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Kanda und Goliemba. Die Compagnie du
Kasai hatte noch aus der Zeit, da der westliche
Streisen des Bezirks nicht zur Katanga-Provinz
gehörte, Niederlassungen in Kanda-Kanda,
Muene-Tunto und Pania-Mutombo. Drei
weiße Kautschukaufkäufer hatten ihr Stammquartier
in den kautschukreichen Häuptlingsschaften des
Südosteus aufgeschlagen. Sie dürften aber bereits
mit Eintritt der Kautschukkrise im Juli 1913 den
Bezirk verlassen haben. Haupthandelsartikel im
Eingeborenenverkehr waren Stoffe, insbesondere
Americani, Indigo-Drill und Buntdrucke, Perlen,
Seife in einzelnen Stücken, Nägel mit Messing-
köpfen, kleine Glocken, Ringe, Gürtel, Tassen in
Emaille, Löffel, Spiegel, Messer, Streichhölzer.
Die Hauptverkehrsstraßen im Bezirk waren:
1. die Straße
binda — Kisengwa —Ankoro bzw. Kon-
golo,
Kabinda— Kabongo—Kikondja,
Kabinda — Lubefyu,
Pania-Mutombo—Tschofa,
Kabinda — Kanda-Kanda — Kapanga
bzw. Mutombo-Mukulu.
Fast an allen Übernachtungsorten befanden
sich Rasthäuser für europäische Reisende, die 1913
allerdings mehrfach unzulänglich und zum Teil auch
verwahrlost waren. An den im Zuge der großen
Verkehrswege liegenden Flußübergängen waren
Einbäume und Fährleute stationiert, so daß das
lbersetzen sich verhältnismäßig einfach gestaltete.
Wesentlich hinderlicher für den Verkehr waren
die zahlreichen Sümpfe in den Senken und
Mulden, in denen nur ausnahmsweise primitive
Knüppelbrücken den Übergang zu erleichtern
suchten. Der früher ausgebaute Weg von
Pania-Mutombo nach Buli ist als Fahrweg
eingegangen und war schon 1913 größtenteils
verwachsen. Die Ochsen, für den seinerzeit auf
diesem Wege eingerichteten Ochsenwagenverkehr,
waren an die damals noch bestehende landwirt-
schaftliche Station in Lusambo und die Vieh-
farm in Kanda-Kanda abgegeben worden; die
Wagen waren auf die Verwaltungsstationen
verteilt.
r
Die gesamte Einfuhr erfolgte für die West--
hälfte des Bezirks über Pania-Mutombo, für
die Osthälfte über Kongolo.
erport erfolgte über Pania-Mutombo, von Ka-
Der Kautschunk-
binda nach Pania rechnete man 150 km. Der
ossizielle Trägertarif betrug pro Kilometer 0,02 Fr.
für das Tragen und 0,01 Fr.
pflegung. Die Kosten für eine Doppellast von
Kongolo nach Kabinda stellten sich auf etwa
14 Fr., hin und zurück auf 21 Fr. Die Ein-
geborenen zogen die an Stangen auf der Schulter
für die Ver-
zu tragende Doppellast der auf dem Kopf zu
tragenden Einzellast vor. Von Pania-Mu-
tombo nach Kabinda gingen monatlich etwa
1200 Lasten, hauptsächlich für Rechnung der er-
wähnten Intertropical Anglo-Belgian Trading
Company. Für den Staat kamen etwa 1000
Lasten pro Jahr in Betracht. Die Anwerbung
von Trägern und Arbeitern war für den Bereich
des Bezirks verhältnismäßig einfach. Sic wurden
von den Häuptlingen, insbesondere Lupongo, in
der gewünschten Menge gestellt. Auch für den
Marsch nach Kongolo und Ankoro war es leicht,
Träger zu finden. Nach Elisabethville gingen
dagegen die Leute sehr ungern. Es war unter
ihnen die Furcht verbreitet, daß sie dort nicht
genügend zu essen bekämen und daß seie schon
Pania-Mutombo — Ka= auf dem Hinmarsch sterben würden. Der weitere
Abtransport der Waren erfolgte, wic bereits er-
wähnt, in erster Linie über Pania-Mutombo.
Die 35 Tounen-Dampfer der Regierung — ab-
gesehen von einem portugiesischen Dampfer, die
einzigen Dampfer, die regelmäßig nach Pania
kommen — können bis hierher, wenn auch zeit-
weise mit Schwierigkeiten, das ganze Jahr hin-
durch gelangen. Größere Dampfer, so z. B. die
„Luxemburg“ des Kasai-Dienstes, fahren nur in
der Zeit des Hochwassers bis Pania. Die Regen-
zeit dauert im Bezirk von Oktober bis Mai. Die
schlechtesten Schiffahrtsverhältnisse sind dement-
sprechend Juli bis September. Von großer Be-
deulung für den Bezirk würde natürlich die Ver-
wirklichung der Eisenbahnprojekte, die ihn be-
rühren sollen, sein. Die Trasse der Bahn Bas-
Kongo — Katanga durchschneidet den südwest-
lichen Teil des Bezirks und würde insbesondere
die außerordentlich dicht bevölkerten Gebiete um
Thielen St. Jacques erschließen. Bei der
Unterlegenheit der Bas-Kongo — Katanga-
Bahn gegenüber der Benguella-Bahn ist es
allerdings fraglich, ob dieses Projekt jemals zur
Verwirklichung kommt. Größere Wahrscheinlichkeir
der Ausführung hat eine Trasse, die als Zweig-
bahn von Dilolo entweder in den westlichsten
Teil des Bezirks oder aber auf dem Westufer
des Bushimaie nach Lusambo, dem Endpunkte
der Kasai-Schiffahrt mit größeren Schiffen, führen
soll. Die Ausführung dieses Projektes würde
wahrscheinlich auch den Bau der von der Thys-
Gruppe projektierten Linie Pania-Mutombo —.
Ankoro, bzw. Kabalo verhindern. Diese Linie
war im wesentlichen als eine Fortsetzung der
Strecke Pweto-Ankoro bzw. Albertville-
Kabalo gedacht und dazu bestimmt, den Abfluß
der Waren über die deutsch-ostafrikanische Tan-
ganjika-Bahn zu verhindern und ihn zur Kongo-
Bahn und den belgischen Kongohafen Matadi
hinzuleiten. Dieser Bahn hätten, da sie die oben