Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Rus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Stand der Baumwollsaaten in Turhesitan. 
Das Börsenkomitee von Kokand hat folgende 
Berichte über den Stand der Baumwollsaaten im 
Lande gesammelt: 
Bezirk Kokand. Unter Baumwolle wurde gegen 
das Vorjahr 60 v. H. weniger angesät; die Aussaat 
war zwischen dem 15./28. und 20. April/#s. Mai be- 
endet. Die Saaten sind gut aufgegangen, es macht 
sich jedoch an einzelnen. Stellen Mangel an Wasser be- 
merkbar. An Arbeitskräften und landwirsschaftlichem 
Inventar ist kein Mangel. Der Arbeitslohn eines 
Tagelöhners mit Beköstigung beträgt 3 Rubel bis 
3 Rubel 50 Kopeken. 
Bezirk Tschust (7). Die Aubaufläche ist noch 
nicht genau festgestellt; man nimmt jedoch an, daß sie 
um 50 v. H. gegen das Vorjahr geringer sein wird. 
Mit der Aussaat begann man am 1./14. April, beendet 
wurde sie am 1./14. Mai. Es fehlt an Wasser, wäh- 
rend an landwirtschaftlichem Inventar kein Mangel äist. 
Das Wetter ist sehr ungünstig. besonders windig. Die 
Arbeitslöhne betragen mit Beköstigung 2 Rubel 50 Ko- 
velen ohne Beköstigung übernehmen die Arbeiter keine 
Arbeit. 
Bezirk Namangan. Die Abnahme der Anbau- 
fläche unter Baumwolle schwankt zwischen 40 und 
70 v. O.; mit der Aussaat wurde um den 20. März 
herum begonnen, beendigt wurde sie Ende April und 
im Mai. Die höher liegenden Grundstücke sind mit 
Wasser schwach versorgt, während die Acker in den 
Niederungen genügend Wasser haben. An Arbeitern 
und Inventar ist kein Mangel. Das Wetter war seit 
dem 15. April heiß und trocken, geitweilig aber kühl. 
Tagelöhner erhalten täglich bei freier Kost 2 Rubel 
50 Kopeken bis 3 Rubel und auch 5 Rubel. 
Bezirk Skobelewstk. Die Saatflächen sind um 
50 bis 60 v. H. gegen das Vorjahr geringer. Die 
Aussaat begann am 15./28. Februar. An Wasser und 
landwirtschaftlichem Inventar ist kein Mangel, es fehlt 
aber an Arbeitskräften. Das Wetter ist günstig; die 
Tagelöhner erhalten bei freier Kost 2 Rubel 50 Ko- 
peken bis 3 Rubel, bei Selbstbeköstigung 1 bis 5 Rubel 
für den Tag. 
Bezirk Assakin 12). Die Saatfläche unter Baum- 
wolle hat gegen das Vorjahr um 40 bis 50 v. H. ab- 
genommen. Die Aussaat wurde am 10..23. März be- 
gonnen. Wasser ist in genügenden Mengen vorhanden. 
An Arbeitern und landwirtschaftlichem Inventar fehlt 
es. Tagelöhner erhalten bei freier Kost 3 Rubel 
50 Kopeken für den Tag, bei eigener Kost 4 Rubel 
50 Kopeken. 
Bezirk Andischan leinschließlich der Bezirke 
Kulin, Arawan, Kurgan-Tepe und Dschetol- 
Abad). Die Anbauflächen unter Baumwolle haben 
sich durchschnittlich um 25 v. H. vermindert. Mit der 
Aussaat begann man in den ersten Tagen des März, 
sie war jedoch Anfang Mai noch nicht beendet. In 
einigen Bezirken (Kulin, Arawan und dem russischen 
Dorfgebiete) sind die Saaten durch die trockenen Winde 
vernichtet und werden gegenwärtig neu angesät; 
Wasser ist in den drei zuletzt genaunten Bezirken 
außerordentlich wenig vorhanden; wenn nicht Nieder- 
schläge eintreten, sind die Saaten verloren. In der- 
selben Lage befindet sich auch der Bezirk K Kurgan= Tepe. 
