Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

W 238 2. 
In den hauptsächlichsten Artikeln, welche Deutsch-- 
land zu liefern pflegte, sind ausnahmslos größere 
Ausfälle zu verzeichnen, wie in Baumwollen= und 
Wollenwaren, Branntwein, Perlen, Messer-, Glas-, 
Eisenwaren, Schmucksachen. Lampen, Musikinstrumenten 
und Parfümeri 
Den wentanc. größten Hendeelsartikel in der Kolonie 
bilden die Baumwollenware Diese wurden im 
Jahre 1915 zu neun gehnteln ven Großbritannien ein- 
geführt, während in vorhergehenden Jahren der Anteil 
des Mutterlandes rund 85 vH betragen hatte. Unter 
der Rubrik Baumwollenwaren kamen Güter im Werte 
von rund 275 000 L zur Einfuhr gegen etwa 345 000 K. 
als Durchschnitt der Jahre 1910/1914. Der Anteil 
Deutschlands an der Einfuhr an Baumwollenwaren 
einschlieblich Kleidungsstücken schwankte in den letzten 
Jahren vor dem Kriege zwischen 5 und 8v H#. Roh- 
labak hat den zweiten Pa eingenommen mit einer 
Einfuhr von rund 2 100 8 im Werte von 65200 K. 
Dies entspricht der Menge " dem Durchschnitt der 
Jahre 1910/1914, während der Wert, wohl zunter dem 
Einfluß der höheren Frachten, um rund 7 ge- 
stiegen ist. Das Erzengnis ist Arrsinild ameri- 
kanischen Ursprungs, wurde aber in früheren Jahren 
zumeist über Großbritannien eingeführt. 
Die Menge des im Jahre 1915 zur Einfuhr ge- 
langten Mehles ist nicht unwesentlich gefallen und 
belief sich nur auf 2 854 000 lbs gegen 3 379 000 lbs 
im Jahre 1914 und 3 291 000 lbs nach dem Durchschnitt 
der letzten 5 Jahre. Dagegen stieg der Preis auf mehr 
als 29 000 & für die verminderte Einfuhr, während 
sich der Durchschyitt von 1910/1914 nur auf 22 100 L 
belaufen hatte. Mehr als ein Drittel der Einfuhr kam 
aus den Vereinigten Staaten, der Rest entfiel auf 
Großbritannien. 
Die Einfuhr von leeren Säcken hat sich merklich 
gesteigort und erreichte über 900 000 Stück gegen rund 
66 Stück in den ber 900.00 Scke Jahren. 
Währeud aber diese einen Durchschnittswert von etwa 
6 400 2 erreichten, stieg der Bres der zur Einfuhr 
16160146, Säcke auf mehr als 31.000 K. 
die Schwierigkeit wieder, mit der die Beschaffung 
Rohmaterials für Jutesäcke, die zum Verschiffen desn 
westafrikanischen Erzeugnisse wie Palmkerne, Kaffee, 
Kolanüsse erforderlich sind, verbunden ist. Die gesamte 
Einfuhr des Artikels kam aus Großbritannien. Auch 
die Salz-Einfuhr hat eine wesentliche Steigerung, 
vor allem hinsichtlich des Preises, erfahren. Es wurden 
6600 t abgeladen im Werte von etwas mehr als 
27 000 E, während der Durchschnitt der letzten 5 Jahre 
nur rund 5700 t und 17 500 L betragen hatte. Nur 
Großbritannien war an der Einfuhr von Salz beteiligt. 
Bezeichnend ist der sleiige Rückgang der Einfuhr von 
Reis, die im Jahre 1915 noch nicht 10 000 ewts er- 
reichte im Werte von 7000 K gegen einen Durchschnitt 
der Jahre 1910/ 101 “ von nahezu 50 000 ewts im Werte 
von rund 27 800 L. Darin kommt zweifellos das Be- 
streben zum Ausdruck, dieses wichtige Nahrungsmittel 
im Lande selbst zu gewinnen, um sich von der Einfuhr 
aus fremden Ländern (Indien) freizumachen. Die Aus- 
fuhr von Reis überstieg mit 10 800 chts zum ersten 
Male um ein Geringes die 9700 cyts betrahende Ein- 
fuhr. Besonders jetzt zu Kriegszeiten ist ein derartig 
günstiges Ergebnis des Reisanbaues von Bedentung. 
Zucker hat trotz des Krieges eine etwas vermehrte 
Einsur aufzuweisen mit nahezu 14.000 chis im Werte 
ie vorhergegangenen 5 Jahre weisen einen 
Sats-t von 11 500 ewts und 11 500 K auf. arin 
kommt die Preissleigerung des Arlikels infolge des Auf- 
hörens der deutschen Ausfuhr deutlich zum Ausdruck. Bon 
alkoholischen Getränken hat die Einfuhr von Ale 
  
