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und luftlosen Laderäumen auf Holzgestellen schlafen.
Bei Besichtigung der „Obuasi“ in Freetown wurde
die Unterbringung der Männer, Franen und Kinder
auf diesem Frachtdampfer sogar durch einen hohen
englischen Beamten oder Offizier beanstandet.
Besonders schwer hatten die Gefangenen unter
dem kalten Unwetter zu leiden, das nördlich
Madeira einsetzte, zumal der Aufenthalt in den
Kojen tagsüber verboten war, und die Gefangenen
auf dem Oberdeck in ihrer durchnäßten dünnen
Tropenkleidung allen Unbilden der Witterung aus-
gesetzt waren.
Auf der „Bathurst“, einem alten Fracht-
dampfer, waren die Matratzen derartig unsauber,
daß Papier darüber ausgebreitet werden mußte,
um sich darauf legen zu können. Die Männer
schliefen nachts ohne Unterlage auf Deck oder im
Laderaum, in dem es infolge der Tropenhitze kaum
auszuhalten war. Auf Deck war die Segeltuch-
überdachung so schadhaft, daß sie vor dem fast
jede Nacht wiederkehrenden gewitterartigen Regen
keinen Schutz bot.
Auf der „Akassa“ waren die Frauen von
ihren Männern getrennt. Sie durften mit ihnen
täglich nur eine Stunde im Beisein einer schwarzen
englischen Wache sprechen. Auch hier lagen die
Männer im Laderaum des Schiffes. In den
Tropen hatten sie sehr unter der Hitze, später noch
mehr unter der Kälte zu leiden, weil die Eng-
länder sie nur das hatten mitnehmen lassen, was
sie auf dem Leibe trugen.
Auf der „Appam“ war ein Teil der Männer
sehr eng und schlecht untergebracht. 50 bis
60 Männer waren in einem Raum von 8:10 m
zusammengepfercht. Sie mußten im Eßsaal ohne
Decken nächtigen.
Auch auf dem Hilfskreuzer „Laurentic“ war
die Unterbringung im Zwischendeck sehr eng. In
den Kabinen der Frauen, die ohne Türen waren,
herrschte starke Ungezieferplage. Tagsüber waren
die Gefangenen gezwungen, sich ohne Sitzgelegen-
heit auf den Gängen zwischen den Kabinen auf-
zuhalten, da man ihnen den Speisesaal verschloß
und sie wegen schlechter Witterung nicht auf Deck
sein konnten. Obwohl die Gefangenen bei dem
Eintritt in das rauhe Winterklima auf der Nordsee
insolge ihrer dünnen Tropenkleidung sehr unter
Kälte litten, wurde die Einstellung der Dampf-
heizung verweigert.
Die Waschgelegenheit ließ auf den Transport-
schiffen viel zu wünschen übrig. Auf der „Obuasi“
herrschte Mangel an Waschwasser und, wenn solches
vorhanden war, war es schmutzig. Den Männern
dienten anfangs die Speisenäpfe zum Waschen.
Auf der „Appam“ war es den Frauen ver-
boten, Wasser in ihre Kabinen zu bringen. Sie
mußten sich alle in einem und demselben Wasch-
becken auf der Damentoilette waschen. Dabei war
für 40 Personen nur eine einzige Waschgelegen-
heit vorhanden. Das Wasser war braun und dick
und mußte in diesem Zustand auch zum Waschen
der Wäsche benutzt werden. Handtücher und Seife
gab es nicht. Die Stewards drehten die Hähne
ab und nahmen die Schlüssel zur Leitung weg,
so daß die Gefangenen am Vaschen ihrer spär-
lichen Leibwäsche häufig gehindert waren.
Auf der „Akassa“ erhielten die Gefangenen
nicht genügend Wasser zum Waschen.
Auf der „Boulama“ war an Waschen nicht
zu denken, weil der einzige Eimer, in dem die
Gefangenen nachts ihre Notdurft verrichten mußten,
morgens, halb mit Wasser gefüllt, als einziger
Waschbehälter heruntergebracht wurde. Selbst
Wäschestücke, Seise oder Handtücher durften die
Gefangenen nicht aus ihren Gepäckstücken holen.
Dagegen wurden zwei englische Strafsoldaten jeden
Morgen zum Waschen geführt.
Dem in den Tropen besonders stark vor-
handenen Badebedürfnis der Gefangenen war nicht
oder ungenügend Rechnung getragen. Es war
das besonders deshalb unerträglich lästig, weil die
Gefangenen ihre Tropenkleidung, die sie seit der
Gefangennahme auf dem Leibe trugen, mangels
Ersatzkleider nicht wechseln konnten. Auf der
„Appam“ stand nur je eine Badewanne für die
Frauen und Männer zur Verfügung. Auf der
„Bathurst“ war keine Badegelegenheit.
III.
Die Abortverhältnisse waren geradezu gesund-
heitsgefährlich.
Auf der „Obuasi“ bestanden die Aborte ledig-
lich aus einer über das Schiffsdeck hinausragenden
Planke. Diese Einrichtung mußten die Gefangenen
gemeinsam mit den Negern der Schiffsbesatzung
benutzen. Da die Planke immer beschmutzt war,
übertrugen sich dadurch ansteckende Krankheiten
der Schwarzen, wie Ringwurmkrankheit, auf die
Deutschen.
Ahnliche Zustände herrschten auf der „Akassa“.
In der Biskaya schlug das Wetter die Abort-
einrichtung weg, so daß die Gefangenen ihre
Bedürfnisse in ein umgelegtes Schiffsboot ver-
richten mußten.
Auf der „Bathurst“ waren die Abortverhält-
nisse sehr mangelhaft. Die Wasserspülung funk-
tionierte nicht: für die Reinigung der gänzlich
verschmutzten Aborte geschah nichts.
Auf der „Appam“ haben die Stewards die
Rohre der Wasserklosetts verstopft. Als ihnen das
hierdurch erzwungene Trinkgeld in Höhe von
160 M. ausgehändigt war, kamen sie ihrer Pflicht
zur Reinigung der Aborträume doch nicht nach.