Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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Frauen, darunter solche in schwaugerem Zu- 
stande und mit Säuglingen, und Kinder mar- 
schierten, von schwarzen Soldaten begleitet, von 
Buea eine Stunde zu Fuß nach der Bahnstation 
Soppo, von wo sie die Pflanzungsbahn nach 
Viktoria benutzten. Eine Frau mit einem Säug- 
ling bat, sie mit Rücksicht auf das Kind die Fahrt 
nicht am heißen Nachmittag, sondern am kühleren 
Morgen antreten zu lassen. Der Wunsch wurde 
ohne Begründung abgelehnt. 
Die Männer, darunter auch der Präses der 
Mission, mußten den fünfstündigen Weg von 
Buea nach Viktoria unter Bewachung von 
schwarzen Soldaten in heißer Tropensonne zu 
Fuß machen. Als ein Oberbeamter, dessen Ge- 
sundheit infolge einer Operation und einer Nieren- 
entzündung sehr geschwächt war, sich an den 
Truppenarzt O'Brien mit der Bitte wandte, ihm 
über seinen Zustand ein Attest zu geben, schrie 
ihn dieser an: „Sie wollen natürlich nach Viktoria 
mit der Bahn fahren. Das gibt's aber nicht. 
Meinetwegen können Sie unterwegs umfallen.“ 
In Schweiß gebadet, erschöpft und von Durst 
gequält kamen die Gefangenen gegen Mittag in 
Viktoria an. Es wurde ihnen nicht gestattet, die 
von dem deutschen Lazarett in Viktoria bereit- 
gestellten Erfrischungen zu nehmen. Die Jungen, 
welche die Erfrischungen herbeibrachten, wurden 
durch Schläge von den schwarzen Soldaten weg- 
getrieben. 
Die Gefangenen wurden nach der Landungs- 
brücke in Viktoria geführt und nach längerem 
Warten in der Tropensonne auf einen englischen 
und französischen Dampfer gebracht. Während 
der mehrstündigen Fahrt auf dem englischen 
Dampfer waren die Männer ebenfalls schutzlos 
den Strahlen der Sonne ausgesetzt, ohne daß 
während der Fahrt für Verpflegung gesorgt 
worden war. Auf dem französischen Dampfer 
wurden als Nahrung etwas Hering und ver- 
dorbenes Schiffsbrot gereicht. 
II. 
Die am Kampfe unbeteiligte weiße Bevölke- 
rung in Viktoria wurde nach der Besetzung des 
Ortes kriegsgefangen nach Duala weggeführt. 
Etwa am 23. November 1914, nach der 
zweiten Beschießung von Viktoria, bat die Frau 
des kaufmännischen Leiters der Westafrikanischen 
Pflanzungsgesellschaft „Viktoria“, Liedke, einen 
englischen Offizier, einen ihr gehörigen Koffer aus 
dem vor Viktoria liegenden englischen Schiff her- 
ausholen zu lassen. Dieser schlug die Bitte der 
schwangeren Frau mit den Worten ab, „es sei 
richtiger, alle deutschen Frauen auf eine 
Insel zu schleppen, damit der deutsche 
Kaiser keine Soldaten mehr hätte; Frauen 
  
in anderen Umständen sollte man einfach 
hängen.“ 
1. Am 3. Oktober 1914 hat in Viktoria 
Kapitän Hughes von der „Ivy“ in der Woer- 
mann-Faktorei verschlossene Behältnisse eigen- 
händig erbrochen und daraus Zigarren, Zigaretten 
und Schaumwein ohne Bezahlung entnommen. 
Am 3. Oktober 1914 hat der erste Offizier 
der „Ivy“ in Viktoria aus Privatwohnungen 
Uhren und silberne Becher entwendet. 
3. Nach Besetzung von Bota und Kakao-Hafen 
bei Viktoria haben englische weiße Marinesoldaten 
in den dortigen Privathäusern Kommoden und 
Tische auf ihren Inhalt hin ausgerissen und Geld 
und Wertgegenstände, unter anderm aus dem 
Wohnhaus des Pflanzungsinspektors Herbst 
Gegenstände im Werte von etwa 900 “, dar- 
unter Gold= und Silbersachen, entwendet. Weiße 
englische Soldaten haben auch aus der landwirt- 
schaftlichen Versuchsanstalt in Biktoria Sachen 
weggeschleppt, wertvolle wissenschaftliche Instru- 
mente und Sammlungen vernichtet. 
4. Ein englischer weißer Marinesoldat, der in 
Viktoria der Frau Liedtke versprochen hatte, ihr 
Haus zu bewachen, hat daraus Wäsche, Madeira- 
sachen, Elfenbein-, Silber= und Nickelsachen, Pro- 
viant und Getränke weggenommen. 
In Viktoria haben schwarze und weiße 
englische Soldaten aus dem Hause der Baseler 
Mission eine Menge Sachen in Säcken fort- 
getragen. 
III. 
Die friedlichen Ansiedler auf den am Kamernn- 
gebirge liegenden Pflanzungen wurden ebenfalls 
von den Engländern als Gefangene nach dem 
Sammellager Duala gebracht. Hierbei kam es 
vor, daß Frauen und Kinder von vormittags 
10 Uhr bis zum anderen Morgen um 8 Uhr 
nichts zu essen oder zu trinken erhielten. Auf 
Beschwerde wurde erwidert, man habe keine Zeit. 
Das Abführen der Pflanzer motivierte der poli- 
tische Offizier bPowl mit den Worten: „Welches 
Interesse haben wir an der Erhaltung deutscher 
Pflanzungen; wenn sie pleite machen, um so 
besser für uns.“ 
1. In Moeanja wurden in der Nacht vom 
14. auf den 15. November 1914 die Pflanzer 
Schulz und Wilhelm von farbigen Soldaten 
aus den Betten geholt und gebunden abgeführt, 
ohne daß ihnen Zeit zum Ankleiden gelassen 
wurde. Als Schulz, der nur einen Schlafanzug 
tung, seine Kleider verlangte und sein Koch ihm 
die Kleider bringen wollte, schlugen die Soldaten 
den Koch und nahmen ihm die Kleider weg. 
2. Der einzige Weiße auf der Pflanzung 
Munjange, namens Kießler, wurde Mitte De- 
zember 1914 von zwei Eingeborenen, die ihm 
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