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Frauen, darunter solche in schwaugerem Zu-
stande und mit Säuglingen, und Kinder mar-
schierten, von schwarzen Soldaten begleitet, von
Buea eine Stunde zu Fuß nach der Bahnstation
Soppo, von wo sie die Pflanzungsbahn nach
Viktoria benutzten. Eine Frau mit einem Säug-
ling bat, sie mit Rücksicht auf das Kind die Fahrt
nicht am heißen Nachmittag, sondern am kühleren
Morgen antreten zu lassen. Der Wunsch wurde
ohne Begründung abgelehnt.
Die Männer, darunter auch der Präses der
Mission, mußten den fünfstündigen Weg von
Buea nach Viktoria unter Bewachung von
schwarzen Soldaten in heißer Tropensonne zu
Fuß machen. Als ein Oberbeamter, dessen Ge-
sundheit infolge einer Operation und einer Nieren-
entzündung sehr geschwächt war, sich an den
Truppenarzt O'Brien mit der Bitte wandte, ihm
über seinen Zustand ein Attest zu geben, schrie
ihn dieser an: „Sie wollen natürlich nach Viktoria
mit der Bahn fahren. Das gibt's aber nicht.
Meinetwegen können Sie unterwegs umfallen.“
In Schweiß gebadet, erschöpft und von Durst
gequält kamen die Gefangenen gegen Mittag in
Viktoria an. Es wurde ihnen nicht gestattet, die
von dem deutschen Lazarett in Viktoria bereit-
gestellten Erfrischungen zu nehmen. Die Jungen,
welche die Erfrischungen herbeibrachten, wurden
durch Schläge von den schwarzen Soldaten weg-
getrieben.
Die Gefangenen wurden nach der Landungs-
brücke in Viktoria geführt und nach längerem
Warten in der Tropensonne auf einen englischen
und französischen Dampfer gebracht. Während
der mehrstündigen Fahrt auf dem englischen
Dampfer waren die Männer ebenfalls schutzlos
den Strahlen der Sonne ausgesetzt, ohne daß
während der Fahrt für Verpflegung gesorgt
worden war. Auf dem französischen Dampfer
wurden als Nahrung etwas Hering und ver-
dorbenes Schiffsbrot gereicht.
II.
Die am Kampfe unbeteiligte weiße Bevölke-
rung in Viktoria wurde nach der Besetzung des
Ortes kriegsgefangen nach Duala weggeführt.
Etwa am 23. November 1914, nach der
zweiten Beschießung von Viktoria, bat die Frau
des kaufmännischen Leiters der Westafrikanischen
Pflanzungsgesellschaft „Viktoria“, Liedke, einen
englischen Offizier, einen ihr gehörigen Koffer aus
dem vor Viktoria liegenden englischen Schiff her-
ausholen zu lassen. Dieser schlug die Bitte der
schwangeren Frau mit den Worten ab, „es sei
richtiger, alle deutschen Frauen auf eine
Insel zu schleppen, damit der deutsche
Kaiser keine Soldaten mehr hätte; Frauen
in anderen Umständen sollte man einfach
hängen.“
1. Am 3. Oktober 1914 hat in Viktoria
Kapitän Hughes von der „Ivy“ in der Woer-
mann-Faktorei verschlossene Behältnisse eigen-
händig erbrochen und daraus Zigarren, Zigaretten
und Schaumwein ohne Bezahlung entnommen.
Am 3. Oktober 1914 hat der erste Offizier
der „Ivy“ in Viktoria aus Privatwohnungen
Uhren und silberne Becher entwendet.
3. Nach Besetzung von Bota und Kakao-Hafen
bei Viktoria haben englische weiße Marinesoldaten
in den dortigen Privathäusern Kommoden und
Tische auf ihren Inhalt hin ausgerissen und Geld
und Wertgegenstände, unter anderm aus dem
Wohnhaus des Pflanzungsinspektors Herbst
Gegenstände im Werte von etwa 900 “, dar-
unter Gold= und Silbersachen, entwendet. Weiße
englische Soldaten haben auch aus der landwirt-
schaftlichen Versuchsanstalt in Biktoria Sachen
weggeschleppt, wertvolle wissenschaftliche Instru-
mente und Sammlungen vernichtet.
4. Ein englischer weißer Marinesoldat, der in
Viktoria der Frau Liedtke versprochen hatte, ihr
Haus zu bewachen, hat daraus Wäsche, Madeira-
sachen, Elfenbein-, Silber= und Nickelsachen, Pro-
viant und Getränke weggenommen.
In Viktoria haben schwarze und weiße
englische Soldaten aus dem Hause der Baseler
Mission eine Menge Sachen in Säcken fort-
getragen.
III.
Die friedlichen Ansiedler auf den am Kamernn-
gebirge liegenden Pflanzungen wurden ebenfalls
von den Engländern als Gefangene nach dem
Sammellager Duala gebracht. Hierbei kam es
vor, daß Frauen und Kinder von vormittags
10 Uhr bis zum anderen Morgen um 8 Uhr
nichts zu essen oder zu trinken erhielten. Auf
Beschwerde wurde erwidert, man habe keine Zeit.
Das Abführen der Pflanzer motivierte der poli-
tische Offizier bPowl mit den Worten: „Welches
Interesse haben wir an der Erhaltung deutscher
Pflanzungen; wenn sie pleite machen, um so
besser für uns.“
1. In Moeanja wurden in der Nacht vom
14. auf den 15. November 1914 die Pflanzer
Schulz und Wilhelm von farbigen Soldaten
aus den Betten geholt und gebunden abgeführt,
ohne daß ihnen Zeit zum Ankleiden gelassen
wurde. Als Schulz, der nur einen Schlafanzug
tung, seine Kleider verlangte und sein Koch ihm
die Kleider bringen wollte, schlugen die Soldaten
den Koch und nahmen ihm die Kleider weg.
2. Der einzige Weiße auf der Pflanzung
Munjange, namens Kießler, wurde Mitte De-
zember 1914 von zwei Eingeborenen, die ihm
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