  
und Porter eine bedeutende Steigerung erfahren: das- 
selbe ist der Fall mit Whisky, während der wichtigste 
Verbrauchsartikel unter dieser Abteilung, Genever, so- 
wohl der Menge wie dem Werte nach gegen den 
Durchschnitt der Aeten 5 Jahre ganz erheblie 
geblieben ist. Die Einfuhr b elief ig auf 168 0% 
Eaallpnn im Werte von nahezu 30 000 L gegen rund 
000 Gallonen mit 45 000 L 9 Durchschnitt der 
S 1910/1914. Die gesamte Einfuhr kam auf Rech- 
nung der Niederlande. 
Unter den Ausfuhrerzeugnissen der Kolonie stehen 
Palmkerne nach wie vor weitaus an erster Stelle. 
Die ausschließlich nach Großbritannien gerichtete Aus- 
fuhr betrug 39 624 t im Werte von 504 038 2 gegen 
35 915 t im Werte von 559 313 L im Jahre 1914. 
Die Ausfuhr von Palmöl ist nicht nur der Menge, 
sondern auch dem Preise nach gestiegen. Sie belief 
sich auf 1935 t. im Werte von 15 671 L. Das Vorjahr 
hatte eine Ausfuhr von 1752 t mit 37 667 L aufzu- 
weisen. 
nüsse hatten eine cute. Ernte zu verzeichnen, 
indetel olieben die Preise niedrig. Es kamen zur 
Ausfuhr 2042 4 im Werte von 235 406 L gegen 19251 
mit 279 199 im Jahre 1914. Die Ausfuhr von 
Piassava !* stetig zu. Sie belief sich im Jahre 
1915 auf 1288 t im Werte von 27 491 L. Die gahlen 
für 1914 Aeiten. auf 988 t mit 19 492 KL. 
Die Ausfuhr der übrigen Erzeugnisse ist un- 
bedeutend; sic begreift u. a. Ingwer, Pfeffer, Reis. 
Häute und Kautschuk in sich. Von diesem hat Pfeffer 
eine über 100 v H betragende Steigerung gegen 1914 
aufzuweisen. Auch die Ausfuhr von Rotholz (camwooc 
konnte einen nicht unerheblichen Aufschwung verzeichnen. 
(Aus einem Bericht des Kaiserl. Konsulats in Monrovia.) 
Die Gummlausfuhr Liberias 1908 bis 1915. 
Nach einer Aufstellung des liberianischen General= 
zgolleinnehmers über die Ausfuhr von Gummi während 
der Jahre 1908 bis 1915 belief sich die während dieser 
Zeit zur Ausfuhr gebrachte jährliche Höchstmenge ani 
rund 180 000 lbs., und zwar im Jahre 1000. Von da 
ab ist die Ausbeute nicht unerheblich gesunlen, um sich 
erst im Jahre 1913 infolge der hohen Preise auf den 
europäischen Märkten etwas zu heben. Von diesem 
Jahre ab, das mit rund 117.000 lbs. aufgeführt ist 
sank die Ausfuhr ganz erbeblich, teils hervorgerufen 
durch den Preissturz des Erzeugnirsies, teils unter der 
Einwirkung des europäischen Krieges. So betrug die 
Ausfuhr im Lohre, 1914 nur noch 8 8000 lbs. und 
im Jahre 19 000 Ibs. 
s mag hierbei daran erinnert werden, daß durch 
eine der „Liberian Rubber Company“ gewährte Kon“ 
zession, deren Bestimmungen im Jahre 1911 neu fein 
gelegt worden sind, der freie Handel in Gummi im 
Bereiche der Republik Liberia eine Einschränkung er- 
fahren hat. Diese britische Gesellschaft hat bis zum 
Jahre 1932 für den Bezirk Grand Bassa das aus“ 
schließliche Recht des Handels und der Ausfuhr des 
Erzeugnisses. Für die übrigen Bezirke des Landes, 
wie Cape Mount, Montserrado, Sinoe und Maryland 
County, hat die Gesellschaft hegen gewisse im Jahre 
1921 einsetzende Gegenleistungen — die Vergünstiguung 
einer Ermäßigung des Ausfuhrzolls von 12 auf 6 Cem 
für das lb. Außerdem wird ihr von den 12 Ceul, 
welche die übrigen Händler an Ausfuhrzoll zu ent- 
richten haben, die Hälfte, d. h. 6 Cent auf 1 lb., 7 
Rütet. Die briiicche Gesellschaft hatte daher in de- 
wöhnlichen Zeiten, d. h. bis zum Jahre 1913 —.
	        
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