Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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Gegenwärtig verfügen die russischen Fabriken über 
sehr bedentende Baumwollenvorräte., am 1. Sepiember 
1916 betrugen sie in den Fabrikspeichern etwa 8 Mill. 
Pud trussische und ausländische Baumwolle), d. h. die 
russischen Fabriken sind gegenwärtig mit Vorräten auf 
drei bis vier Monate bei einem normalen Betriebe 
versorgt. 
Nach den auf die Umfrage des Komitees für die 
Versorgung der Mannfakturen mit Rohbaumwolle ein- 
gegangenen Mitteilungen von 86 Mannfakturen sind 
auf den zu ihrer Verfügung stehenden 7 537 935 Spin- 
deln in den ersten acht. Monaten 12 010 211 Pud Garn 
hergestellt worden. Die monatliche Herstellungsmenge- 
beträgt demnach rund 1.5 Mill. Pud. Wenn man nun 
annimmt, daß die Herstellung von Garn in den fol- 
genden Monaten annähernd die gleiche scin wird wie 
in den vorhergehenden, so würde die Geiamtjahres- 
menge der befragtlen 86 Fabriken 18.060 000 Pud be- 
tragen. Vergleicht man diese Ziffer mit der in diesen 
Fabriken in den Jahren 1913 und 1911 Vergestellten 
Menge Garn, so erhält man folgendes Bild: 19 
16 964 000, 1914: 16 696 000. 1916: 18 060 000 M- 
Demnach ist die Herstellung von Garn in diesen 
Fabriken im Jahre 1916 im Vergleich zu 1913 und 
1914 bedeutend gestiegen, was als eine Folge der 
Herabsetzung der Garnnummern zu betrachten ist. 
  
Um eine annähernde Berechnung für die Leistung 
aller Baumwollfabriken Rußlands aufstellen zu können, 
muß man folgende Erwägungen in Betracht ziehen: 
Die Gesamtspindelzahl Rußlands beträgt 8 122 000; 
auf die Umfrage des Komitees sind Mitteilungen über 
7537 935 Spindeln eingegangen, d. h. von 92,81 v. H., 
die 18 060 000 Pud im Jahre hergestellt haben: folglich 
lann die jährliche Leistung der im Betriebe befindlichen 
Baumwollfabriken Rußlands auf annähernd 19 bis 
19½ Mill. Pud Baumwollengarn veranschlagt werden, 
die sich auf die einzelnen Gebiete in folgender Weise 
verteilt: 
Spindeln 1000 Pud 
Moslauer Gebict in 73. Manufakturen 5 999 660 15 864 
Petersburg-Baltisches Gebiet in 
20 Manufakturen. 1 802 3090 2668 
Finländisches Gebiet in 6 Mann- 
226 158 175 
adlehte Goiete in 1 Manufakturen 93 816 139 
Im gangen in 103 Manusakturen 8.122 033 19 146. 
Die Garnherstellung des Weichselgebicts, das von 
den deutschen Truppen besetzt ist, wird auf annähernd 
2½ Mill. Pud veranschlagt. 
(Nach der Torg. DProm. (iazela Nr. 221 
vom 14./27. Oktober 1916.) 
  
“ 
Vermischtes. 
Museum und Institut zur fiunde des Kusland- 
deutschtums und zur Förderung deutscher Interessen 
im RKuslande. 
Man schreibt uns: Der Verein für Handels- 
geographie und Förderung deutscher Inter— 
essen im Auslande (Sitz Stuttgart) hat sich seit 
seiner Gründung im Jahre 1882 stets auch mit den- 
jenigen Fragen befaßt, die durch den zweiten Teil seines 
Namens ausgedrückt sind. In der OÖffentlichkeit trat 
diese Arbeit in der Anlage einer großen Produkten- 
sammlung und darin hervor, daß der Verein in seinen 
Vortragsabenden Fragen des Auslanddentschtums häufig 
behandeln ließ. Viel bekannter, auch weit über die 
Grenzen des Deutschen Reiches hinaus, wurde die Er- 
richtung einer völkerkundlichen Sammlung, die ihre 
Krönung in dem 1911 eröffneten Linden-Musenm 
fand. Dieser große Bau birgt heute eine der ersten der- 
artigen Sammlungen Deutschlands. Unter seinem ge- 
waltigen Material befindet sich vieles, was für die 
Kunde des Auslanddeutschtums von Wichtigkeit ist. 
Seit dem Jahre 1011 wurde im Schoße des 
Bereins beabsichtigt, durch Einrichtung einer neuen 
Abteilung des Linden-Muscums den Interessen des 
Auslanddeutschtums stärker als früher gerecht zu 
werden. Das Ergebnis der in aller Stille gepflogenen 
Beratungen war der Plau, in Stuttgart mit Unter- 
stützung des Reiches, der Bundesstaaten und des 
ganzen deutschen Volkes ein neues großes Museum 
und Institut zu begründen, um die Beziehungen 
  
zwischen dem Auslanddentschtum und dem Muterland 
auf das engste zu knüpfen und für die Kenntnis dieser 
Begiehungen wie der Bedentung des Auslanddeutsch- 
tums überhaupt eine zentrale Slätte zu schafsen. 
Wein auch der Krieg dem Anslanddeutschtum zunächst 
tiese Wunden geschlagen hat und gewaltige Anforde- 
rungen nach allen Seiten stellt, so schien es doch ge- 
boten, im sesten Glauben an die Zukunft umseres 
Volkes die hier vorliegende Aufgabe, die mit dem 
Ausbau der Stellung Deutschlands in der Welt so 
enge zusammenhängt, schon jetzt in Angriff zu nehmen. 
Die württembergische Regierung gewährte diesen Ab- 
sichten die wohlwollendste Förderung. Am 1. De- 
zember 1915 wurde in Sliuttgart in Anwesenheit des 
Königs von Württemberg eine lleine Ausstellung 
„Zur Runde des Auslanddentschtums“ eröffnet. 
Sie sollte nur Beispiele für Teile des künftigen Unter- 
nehmens geben und brachte großenteils zu diesem 
Zmeck geliehenes Material. 
Die Verhandlungen mit der Reichsregierung 
führten zur Gewährung eines namhaften Beitrags. 
Bald darauf wandte sich die Kommission zur 
Gründung des Museums um Unterstützung an eine 
Angahl führender deutscher Männer. Weitgehend ist 
dieser Bitte entsprochen worden, zahlreiche lebhafte 
Zustimmungen und bedeutende Geldbeträge sind ein- 
gegangen; reiches Material ist jetzt schon zur Ver- 
jügung gestellt. Ein enges Zusammenarbeiten mit 
verwandten Bestrebungen, wie mit dem Verein für
	        
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