161 312 128 787 355 572. 
Guayaquil. 
Im Gegensotze zu allen anderen Sorten eröffnete 
der Markt für Guayaquil mit flauer —— 
Epoca Arriba notierte mit etwa 64/lT, hala mit 
61/—. Der Preis für verfügbare Veuemm- + jedoch 
bald an; Anfang März zahlte man bereits 78/ und 
76/— für sofortige Verladung, 95/— für Vorräte in 
London, während die in den Niederlanden liegenden 
Posten für 60 bis 64 Cent Käufer fanden. Die Ver- 
sendungsmöglichkeiten von Gnayaquil waren und blieben 
gut, so daß von jeder sich bietenden Kaufgelegenheit 
Gebrauch gemacht werden konnte. Arriba-Ladungen 
über Liverpool nach Amsterdam wurden zu etwa 85/ 
abgeschlossen, und dieser Preis hielt sich bis Ende Mai. 
Der Preislauf für verfügbare Vorräte schwankte in 
dieser Zeit zwischen 65 und 55 Cent; die großen An- 
fuhren einerseits, die strengen Bestimmungen der N.O. T. 
anderseits sowie die zuweilen größere, zuweilen ge- 
ringere Nachfrage nach Erzeugnissen waren für den 
jeweiligen Kurs ausschlaggebend.
	        
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