Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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und luftlosen Laderäumen auf Holzgestellen schlafen. 
Bei Besichtigung der „Obuasi“ in Freetown wurde 
die Unterbringung der Männer, Franen und Kinder 
auf diesem Frachtdampfer sogar durch einen hohen 
englischen Beamten oder Offizier beanstandet. 
Besonders schwer hatten die Gefangenen unter 
dem kalten Unwetter zu leiden, das nördlich 
Madeira einsetzte, zumal der Aufenthalt in den 
Kojen tagsüber verboten war, und die Gefangenen 
auf dem Oberdeck in ihrer durchnäßten dünnen 
Tropenkleidung allen Unbilden der Witterung aus- 
gesetzt waren. 
Auf der „Bathurst“, einem alten Fracht- 
dampfer, waren die Matratzen derartig unsauber, 
daß Papier darüber ausgebreitet werden mußte, 
um sich darauf legen zu können. Die Männer 
schliefen nachts ohne Unterlage auf Deck oder im 
Laderaum, in dem es infolge der Tropenhitze kaum 
auszuhalten war. Auf Deck war die Segeltuch- 
überdachung so schadhaft, daß sie vor dem fast 
jede Nacht wiederkehrenden gewitterartigen Regen 
keinen Schutz bot. 
Auf der „Akassa“ waren die Frauen von 
ihren Männern getrennt. Sie durften mit ihnen 
täglich nur eine Stunde im Beisein einer schwarzen 
englischen Wache sprechen. Auch hier lagen die 
Männer im Laderaum des Schiffes. In den 
Tropen hatten sie sehr unter der Hitze, später noch 
mehr unter der Kälte zu leiden, weil die Eng- 
länder sie nur das hatten mitnehmen lassen, was 
sie auf dem Leibe trugen. 
Auf der „Appam“ war ein Teil der Männer 
sehr eng und schlecht untergebracht. 50 bis 
60 Männer waren in einem Raum von 8:10 m 
zusammengepfercht. Sie mußten im Eßsaal ohne 
Decken nächtigen. 
Auch auf dem Hilfskreuzer „Laurentic“ war 
die Unterbringung im Zwischendeck sehr eng. In 
den Kabinen der Frauen, die ohne Türen waren, 
herrschte starke Ungezieferplage. Tagsüber waren 
die Gefangenen gezwungen, sich ohne Sitzgelegen- 
heit auf den Gängen zwischen den Kabinen auf- 
zuhalten, da man ihnen den Speisesaal verschloß 
und sie wegen schlechter Witterung nicht auf Deck 
sein konnten. Obwohl die Gefangenen bei dem 
Eintritt in das rauhe Winterklima auf der Nordsee 
insolge ihrer dünnen Tropenkleidung sehr unter 
Kälte litten, wurde die Einstellung der Dampf- 
heizung verweigert. 
Die Waschgelegenheit ließ auf den Transport- 
schiffen viel zu wünschen übrig. Auf der „Obuasi“ 
herrschte Mangel an Waschwasser und, wenn solches 
vorhanden war, war es schmutzig. Den Männern 
dienten anfangs die Speisenäpfe zum Waschen. 
Auf der „Appam“ war es den Frauen ver- 
boten, Wasser in ihre Kabinen zu bringen. Sie 
  
mußten sich alle in einem und demselben Wasch- 
becken auf der Damentoilette waschen. Dabei war 
für 40 Personen nur eine einzige Waschgelegen- 
heit vorhanden. Das Wasser war braun und dick 
und mußte in diesem Zustand auch zum Waschen 
der Wäsche benutzt werden. Handtücher und Seife 
gab es nicht. Die Stewards drehten die Hähne 
ab und nahmen die Schlüssel zur Leitung weg, 
so daß die Gefangenen am Vaschen ihrer spär- 
lichen Leibwäsche häufig gehindert waren. 
Auf der „Akassa“ erhielten die Gefangenen 
nicht genügend Wasser zum Waschen. 
Auf der „Boulama“ war an Waschen nicht 
zu denken, weil der einzige Eimer, in dem die 
Gefangenen nachts ihre Notdurft verrichten mußten, 
morgens, halb mit Wasser gefüllt, als einziger 
Waschbehälter heruntergebracht wurde. Selbst 
Wäschestücke, Seise oder Handtücher durften die 
Gefangenen nicht aus ihren Gepäckstücken holen. 
Dagegen wurden zwei englische Strafsoldaten jeden 
Morgen zum Waschen geführt. 
Dem in den Tropen besonders stark vor- 
handenen Badebedürfnis der Gefangenen war nicht 
oder ungenügend Rechnung getragen. Es war 
das besonders deshalb unerträglich lästig, weil die 
Gefangenen ihre Tropenkleidung, die sie seit der 
Gefangennahme auf dem Leibe trugen, mangels 
Ersatzkleider nicht wechseln konnten. Auf der 
„Appam“ stand nur je eine Badewanne für die 
Frauen und Männer zur Verfügung. Auf der 
„Bathurst“ war keine Badegelegenheit. 
III. 
Die Abortverhältnisse waren geradezu gesund- 
heitsgefährlich. 
Auf der „Obuasi“ bestanden die Aborte ledig- 
lich aus einer über das Schiffsdeck hinausragenden 
Planke. Diese Einrichtung mußten die Gefangenen 
gemeinsam mit den Negern der Schiffsbesatzung 
benutzen. Da die Planke immer beschmutzt war, 
übertrugen sich dadurch ansteckende Krankheiten 
der Schwarzen, wie Ringwurmkrankheit, auf die 
Deutschen. 
Ahnliche Zustände herrschten auf der „Akassa“. 
In der Biskaya schlug das Wetter die Abort- 
einrichtung weg, so daß die Gefangenen ihre 
Bedürfnisse in ein umgelegtes Schiffsboot ver- 
richten mußten. 
Auf der „Bathurst“ waren die Abortverhält- 
nisse sehr mangelhaft. Die Wasserspülung funk- 
tionierte nicht: für die Reinigung der gänzlich 
verschmutzten Aborte geschah nichts. 
Auf der „Appam“ haben die Stewards die 
Rohre der Wasserklosetts verstopft. Als ihnen das 
hierdurch erzwungene Trinkgeld in Höhe von 
160 M. ausgehändigt war, kamen sie ihrer Pflicht 
zur Reinigung der Aborträume doch nicht nach.
	        
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