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mit der sie sich aus der gleichen Faktorei
versehen hatten. Ebendaselbst haben eng-
lische Offiziere und Militärpersonen Kisten
von Deutschen, die der Missions-Hand-
lungs-Gesellschaft zur Aufbewahrung über-
geben waren, erbrochen oder durch Farbige
erbrechen lassen und daraus Servietten-
ringe und andere Sachen entwendet. Ein
englischer Kaufmann namens Morris hat in einem
deutschen Hause in Duala mit Namen gezeichnete
und mit Prirateigentum gefüllte Kisten mit der
Axt aufgeschlagen und beraubt.
Auch längere Zeit nach der Besetzung Dualas
haben die Engländer noch Privateigentum aus
der Stadt fortgeschafft. So wurden Mitte Mai
1915 u. a. ein Harmonium und andere Möbel-
stücke nach England verschifft.
2. Nach der Besitzergreifung von Duala durch
die feindlichen Truppen haben Dualaleute unter
den Augen der Engländer und im Beisein von
weißen Engländern die Leichter am Strande im
Hafen von Duala geöffnet und beraubt. Auf der
Brücke der Mittellandbahn erbrachen sie das Ge-
bäude und schleppten alles Tragbare weg. Einem
Deutschen, der einem Haufen von plündernden
Duala mit Erfolg wehrte, betenerten sie, sie
hätten von den Engländern die Erlaubnis
zum Plündern bekommen. Ein englischer
Soldat bezeichnete dem gleichen Deutschen gegen-
über das Verhalten der Schwarzen als eine
Schmach für die Weißen und erklärte, wenn es
ihm erlaubt gewesen wäre, hätte er unter die
Plünderer geschossen.
3. Am 29. September 1914 erschien bei dem
Direktor der Deutsch-Westafrikanischen Bank in
Duala ein englischer Offizier in Begleitung von
Soldaten und verlangte die Bankschlüssel. Der
Bankdirektor verweigerte ihre Heransgabe unter
Hinweis auf das Völkerrecht, mußte sie schließlich
aber, ohne Bescheinigung zu erhalten, aushän-
digen, da der Offizier erklärte, er habe von dem
General Dobell Befehl erhalten, von der Bank
Besitz zu ergreifen. Als der Bankdirektor bald
darauf dem politischen Offizier Powl gegenüber
auf das völkerrechtswidrige Vorgehen gegen die
Bank hinwies und um eine QOnittung über die
Bankschlüssel und die weggenommenen Barbestände
der Bank bat, antwortete dieser: „Damn the
whole international law! W#e neither respect
nor protect private property, we do as we
like; in case you would not give us the kers
we should simply break it open“.
Die Wohnräume des nur wenige Minunten
von dem Hauptquartier des General Dobell
liegenden Bankhauses sind ausgeplündert worden.
4. Als am 29. September 1914 eine Franu
Dammköhler ihre Wohnung, von der sie am
vorhergehenden Tage in die Gefangenschaft ab-
geführt worden war, aufsuchen durfte, fand sie die
Türen gewaltsam geöffnet und die Fenster ein-
geschlagen. Aus der Wohnung waren von einem
Tage zum andern Stühle, Küchengeräte, aller
möglicher sonstiger Hausrat, Kleider, Stiefel und
Wäsche im Betrage von etwa 3000 M. ver-
schwunden. ·
5. Ebenso erging es einer Frau Drosten,
als sie am 30. September ihre Wohnung betrat.
6. Ende September 1914 wurde das Missions-=
haus der Pallotiner Mission im Ortsteil Akwa
(Duala, linkes Ufer), insbesondere die Wohnung
der Schwestern, ausgeraubt. Alles wurde weg-
geschleppt oder zertrümmert, selbst Fenster und
Türen. Die Schulbänke wurden als Brennholz
verwendet. Auch die persönliche Habe der An-
gehörigen der Palloliner Mission, die bei ihrer
Gefangennahme hatte zurückgelassen werden müssen,
siel dem Raube zum Opfer. An den Plünde-
rungen und Beschädigungen haben sich schwarze
und weiße englische und französische Soldaten
beteiligt.
7. Am 28. September 1914 haben englische
Soldaten die zur Bewachung der Faktorei der
Deutsch-Westafrikanischen Handelsgesellschaft in
Akwa aufsgestellten Krujungen vertrieben und aus
dem Wohnhause der Gesellschaft alles Bewegliche
fortgeschleppt.
Auf dem dieser Gesellschaft benachbarten Grund-
stück der Deutschen Kautschuk-Aktien-Gesellschaft
wurde am 29. September 1914 die Faktorei
ausgeplündert und das Wellblech von den Dächern
fortgeschleppt. Sodann wurden die Baulichkeiten
niedergebrannt.
8. Am 28. und 29. September 1914 wurden
in Bonaberi deutsche Wohnungen und Faktoreien
von schwarzen englischen Soldaten unter Führung
von weißen Unteroffizieren und einem in Duala
ansässigen englischen Kaufmann namens Hill ge-
plündert. Selbst weiße englische Soldaten
haben Sachen aus diesen Faktoreien fort-
getragen.
XIV.
Mitte Oktober 1914 wurde das Besitztum der
Pallotiner Mission in Deido beschlagnahmt. Den
Vätern und Brüdern dieser Mission wurde an
Bord der „Kamerun“ ihr persönliches Eigentum
weggenommen.
XV.
Der bei Nsanakang in Kriegsgefangenschaft
geratene Leutnant Stretton nahm während der
vorübergehenden Besetzung Nsanakangs zwei in
einem verschlossenen Koffer verwahrte goldene
Ringe des Zollbeamten Steiner von Nsanakang
an sich, trug sie und verweigerte ihre Herausgabe,
als der Eigentümer nach dem Gefecht sie verlangte.
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