Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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essssst chtamtlicher Teis--e-er-rrnlnzi. 
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollstänoig oder teilwelse nur mit Quellenangabe gestatiet.) 
Kamerun. 
Die Großviepzucht des Ugaundere-Oistrihts in Hdamaua und ihre scheinbaren geologischen Grundlagen. 
Von Dr. phil. Erich Langey). 
(Hierzu eine Skizge.) 
Die hier wiedergegebenen Gedanken und 
Hypothesen stützen sich auf Beobachtungen, die 
ich während der Monate Juli bis Oktober 
1914 anstellen konnte. Es ist selbstverständlich, 
daß ich als Soldat und noch dazu häufig auf 
recht großen Märschen verhindert war, exakt 
wissenschaftlich zu arbeiten. So verdanke ich mehr 
dem Zusall einige Beobachtungen, die mich auf 
eigenartige Zusammenhänge zwischen der Großvieh- 
zucht des Ngaundere-Distrikts und der geologischen 
Bodenbeschaffenheit hinzuweisen scheinen. Es war 
mir natürlich auch nicht im geringsten möglich, 
die Hypothesen dort, wo es wünschenswert ge- 
wesen wäre, nachzuprüfen. Dazu würde ein wohl 
monatelanges Umherreisen nötig gewesen sein. 
Immerhin glaube ich, daß es später einmal von 
Nrtzen sein kann, wenn in der jetzt nur skizzierten 
Rihtung genaue Beobachtungen angestellt werden, 
und somit dürfte sich die Veröffentlichung dieser 
Zeilen als eine Anregung zu späterer wissenschaft- 
licher Arbeit rechtfertigen lassen. 
Es ist eine seit langem bekannte Tatsache, daß 
sich der Großviehzucht in Adamaua und Kamerun 
stellenweise dadurch ein unüberwindliches Hindernis 
entgegenstellte, daß das Jungvieh an Rachitis zu- 
grunde ging. Der Kalkmangel in den pflanzlichen 
Nährstoffen, die die Tiere zu sich nehmen, hängt 
logischerweise von dem Kalkmangel des Mutter= 
bodens, der ja wieder aus den ihn unterlagernden 
Gesteinen entstanden ist, ab. Eine solche aus 
relativ“ sehr kalkarmen Gesteinen aufgebaute Gegend 
breitet sich nun im Südosten und Süden der 
Steppengebiete der Kamerunkolonie aus. Der 
geradezu erschreckend eintönige Aufbau jener Gneis- 
Granithochländer wird natürlich auch eine ent- 
sprechend eintönige Vegetation zur Folge haben 
müssen. Die Aussicht, daß die Gräser in diesen 
Gebieten den zur Viehzucht unbedingt nötigen 
Kalkgehalt liefern können, ist viel geringer als 
m einer Gegend mit wechselnder Bodenbeschaffen- 
beit denn je größer die Verschiedenheit des 
Bodens. ist, um so eher ist die Möglichkeit vor- 
handen, daß auch solche Vegetabilien, die für die 
die Arbeit wurde im mineralogisch-geologischen 
Astitnt der Universität Basel angefertigt. 
  
Großviehzucht unerläßlich sind, die Vorbedingungen 
zum Wachstum finden. 
Tatsächlich scheint nun, soweit sich dies nach 
unseren bisherigen ja immer noch äußerst dürftigen 
Kenntnissen feststellen läßt, die Südgrenze der 
Verbreitung des einheimischen Rindes etwa pa- 
rallel mit der Grenzlinie zwischen den eintönigen, 
sich namentlich im Osten ausbreitenden Granit- 
Gneishochländern und den Gebieten geologischer 
Abwechslung zu verlaufen. Ich habe versucht, 
in der beigegebenen Figur mit einer ganz schema- 
tischen geologischen Skizze die Angaben Passarges 
(in Hans Meyer: Das Deutsche Kolonialreich. 
Band I, Kamerun, 4. Wirtschaftskarte) über die 
Ausbreitung des Rindes in Kamerun zu kom- 
binieren. Das Resultat ist überraschend. Das 
eintönige Gneis-Granitgebiet zeigt keine Rindvieh- 
zucht, während diese in den westlichen Teilen 
Adamauas, wo junge Eruptivgesteine dem geo- 
logischen Aufbau des Landes reichen Wechsel ver- 
leihen, sowie im Norden, in dem ältere und 
jüngere Sedimente nebst den Alluvionen des 
Tschadsees die Granite und Gneise an Ausdehnung 
übertreffen, von nomadisierenden Eingeborenen 
rationell betrieben wird. Weniger günstig scheint 
auf den ersten Blick das Resultat zu sein, wenn 
man auch gleichzeitig die Südgrenze des Pferdes, 
wie sie Passarge angibt, mit in Betracht zieht. 
Das Pferd dringt danach weit in das öde Gneis- 
Granithochland ein. Es ist aber hierbei zu be- 
achten, daß es sich bei der Verbreitung des Pferdes 
nur um einzelne Reittiere, wie sie sich die Häupt- 
linge halten, handelt, und daß das einzelne Pferd 
natürlich viel weiter von seinem Geburtsort ver- 
pflanzt wird, als etwa ein einzelnes Rind, das. 
ja nur als Schlachttier einen gewissen Wert dar- 
stellen könnte. Sehr wertvoll würde dagegen ein 
Vergleich zwischen der Ausbreitung der Pferde- 
zucht und der geologischen Bodenbeschaffen- 
heit sein. 
Wenden wir uns nun speziell dem Gebiet von 
Ngaundere zu. Auch dort besteht der Grund- 
sockel des Landes aus Graniten und Gneisen, die 
aber an mannigfaltigen Stellen von Basalten 
durchbrochen worden sind. Überall ragen aus 
den Hochebenen kleine Vulkane und Quellkuppen
	        
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