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deutschen Farmen ded Begirks ausguplündern und
die deutschen Farmer zu ermorden: Frauen schleppten
sie mit. Gegen sie mußten nun auch Truppen entfaltet
werden. Dem Hauptmann Graf Saurma wurde
die auf dem Marsch nach Karibib unweit Windhuk
rastende 5. Reserve- Kompagnie und die 4. Ersatz--
Kompagnie, eine Fußkompagnie, aus den die Be-
satzung Windhuks bildenden, meist überhaupt nicht
felddienstfähigen Leuten bestehend, unterstellt und er
erhielt den Befehl, die Bastards zu verfolgen und
iie der westlich der Bahn über Maltahöhe zurück-
gehenden Abteilung des Hauptmanns Heusel (4. Re-
serve-Kompagnic und halbe Batterie v. Lichtren-
stern) entgegenzutreiben. Die beiden #bteilungen
vereinigten sich auch tatsächlich, schlugen die Mörder
friedlicher Farmer auf weiten Märschen durch wildes
Gebirgsland mehrere Male gründlich und brachten
ihnen große Verlusic an waffenführenden Männern
und vor allem an Vieh und Besitz (Ochsenwagen)
bei. Durch die Aktion des Grafen Saurma wurde
gleichgeitig die Bahn für den Rückzug der Abteilung
v. Kleist und besonders die letzten Transporte von
Rriegsmaterial aus dem Süden freigehalten. Die
Abteilung v. Kleist gelangte glücklich nach Windhuk,
von wo sie auf Befehl mit der Bahn nach Okahandja
geschafft wurde, um dann von dort die Vereinigung
mit den Truppenteilen des rechten Flügels anzu-
streben. Doch darüber weiter unten.
Graf Saurma, dem auch Hensel unterstand,
blieb einstweilen noch im Bastardland, weil mehrere
ausgesandte Patrouillen ihn nicht zu finden ver-
mochten. Der Befehl, ebenfalls, und zwar mit Kleist,
über Windhnuk zurückzugehen, ist ihm nicht über-
mittelt worden. Außerdem weilte im Süden oder
vielmehr Südosten die 7. aktive Kompagnie (Kamel-
kompagnie). Sie bog weit östlich aus, rollte kleinere
Stationen auf und gelangte, wie übrigens später
auch Graf Saurma, schließlich durch das Saudfeld,
oft in weitem Logen um Windhnk ausholend, zum
Gros der Tru
Mittlerweile- hatte nun der Gegner, von der
Swakopmundbasis vorgehend, am 28. Februar bei
Felseneck am Swakop das Lager der Küstenschutz-
kompagnie an einem sehr nebligen Morgen über-
sallen, und zwar während ein Teil der Kompagnie
unterwegs war, um aufzuklären. Unsere Verluste
waren unbedeutend, die Kompagnie wurde is nach
Stinkbank zurückgenommen. Die 2. z. Feld-
kompagnie sowie die 1. Batteric, bheun bon der
Expedition nach Angola zurückgelehrt war, wurden
zur Unterstützung der bereits bei Riet stehenden
Truppen herangezogen. Zwischen Otavibahn und
Swakop wurde bei Pforte, Jakalswater und Riet
einc Stellung besetzt, die zur Verschleierung dienen
sollte, aber naturgemäß einem ernsteren Angriff des
Gegners nicht widerstehen konnte. Den Befehl über
alle Truppen hatte Major Wehle. Außzerordentlich
schwierig war die Versorgung der Truppen mit
Wasser und Proviant, da alle Sendungen anßerhalb
des Swakop durch eine kleine Feldbahn mit dem
Notwendigsten versehen werden mußten.
Eine weitere Verstärkung durch jene Truppen,
die auf ihrem Rückmarsch von Kakamas bis na
Johann-Albrechtshöhe gekommen waren, erreichte die
Stellung nicht mehr rechtzeitig, da der Gegner be-
reits am 20. angriff. Das geschah mit ungeheurer
Ubermacht — nach einigen Aussagen mit 7000 bis
8000 Mann und fünf Batterien (gegen höchstens
360 Gewehre, vier moderne, sechs veraltete Ge-
schütze und sechs Maschinengewehre, postiert zwischen
Riet und Pforte). Das vorzügliche Pferdematerial
*x
bestattete dem Feind, von seiner Basis am Swakop
ei Husab und Heigamkab bei dickem Nebel nachts
in großem Bogen nordwärts ausholend mit starker
Macht die Stellung zu umgehen. Es gelang ihm,
die Pfortestellung, von der 6. Kompagnie und einer
halben Batterie besetzt, abzuschneiden und, nachdem
die Artillerie zusammengeschossen war, nach schwerem
Gefecht zur Kapitulation zu zwingen. Der Angriff
auf Jakalswater und Riet mißlang trotz zwanzig-
facher Ubermacht. Jedoch mußte die Stellung bei
Riet —Jakalswater geräumt werden, und damit
hatte der Gegner praktisch den Namibgürtel von
Swakopmund aus überwunden.
