Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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durch die den Posten einschließenden französischen 
Truppen durchgeschlagen hatte. Auch die Berg- 
stellung Mora wurde dann von drei englischen 
Kompagnien, zu denen im Oktober vier französische 
Kompagnien nebst Geschützen und Maschinen- 
gewehren gestoßen waren, eingeschlossen. Darauf 
unternommene Sturmversuche hatten die Belagerten 
blutig zurückgeschlagen. Anfang Dezember 1914 
hatte Hauptmann Dühring von Garua aus mit 
der 12. Kompagnie vergeblich versucht, Mora zu 
entsetzen. Im März 1915 überbrachte Haupt- 
mann Weise, dem mit neun farbigen Soldaten 
der Durchbruch durch die Einschließungslinie ge- 
glückt war, die erste Nachricht, aus Mora nach 
Garna. Die ersten schriftlichen Meldungen des 
Hauptmann v. Raben waren Oktober 1915 nach 
Jaunde gelangt. Sie lauten: 
Mora, vom 3. Juli 1915. 
Letzte Nachrichten aus Garna über Ereig- 
nisse bis 1. März 1915 am 22. März hier 
eingetroffen. Überbringer waren Pferdepfleger 
Harris und Madagalimann. Beide sind am 
15. Mai hier wieder abmarschiert mit Nach- 
richten für Garua. Die Koiranga-Leute sind 
nicht eingetroffen. Heiden melden, daß etwa 
am 13. April 2 Fulbe-Boten mit Nachrichten 
für uns aus Garua von den Engländern abge- 
fangen seien. Weyse hat am 17. März Lager 
mit 9 Soldaten verlassen, um eventuell bis 
Garua zu gehen und Verbindung aufzunehmen. 
Seither keine Nachrichten mehr von ihm. 
Wiederholte Schießereien um die Wasserlöcher 
endigten damit, daß uns Gegner diese über- 
lassen mußte. Außerdem hat Regenzeit ein- 
gesetzt, so daß Gefahr des Wassermangels be- 
seitigt ist. Kornvorräte reichen bis Ende 
August—Mitte September. Patronenvorräte 
48 000. Viele Kranke. Skorbut infolge ein- 
seitiger Ernährung und Salzmangel. Seit 
März 9 Mann gestorben, 2 gefallen. In der 
Zeit von Mai bis 9. Juni wurden mehrere 
kleine Unternehmungen ausgeführt, wobei der 
Gegner folgende Verluste hatte: Etwa 10 Sol- 
daten tot, 4 verwundet, außerdem tot eine 
Anzahl Träger. Erbeutet wurden 27 Stück 
Vieh, 1 Pferd, einige Patronen, 3 Mäntel, 
einige Decken. Eigene Verluste keine. Sultan 
Maibukar soll von den Engländern gefangen 
gesetzt und nach Maidugari gebracht worden 
sein. An seiner Stelle soll Mai-omar zum 
Sultan eingesetzt worden sein. Am 2. Juni 
erhielt der gefangene Sergeant Taylor Briefe 
und Zeitungen bis 16. April. Danach hat 
sich im Westen nichts wesentlich verändert, im 
Osten sollen Russen die Festung Przemisl ge- 
  
nommen und die Besatzung, 120 000 Mann, 
gefangengenommen haben. Auf einem Brief 
stand die Notiz, daß nach letzten Reuter- 
Bureau-Telegrammen Italien auf die Seite 
unserer Gegner getreten sei. Chinin ausgeht 
bis Mitte August. Schickt Chinin und Jod- 
kali. Überbringer dieses sind Kanuri Mamadu 
aus Marua und Batamann Jaja aus Diongum. 
v. Raben. Bote Jaja 20. Juni zurückgekehrt, 
behauptet in Garua gewesen zu sein und 
Station verlassen vorgefunden zu haben. Es 
wird bezweifelt, daß Jaja in Garua war. 
Der Gesundheitszustand unserer Leute hat sich 
gebessert, da Kost durch Gemüse abwechselreich. 
Verpflegungsvorräte durch Patrouillen ergänzt. 
Im Juni 1 Soldat schwer verwundet, 1 Soldat 
an Krankheit gestorben. ÜUberbringer dieses 
Schreibens sind Soldat Mamadu und Pferde- 
pfleger Sangala. In einigen Tagen folgen 
zwei weitere Boten mit gleichem Schreiben. 
v. Raben. (Candschriftlich) Europäer alle 
wohl, Gruß v. Raben. 
Soldat Mamadu und die Boten Adamn 
und Madi sind am 8. August 1915 zurück- 
gekehrt. Alle drei waren in Garna und be- 
richten übereinstimmend, daß Garna gefallen 
sei. Die Europäer und ein Teil der Soldaten 
seien gefangen nach Lokadja gebracht, ein Teil 
der Soldaten unter dem Feldwebel Mballa 
sei Richtung Ngaundere abgerückt. Außer 
diesen Angaben, die sich mit den Aussagen 
des Boten Jaja decken, berichten sie noch 
allerlei mehr oder weniger phantastisches Zeug, 
das ihnen Eingeborene erzählt haben. Im 
Juli wurden hier verschiedene Patrouillen unter- 
nommen, wobei der Gegner 3 gezählte Tote 
und mehrere Verwundete hatte. Erbeutet 
wurden 2 Gewehre, Patronen, 3 Europäer= 
Lasten. Ein Koffer enthielt einen Brief über 
Kämpfe in Togo, den ich beilege. Aus einem 
anderen Schreiben war zu ersehen, daß eine 
Verstärkung von 3 Europäern und 136 far- 
bigen Soldaten Mitte Juli vor Mora ein- 
getroffen ist. Es sind Franzosen aus Binder. 
Hier stehen jetzt etwa 4 bis 5 Kompagnien und 
3 bis 4 Maschinengewehre. Von uns ist im 
letzten Monat 1 Soldat gestorben, 4 wurden 
leicht verwundet, Verpflegung war einförmig, 
aber ausreichend. Munitionsbestand rund 
45 000. Am meisten entbehren wir Nach- 
richten über Lage hier und zu Haus. Schickt 
Nachrichten und Chinin, das Ende September 
zu Ende geht. Den Boten bitte ich für Rück- 
weg reichlich Geld mitzugeben, am besten eng- 
lische oder deutsche Einmarkstücke, damit sie auf 
dem Rückmarsch Salz und einige Esel für uns 
kaufen können. Boten sind: Soldat Mamadu 
 
	        
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