An Inventar und Arbeitern fehlt es nicht. Die Arbeits- 
löhne betragen bei freier Kost 3 Rubel 50 Kopeken bis 
  
4 Rubel, bei Selbstbeköstigung 6 Rubel für den Tag, 
in einigen Gegenden jedoch wollen die Arbeiter bei 
eigener Beköstigung nicht die Arbeit übernehmen. Die 
Gesamtlage im Lande ist, im Jusammenhangee mit dem 
Mangel an Lebensmitteln, außerordentlich e 
Bezirk Taschkent. Die — haben 
sich um 15 v. H. gegen das Vorjahr vermindert. Man 
begann mit der Aussaat am 20. März)/2. April, in 
einigen Heqend een jedoch erst in den ersten Tagen des 
April. An Wasser, Mbeitskräften und landwirtschaft- 
lichem Ju ist kein Mangel. Das Wetter ist der 
Baumwolle günstig. Die Arbeitslöhne betragen bei 
freier Kost etwa 4 Rubel 20 Kopeken. Die Gesamt- 
lage des Bezirks ist sehr schwierig. Bei der allge. 
meinen Teuerung aller Lebensmittel und dem Mangel 
an Futter für das Vieh kann man schwerlich auf eine 
regelrechte und rechtzeitige Bearbeitung der Acker 
rechnen. 
Gebiet Samarkand. Die Baumwollsaaten sind 
gegen das Vorjahr um 50 v. H. geringer. Mit der 
Bestellung selbst wurde in den ersten Tagen des April 
a. St. begonnen. Wasser und Arbeiter sowie landwirt- 
schaftliches Inventar sind genügend vorhanden, das 
Wetter ist günstig. Die Arbeitslöhne, die Verpflegung 
und das landwirtschaftliche Inventar sind um 50 v. K. 
teurer als sonst. Die Löhne eines Tagelöhners be- 
tragen bei freier Kost 1 Rubel 50 Kopeken bis 2 Rubel. 
bei Selbstbeköstigung bis 4 Rubel. 
(Nach d. Torg. Prom. Cinz. Nr. 113 
vom 1./141. Juni 1917.) 
Der Baumwollanbau in Transkautkasien 
im Jahre 1916. 
Nach den Feststellungen der Kaukasischen Land- 
wirtschaftlichen Gesellschaft hat infolge des Rrieges 
die Anbaufläche unter Baumwolle fast überall abge- 
nommen. Der Grund dafür lag hauptsächlich in dem 
Arbeitermangel. Die Löhne für Arbeitskräfte waren 
stark gestiegen, ebenso alle Nebenausgaben, die mit der 
Anmietung der Arbeiter im Zusammenhange stehen. 
Man zahlte an einen Arbeiter bei eigener Kost für 
den Tag: 
Gonvernements 1918 1916 
Kopelen 
Eriwan ... 105 5# 
delifsawetvol 150 195 
Balu 1410 144 
Tiflis .165 285 
Der Tageslohn für nlöwuichlige war an einzeluen 
Stellen sogar um 100 v. H., im Durchschnitt um 50 bis 
60 v. H. gestiegen. Daneben [eigten sich Schwierig- 
keiten bei dem Arbeitsvieh. Die Maul= und Klauen“ 
seuche, die epidemisch auftrat, entkräftete das Vieh und 
ließ es vielfach eingehen. Außerdem wurde es zum 
Teil mobilisiert, zum Teil verkauft. 
Ferner zeigten sich Schwirrigkeiten in der regel 
mäßigen Herbeischaffung von Korn und Mehl. 
Endlich konnte auch die Festsetzung von normierten 
Preisen für Baumwollfaser nicht ohne Einfluß auf den 
Baumwollanbau bleiben. Der Wert der Faser bat- 
im Jahre 1915 auf 17 Rubel 25 Kopeken für ein # 
festgesetzt. Von diesem Preise geleitet, boten umd 
zahlten die Baumwollhändler 14. Nubel 50 Kopelen
	        
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