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geschilderten nordsüdlich verlaufenden Bodenwellen
senkrecht zu überqueren hätte, wahrscheinlich große
bauliche Schwierigkeiten die Anlagekosten erheblich
verteuert. Der Kasai—Sankuru-Weg ist zudem
zur Zeit für Massentransporte nicht geeignet und
dürfte auch nur mit unverhältnismäßig großen
Kosten dazu herzurichten sein. Dazu kommt, daß
aus dem von dieser Trasse durchzogenen Teile
des Bezirks kaum auf nennenswerte Gütermengen
zu rechnen sein würde. Die großen Bevölkerungs-
zentren liegen um Kabinda herum und im Süden
bäw. Südwesten des Bezirks. Die Bahn wäre
daher im wesentlichen auf Durchgangsgut an-
gewiesen. —
Das einzige Postbureau befand sich in Ka-
binda. Stationen für Telegraphie gab es im
Bezirk noch nicht.
Oas Uele-Gebiet.
Auszug aue den Berichten des belgischen Konsuls Ernst in Entebbe (#llganda) über seine
Reise durch das llele-Gebiet im Jahre 1913.
Konsul Ernst war im Jahre 1912 als Di-
recteur pour le Commerce et Tindustrie bei
dem Generalgouvernement in Boma tätig. Er
galt als einer der tüchtigsten Beamten der Ab-
teilung für Handel und Gewerbe der belgischen
Kongo-Verwaltung. Ende 1912 wurde er zum
Konsul in Entebbe ernannt und erhielt den
Auftrag, sich nach dort, den Kongo aufwärts und
dann durch Nieder= und Ober-Uele zu be-
geben. Auf seiner Reise sollte er sein besonderes
Augenmerk auf die Art und Weise richten, wie
die handelsrechtlichen Vorschriften und die Vor-
schriften über den Arbeits= und Dienstvertrag in
der Praxis gehandhabt würden.
Ernst kam am 15. Januar 1913 in Banana
an, fuhr mit kurzem Aufenthalt in Boma und
Matadi zum Stanleypool und von dort den
Kongo aufwärts nach Bumba. Am 11. März
verließ er Bumba mit der Itimbiri-Délivrance,
war am 16. März in Ibembo, am 1. April in
Buta, am 15. April in Bambili, am 30. April
in Niangara, am 14. Mai in Dungu, am
24. Mai in Faradje und am 28. Mai in Aba.
Nach einem kurzen Ausflug zu dem benachbarten
englischen Yei kehrte er über Aba nach Faradje
zurück und marschierte über Gombari nach
Kilo und von dort weiter an seinen Amtssitz
Entebbe, wo er am 27. August eintraf. Seine
Beobachtungen im Uele-Gebict fallen also in die
Zeit von Mitte März bis Ende Mai, das beißt
in die sogenannte Ubergangszeit von regenarmer
zu regenreicher Zeit in jenen Gegenden.
Seine vielfach sehr scharfen Kritiken an den
Verwaltungszuständen des lele-Gebiets nament-
lich im Transport= und Verkehrswesen interessieren
hier weniger, sie dürften auch inzwischen durch
die Ereignisse überholt sein. Dagegen haben
seine allgemeinen wirtschaftlichen Angaben über
diese von deutschen Reisenden wenig besuchten
Gegenden auch heute noch allgemeineren Wert.
Ernst berichtet über die einzelnen von ihm
zwischen Bumba und Yei berührten Orte
folgendermaßen:
Yambinga.
Yambinga an der Mündung des Itimbirt
in den Kongo ist ein unbedeutender Ort, an dem
nur die S. A. B. eine Transport-Faktorei unter-
hält. Die „Délivrance“ fährt direkt weiter bis
Moenge,
dem Hauptumschlagsplatz während der Zeit des
Niedrigwassers. Die kleinen Dampfer können bis
Moenge zu jeder Jahreszeit fahren. Mitte März
1913 waren die Magazine des Gouvernements
überfüllt, Faktoreien bestanden an dem Ort nicht
mehr. Bei Hochwasser fährt der Dampfer noch
weiter bis Ibembo, ja selbst bis G6.
Ibembo.
In Ibembo befanden sich drei Handelsnieder
lassungen; zwei von ihnen gehörten portugiesischen
Häusern vom Stanleypool, das dritte einem Küsten-
neger. Die Faktoreien hatten nur geringe Waren-
bestände, da sie sich noch in der Gründungsperiode
befanden, sie waren mit dem Geschäft aber im allge-
meinen zufrieden. Sie verkauften ihre Baumwoll-
stoffe durchschnittlich 5 —6 Fr. teurer als am Stanleg=
pool. Haupthandelsgegenstand war das Elfen-
bein, das damals je nach der Größe der Zähne
zu 9 18 Fr. das Kilo aufgekauft wurde. Die
Bezahlung des Elfenbeins erfolgte dank der
Steuermaßnahmen der Regierung bereits in Geld.
Kautschuk gab es nur wenig. Dagegen gewam
der Reis gewisse Bedeutung. Ein portugiesische
Haus kaufte den Reis zum Preise von 15 Cts.
das Kilo auf und verschiffte ihn nach dem
Stanleypool.
Zwischen Ibembo und G besuchte Ern##
eine Reihe der dort angesiedelten Dörfer aus-
gedienter Soldaten und war überrascht über