lm dem Hauptkriegsplan gerecht zu werden,
d. h. um möglichst lange im Feld bleiben zu können,
hatte unsere Führung schon vorher beschlossen, die
Truppen nicht an Windhnk zu binden, sondern längs
der Otavibahn, dem Gegner möglichst viel Abbruch
tnend, seinen Vormarsch verzögernd, zurückzugehen.
Daher galt es jetzt, möglichst rasch und mit allen
Truppenmilen die Lebensaer der Otavibahn zu er-
reichen. Wie schon vorher gesagt, wurde die Ab-
teilung v. Kleist von Okahandja aus mit Fußzmarsch
gegen den Waterberg zu dirigierr. Sie sollte langsam
und, wenn nötig. unter Widerstand dorthin zurück-
gehen. Ihr Auftrag war die Sicherung der Otavi-
ahn gegen einen Vorstoß von Okahandja aus. Alle
Kriegsvorräte wurden von Windhuk über Karibib
mit der Bahn oder von Okahandja mit Wagentraus-
pvorten nach Tsumeb abgeschoben. Der Gouverneur
verließ mit dem Verwaltungsapparat Windhuk und
ging nach Grootfontein. Das rollende Material der
Kapspurbahn konnte jedoch nicht mehr weitergeschafft
werden. Die Lokomotiven wurden, als sie nicht
mehr Verwendung fanden, unbrauchbar gemacht.
Nach dem Gefecht von Jakalswater blieb der
Gegner zwar in den gewonnenen Stellungen liegen,
baute aber sehr eifrig an der Otavibahn weiter.
Um ihm zu zeigen, daß die Offensiokraft der Truppe
noch nicht erlahmt sei, und um ihn zur Entfaltung
möglichst starker Kräfte an der Otavibahn zu zwingen,
ferner um einen Durchstoß nach Windhuk vor Voll-
endung des Stellungswechsels der Truppe zu ver-
bindern, wurde am 26. April auf die Bauspitze bei
Treckkoppje an der Otavibahn der Angriff befohlen.
Fliegermeldungen gaben die erste Grundlage zu
diesem Entschluß. Der Angriff wurde von der ge-
samten Abteilung Ritter (fünf Kompagnien, drei
Batterien) unternommen. Wie sich zeinte. hatte aber
der Feind den Anmarsch bcobachtet, Verflärkungen
herangezogen und sich stark verschangt. Da auch
noch während des Gefechts mit der Bahn und den
Panzerautos Hilfe für den Gegner eintraf, brach
Major Ritter den Kampf nach einigen Stunden ab.
Seine Reiter zogen in vollster Ordnung unter den
Schrapnell-Abschiedsgrüßen des Feindes ab. Die
Abteilungen Ritter und Bauszus sicherten jetzt eine
Linie, die sich von Spitzkoppje im Norden über Ebony
und Ubib bis zum Swakop hingog. Major Bauszus
trieb die ihm unterstellte 3. Kompannie am 26. April,
zur gleichen Zeit, als Major Ritter Treckkoppjc an-
griff, zur Aufklärung den Swakop abwärts gegen
Salem vor. Die Erkundung stellte die Anwesenheit
des Gegners dort fest. Dieser entfaltete jetzt seinerseits
lebhaftere Tätigkeit am Swakop. Er schickte stärkere
Patronillen in der Richtung auf Otjimbingwe
vor. Seine überlegenen Kräfte ariffen die 3. Kom-
pagnie am 30. April in diesem Ort an. Nur ein
Durchbruch nach allen Seiten rettete die kleine
Truppe. Das Erscheinen des Feindes südlich Karibib
am Swakop ließ erkennen, daß er beabsichtigte, von