Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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allerdings bei weiterer regelmäßiger Entwicklung 
in künftigen Jahren voraussichtlich zunächst nicht 
ganz erreicht werden, weil die künftig zur Be- 
triebseröffnung gelangenden Strecken einerseits 
zum Teil wesentlich kostspieliger in der Anlage 
sind, anderseits fast durchweg mit zunächst sehr 
schwachem Verkehr und geringem Berkehrserträgnis 
zu der bisherigen Gesamtheit der Betriebsstrecken 
hinzutreten. 
In der nachstehenden Übersicht II sind diese 
Ziffern der einzelnen Eisenbahnen — mit Aus- 
schluß der noch im Baubetriebe befindlichen Kame- 
runer Mittellanddahn auf 1 km Betriebs- 
länge zurückgeführt, so daß man hierdurch ver- 
gleichsfähige Zahlen für den Verkehr, sein 
Erträgnis und die Wirtschaftlichkeit (Rente) der 
verschiedenen Unternehmungen erhält. 
Den Ziffern unter Nr. 4, 6 und 11 sind die 
Ordnungsnummern für die Reihenfolge beigefügt, 
nach der sich die kilometrische Roheinnahme, der 
Betriebsüberschuß und die Rente für die einzelnen 
Bahnen ordnen. Diese Reihenfolge gestattet ge- 
wisse Schlüsse auf die wirtschaftliche Lage der 
verschiedenen Unternehmungen, wobei zu bemerken 
ist, daß die Reihenfolge für Betriebsüberschuß 
und Rente einige Abweichungen zeigt. 
Zu den Ubersichten 1 und II ist im einzelnen 
zu bemerken: In den Einnahmen steht obenan 
mit einem Betriebsüberschusse von 2,96 Millionen 
Mark die Otavibahn, die ihre Einnahmen ganz 
überwiegend aus ihrem starken Güterverkehr zieht. 
Ihre hervorragend günstigen Betriebsergebnisse, 
Betriebszahl nur 44,6 v. H., verdankt sie ihren 
vorteilhaften Linien= und Verkehrsverhältnissen, 
ihrer geschickten Verwaltung, aber auch ihren 
hohen Tarifen, die ihr vertraglich zugesichert sind. 
Umfangreiche Erzverfrachtungen, die auf weiten 
Wegen in geschlossenen Zügen über die ganze 
Bahn zur Küste rollen und für deren Gegenzüge 
meist entsprechende Einfuhr= und andere Gegen- 
frachten für die Bedürbfnisse ihres Bergwerksbetriebes 
vorhanden sind, gestatten eine vorteilhafte Aus- 
lastung der Züge und Ausnutzung der Fahrzeuge 
unter Einschränkung der Leerläufe der Güterwagen. 
Alles dies kommt in der hohen Zahl der Tonnen= 
kilometer für das Kilometer Bahn: 65 358 
II Nr. 9 und in der hohen Durchschnittsleistung 
des Zugkilometers an beförderten Tonnen 63,17 
1 Nr. 18 —/-zum Ausdruck; mit diesen beiden 
Ziffern läßt die Otavibahn die übrigen Kolonial= 
bahnen weit hinter sich. Da die Bahn außerdem 
infolge ihres billigen Baues und der schmalen 
Spurweite (60 cm) nur ein niedriges Anlage- 
kapital — 37 400 " für das Kilometer — zu 
verzinsen hat, so kann es nicht überraschen, daß 
sie mit ihrer Verzinsung von 11,8 v. S. II 
Nr. 11 unter allen deutschen Kolonialbahnen 
  
unerreicht dasteht. Von dem Güterverkehr von 
106 994 beförderten Tonnen fallen allein 64 158, 
das sind 60 v. H., auf Erzbeförderung in ganzen 
Zugladungen. Die günstige Betriebsgestaltung 
ist u. a. auch auf die Verwendung der im Jahre 
1912 mit bestem Erfolge eingeführten schweren 
Heißdampf-Lokomotiven zurückzuführen. 
Am nächsten in der Einnahme, dem Betriebs 
überschuß und dem tonnenkilometrischen Verkehr 
kommt der Otavibahn die Ostafrikanische 
Tanganjikabahn, bei der aber ein beträcht- 
licher Teil des Güterverkehrs und seines Erträg- 
nisses einstweilen noch den Bangutfrachten ent- 
stammt: von 41 216 131 Tonnenkilometern fallen 
32 186 315, also 78 v. H., und im Erträgnis von 
3398 918 17932 158.7, also 57 v. H., auf 
Banugutverkehr; für die Bahn, deren Hauptpunkt 
Tabora von der Bauspitze am 26. Februar 1912 
erreicht wurde, ist das Jahr 1913 erst das erste 
volle Betriebsjahr, während die Otavibahn mit 
ihrer Stammbahn Swakopmund-Otavi—Tsumeb 
bereits sechs Jahre im Betrieb steht. Der Per- 
sonenverkehr der Tanganjikabahn mit 22,38 Mil- 
lionen Personenkilometer ist viel stärker als der 
der Otavibahn, aber sein Erträgnis steht hinter 
dem der Otavibahn zurück, da die Eingeborenen 
in Ostafrika auf weite Entfernungen zu sehr 
niedrigen Sätzen (1½ Heller = 2 Pf. für das 
Kilometer und darunter) und zu ungemein billigen 
Arbeitertarifen — bei 30 Mann 0,75 Heller — 
1 Pf. für das Kilometer — befördert werden. 
Im übrigen war die Tanganjikabahn auch im 
Jahre 1913 noch mit ihrer Strecke Tabora— 
Kigoma im Bau begriffen, indem die Gleisspitze 
am 1. Februar 1914 ihr Endziel am See er- 
reichte. Die Verkehrsentwicklung der Bahn auf 
der ganzen Strecke bis zum Tanganjikasee gehört 
also noch völlig der Zukunft an. Daher ist auch 
die Betriebszahl: 62,3 v. H. noch hoch, die Rente: 
1,85 v. H. noch sehr niedrig. 
Unter den Bahnen von Togo fällt wegen 
ihrer geringen Anlagekosten: 26 100 für das 
Kilometer — II Nr. 10 —, wegen ihres starken 
Personenverkehrs: 53 889 Personenkilometer auf 
das Kilometer — II Nr. 8 — und seines hohen 
Ertrages: 1667,5 . für das Kilometer II 
Nr. 1 die Küstenbahn Lome —Anecho auf, 
die von den Eingeborenen sehr lebhaft benutzt 
wird. Anderseits ist der Ertrag ihres Güterver- 
kehrs auffallend gering, nur 22950 .7 bei 292536 
Tonnenkilometern. Dies beruht auf der bekannten 
tarifarischen Sonderstellung dieser Bahn, indem 
ihre Durchgangsgüter auf der Bahn frachtfrei 
befördert, die Frachten aber bei der Ein= und 
Ausfuhr durch den Brückentarif der Landungs 
brücke von Lome erhoben werden. Durch eine 
sehr niedrige Betriebszahl: 43,4 v. H., zeichnet
	        
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