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und Ausrüstung nicht zu ersetzen waren — ganz ab-
gesehen von dem Verlust, den die Gefangennahme
der verhältnismäßig starken Besatzung von Garua
bedeutete. Gegen den vorerwähnten Plan sprach
zudem die große artilleristische Uberlegenheit des
Feindes, die vor Garua so augenfällig geworden
war und auch den Fall der Monso-Stellung
herbeigeführt hatte. Sie hätte sich natürlich in
den übersichtlichen Steppengebieten des Hoch-
landes weit mehr bemerkbar gemacht, als in den
Urwäldern des Jaunde-Landes. Oberstleutnant
Zimmermann entschloß sich daher zur Aufgabe
seines ursprünglichen Planes und verlegte die
Basis der Verteidigung in den Jaunde-Bezirk.
Mitbestimmend für diesen Entschluß war wohl
der Wunsch, die wichtige Verbindung mit Bata
im Muni-Gebiet zu sichern. Große Truppen-
verschiebungen, die an die Kräfte von Soldaten
und Trägern infolge der Ungunst der Regenzeit
besondere Anforderungen stellten, waren die natür-
liche Folge des abgeänderten Planes. Im Westen
wurde nur ein dünner Schleier und im Norden
wurden nur die zur Sicherung der von Gaschaka
und Kontscha auf Banjo führenden Paßstraßen
unbedingt nötigen Truppen belassen. Als Rück-
halt für diese wurde bei Banjo eine Bergstellung
ausgebaut und für längere Einschließung aus-
gerüstet. Die bei den West= und Nordabteilungen
verfügbaren Truppen wurden bei Joko zusammen-
gezogen, um später die Ostabteilung gegen die
Kolonne Morisson zu unterstützen.
Auf zwei Straßen hatten die gegen Banjo
angesetzten, unter dem Befehl des Generals
Cunliffe stehenden englischen Truppen im Juli
den Vormarsch angetreten. Während der
General selbst auf der von Garua über K Kontscha—
Dodo führenden, den Genderu-P
Straße vorrückte, marschierte eine dem Major
Mann unterstellte Abteilung auf der Straße
Gaschaka—Jakuba, die bei Gandua auf das
Hochland führt. Vor den überlegenen feindlichen
Streitkräften hatten sich die bei Kontscha befind-
lichen deutschen Sicherungen nach Dodo und nach
einem am 6. Angust hier stattgehabten Gefecht
den Paß aufwärts zurückgezogen. Am 10. August
war der Feind umfassend gegen die Paßhöhe vor-
gegangen und hatte die deutschen schwachen
Kräfte gegen den Banjo-Fluß zurückgedrängt; am
16. August hatte er den bereits auf dem Hoch-
land liegenden Ort Sambolabo erreicht. Von
hier trat er den Rückmarsch auf Dodo an. Es
kann sich also nur um eine Erkundung oder
ein Täuschungsmanöver seitens des Feindes ge-
handelt haben, da es sonst nicht erklärlich wäre,
weshalb er das Hochland wieder aufgegeben hätte.
Um die Stärke des bei Dodo stehenden Gegners
festzustellen, stieß am 8. September eine acht
Gewehre starke, von einem Europäer geführte
Patrouille auf Dodo vor. Gegen die kleine
Schar entwickelte der Feind etwa 150 Gewehre
und zwei Maschinengewehre. Doch gelang es
der Patrouille, mit Verlust nur eines Mannes
zurückzukehren.
An der Gaschaka-Straße hatten die Engländer
Anfang August die deutsche Stellung bei Gaschaka-
Jakuba, deren Lage der Lamido von Gaschaka
unseren Feinden verraten hatte, vergeblich an-
gegriffen. Am 16. August war der Ort dann
von den Engländern besetzt, nachdem kurz zuvor
auch das etwa 80 km nordöstlich Gaschaka an
der Straße nach Kontscha gelegene Dorf Ndau
mit einer Sicherung belegt war. Am 27. Sep-
tember haben die Engländer Gandua überraschend
angegriffen und erobert. In dem Gefecht fiel
der Gefreite Salomon. Der Verlust des Gandunua-
Passes hatte auch die Aufgabe des Genderu-Passes
durch die deutsche Sicherung zur Folge; seine
Besatzung mußte sich, um nicht abgeschnitten zu
werden, auf den Mao Banjo zurückziehen. Vor dieser
Stellung scheint der englische Vormarsch wiederum
zum Stehen gebracht zu sein, da die Station
Banjo erst am 24. Oktober von den Engländern
besetzt wurde. Die deutsche Besatzung hatte sich
planmäßig in die inzwischen ausgebaute Berg-
stellung zurückgezogen, die eingeschlossen wurde.
Am 4. November begann nach vorbereitetem
Artilleriefeuer der Angriff der englischen Infanterie
an vier Stellen. Trotz zähester Gegenwehr der
deutschen Besatzung gelang es im Laufe des 4.
und 5. November den Engländern, sich bis an
die erste Verteidigungslinie heranzuarbeiten. Da
jede Aussicht auf Behauptung der Stellung ge-
schwunden war, brach in der Nacht vom 5./6. No-
vember der größte Teil der 23 Europäer und
etwa 200 Farbige zählenden Besatzung während
eines heftigen Gewittersturmes durch die feindlichen
Linien hindurch. Bis Ribao (etwa 50 km süd-
westlich Banjo an der Bamenda-Straße) wollen
die Engländer die angeblich in voller Auflösung
Flüchtigen verfolgt haben. Der tapfere Ver-
teidiger Hanjos, Hauptmann Schipper, ist bereits
am 4. November gefallen. Außer ihm fiel ein
Europäer; 2 Europäer wurden verwundet und
9 gerieten in englische Gefangenschaft. Die Namen
der Europäer sind leider noch nicht bekannt. Der
deutsche Gesamtverlust an Farbigen soll nach
englischer Angabe 70 Köpfe betragen haben. Auch
die englischen Verluste waren recht schwer. Sie
verloren an Toten 2 Offiziere und 1 Unteroffizier,
an Verwundeten 2 Offizziere und an Farbigen
insgesamt 55 Köpfe. Uber den Weitermarsch der
Truppen des Generals Cunliffe auf Tibati, wo