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in Eingeborenen-Kleidung, Jungen Adamu und
Mahdi. Ab Mora, den 11. August 1915.
v. Raben.
Die Erzählung der Boten des Hauptmann
v. Raben über die Vorgänge anläßlich der Be-
kanntgabe des Falles von Garua an die Besatzung
von Mora durch ihren Führer ist bereits in der
Tagespresse veröffentlicht. Den Mitteilungen
darüber hat der Gouverneur noch hinzugefügt:
„Die Boten haben den Rückmarsch nach Mora
wieder angetreten. Arzneimittel, Kriegsnachrichten
und Geld zum Salzankauf sind den Boten behän-
digt worden.
Ich freue mich, ein so glänzendes Beispiel von
Heldenmut aus dem Schutzgebiet melden zu können.“
Vor einigen Tagen haben die Zei-
tungen die amtliche englische Nachricht ge-
bracht, daß die Besatzung von Mora sich ergeben
habe; Munitionsmangel habe sie zu diesem
Schritte gezwungen. So ist eingetreten, was nach
den Meldungen des Hauptmann v. Raben er-
wartet werden mußte. Auch der größte Helden-
mut, der zäheste Wille, durchzuhalten, muß er-
lahmen, wenn die Mittel zur Fortsetzung des
Kampfes ausgegangen sind. Die Leistungen der
tapferen Verteidiger der Bergstellung werden durch
die schließliche Ubergabe nicht geschmälert; sie sind
und bleiben eine Glanzleistung der Schutztruppe.
Mit Mora ist der letzte Platz Kameruns ge-
fallen, auf dem die deutsche Flagge noch wehte.
Das Schutzgebiet ist jetzt seinen Feinden ausge-
liefert. Seine Verteidiger sind auf das gastliche
Gebiet von Spanisch-Muni übergetreten, soweit
sie nicht in der von ihnen so heldenmütig ver-
teidigten Erde zur letzten Ruhe gebettet oder in
Kriegsgefangenschaft geraten sind. Mögen sie sich
nun von den großen Anstrengungen und Ent-
behrungen des Krieges erholen, um dereinst
freudig mitarbeiten zu können an dem Wieder-
aufbau des Schutzgebiets.
*—
III. Togo.
Was die Frage der deutschen Handels= und
Pflanzungsunternehmungen in dem von den
Engländern besetzten Teile Togos anlangt, so
liegen Nachrichten vor, nach welchen die englische
Verwaltung anscheinend den Geschäftsbetrieb deut-
scher Firmen durch Schließung von Faktoreien
erschwert. In dem von den Franzosen besetzten
Teile Togos wird nach wie vor der Handels-
betrieb der deutschen Firmen verhindert. Die
Tätigkeit der Missionen ist, soweit hier bekannt
geworden, in ganz Togo bislang Anderungen
nicht unterworfen worden. Allerdings hat der
Kommandant der englischen Truppen bei einer
Missionsgesellschaft angefragt, wieviel Stunden
wöchentlich auf den englischen Sprachunterricht
verwandt würden. Diese Anfrage steht im Wider-
spruch zu der Versicherung, die die englische
Regierung bei der Besetzung Togos den Missionen
gegeben hat, das Missionswerk nicht zu stören.
Das Schicksal der früher in Dahomey ge-
fangen gehaltenen Deutschen hat sich seit der letzten
Veröffentlichung insofern gebessert, als der ihnen
bislang von der französischen Regierung verwehrte
Postverkehr nunmehr freigegeben worden ist. Es
sind jetzt Einzelsendungen von Briefen, Geld
und Paketen an die sogenannten Dahomey-
Gefangenen zulässig.
Die Mitglieder der schweizerischen Abordnung,
die für den Besuch der Gefangenenlager in Nord-
afrika ausersehen wurden, haben ihre Reise im
Dezember 1915 angetreten.
MO
IV. Südwestafrika.
Seit der sechsten Mitteilung ist im „Deutschen
Kolonialblatt“ Nr. 1 vom 1. Januar 1916 eine
Veröffentlichung erfolgt, die auf Grund von Be-
richten und Briefen einen kurzen Gesamtüberblick
über alle kriegerischen Ereignisse im Schutzgebiet
bis zur Kapitulation der Truppe bei Korab am
9. Juli v. Is. gibt. Inzwischen sind weitere
Nachrichten an das Reichs-Kolonialamt gelangt,
welche folgendes Bild der Lage in Südwestafrika
am Ende des Jahres 1915 ergeben.
Die deutschen Kaufgeschäfte, die ihre auf-
gebrauchten Bestände aus der Kapkolonie er-
gänzten, werden mit wenigen Ausnahmen weiter-
geführt. Sehr erschwert wird der Handel durch
das Fehlen von deutschem Hartgeld, das die
Union durch allerlei Machenschaften fast ganz aus
dem Lande zu ziehen wußte; das seit Kriegs-
beginn von dem Gouvernement herausgegebene
Papiergeld, die sogenannten Seitzscheine, wird von
Engländern und Buren bislang überhaupt nicht,
seit Ende November jedoch wie die deutschen
Reichsbanknoten mit einem Abzuge von 25 v. H.
in Zahlung genommen. Hingegen wird dieses
Papiergeld bei Kaufgeschäften zwischen Deutschen
voll bewertet.
Die auf ihre zum Teil ausgeraubten und
häufig auch zerstörten Farmen zurückgekehrten
Ansiedler schlagen sich, auf bessere Zeiten hoffend,
durch, so gut es geht. Bauholz und Wellblech
sind sehr knapp und fast unerschwinglich teuer
geworden. Die Hälfte des Viehbestandes scheinen