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VII.
Straßermühl, den 20. Mai 1916.
Bevor wir (Prof. Dr. Werner, Generaloberarzt
IDr. Waldow, Dr. Schäfer, Dr. Peter, Kleck und
Steinhagen aus Duala) nach Fernando gebracht
wurden, kam im Auftrage des Political Oflicer der
Dr. Briscoe und legte uns ein Schriftstück vor, das
wir untergeichnen müßten. Nach meiner Erinnerung
enthielt das betreffende Schriftstück den in Frage kom-
menden Satz: „We here sav “ so ziemlich
wörtlich, aber in seiner ersten Fassung außerdem
noch mehr über gute Behandlung. Die erste Fassung
zu unterzeichnen, lehnten wir ab. Ob die zweite
Fassung mehr als den in Frage kommenden Satz ent-
hielt, kann ich nicht mehr beschwören, ich glaube
aber nicht.
Das Schriftstück war von Handgröße. Wer den
Text verfaßt hat, weiß ich nicht, ob Dr. Briscoc oder
der Politicn! Officer.
Dr. Peter.
VIII.
Teutschneurent, Baden, den 20. Mai 1916.
In Calabar lernte ich Herrn Wilkie von der
Schottischen Mission kennen. In Calabar hat man
auch unsere drei Jungen und ein Hausmädchen in das
Gefängnis getan. Dies gab mir Veranlassung, gleich
nach unserer Ankunft in Duala Herrn Wilkie zu
schreiben und ihn zu bitten, etwas für unsere Leute
zu tun, Dabei schrieb ich auch den in Frage stehenden
Satz. Das Haus und die Betten waren tatsächlich
recht gut, das war jedoch nicht das Verdienst der
Engländer, sondern es war Eigentum der Basler
Missionshandlung, was ich auch in meinem Briefe an
Herrn Wilkie bemerkt habe. Die Engländer haben zu
dem gutem Hause und den guten Betten nichts bei-
getragen. Auch die Behandlung war in den ersten
Tagen, in denen ich jene Zeilen schrieb, eine gute. Je
länger wir jedoch in Duala waren, desto mehr änderte
sich die Behandlung zu unseren Ungunsten.
Sodann wissen auch die Engländer sehr gut, daß
Briefe, die von einem unter ihrer Gewalt und ihrem
Druck befindlichen Kriegsgefangenen geschrieben werden,
wohl nie ein volles und wahres Bild der Behandlung
geben; es wird stets eine einseitige Schilderung der
Verhältnisse sein. Jedenfalls hätten wir alle, die wir
in Duala interniert waren, es nicht gewagt, in einem
Briefe die tatsächliche Lage zu schildern oder etwas
Ungünstiges zu bemerken: da hat man zu sehr den
groben und unfreundlichen Politiecal Oflieer Poyl ge-
fürchtet.
Ubrigens scheint der Auszug aus meinem Briese
meine Vermutung zu bestätigen, daß mein Brief nie
in die Hände des Herrn Wilkie gelangt ist.
K. Stolz,
Missionar.
IX.
Wiesbaden, den 22. Mai 1916.
Ich bestreite entschieden, den Satz: „Here in Dualn
things went very nicely; naturally making allowance to
the conditions; das ist englischerseits erfunden. Ich
bestreite auch, die anderen Sätze geschrieben zu haben;
denn ich kann mich keines einzigen solchen Wortes des
Briefes au meinen Mann entsinnen. Ich habe den
Brief in deutscher Sprache abgefaßt; möglich ist, daß
ich, um meinen Mann zu beruhigen, geschrieben habe:
„ich sei anständig oder höflich behandelt worden.“
Rosemarie Frank.
X.
Marburg, den 21. Mai 1916.
Zu dem Auszug aus meinem Briefe an meinen
Mann vom 23. November 1914 in dem amtlichen eng-
lischen Schriftstück „Correspondence relative to the
alleged ill-treantment of German subiects captured in
the Camercons 1915“ habe ich zu erwidern, daß ich
wohl einen Brief dieses Datums an meinen Mann ge-
schrieben habe, jedoch in deutscher Sprache. Diese
Ubersetzung gibt den Sinn meiner Worte nicht richtig
wieder, da sie meine anerkennenden Außerungen über
das Verhalten der Engländer in absichtlich in ihrem
Interesse übertriebenen Superlativ gesetzt hat.
Als ich diesen Brief schrieb, war es meine Absicht,
meinem Mann eine Nachricht und Bernhigung über mein
und unseres Kindes Schicksal zukommen zu lassen. Den
Brief, aus dem der Auszug gemacht ist, hat mein Mann
jedoch nie bekommen.
Die Engländer hatten bezüglich der Einnahme
von Duala ein schlechtes Gewissen, hatten wohl auch
schon den Protest von unserem Gonverneur bekommen,
und setzten nun alles daran, dem etwas entgegenzu-
stellen.
Was die Außerungen über Captain Waller in
meinem Brief an meinen Mann anbetreffen, wählt die
Ubersetzung hier einen Superlativ, wie ich mich erinnerc,
keinesfalls im Original geschrieben zu haben. Man
muß sich zur Beurteilung der Außerungen in meinem
Briefe in die Lage der Frauen damals versetzen, die,
ganz alleinstehend, in der Macht des Feindes waren.
Maria von Borberger, geb. Leiß.
* 1
II.
Einzeldarstellung.
1. Togo.
A. Lome.
1. Das englische Kommando hat alsbald nach
der Besetzung Lomes, am 7. August 1914, und
in den folgenden Tagen die Männer und Frauen
der am Kampfe unbeteiligten deutschen Bevölkerung
mit wenigen Ausnahmen als Kriegsgefangene
unter Bewachung schwarzer Soldaten nach der
2“