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Die- bestehenden Eigenschaften des Kulturrindes veran-
laßten auch die Südafrikaner zur Aufkreuzung mit
Friesen, Ayrshire, Devonshire, Shorthorn usw. Heut
ist man davon abgekommen und hat die Reste des
Afrikanderrindes in einer Herdbuchgesellschaft gesammelt
ünd züchtet es überall dort, wo man ein genügsames
Rind unter südafrikanischen Bedingungen nötig hat.
Das Kulturrind züchtet man nur dort, wo die Nachfrage
die Anpassung der „Scholle“ durch Anbau von Luzerne,
Futtergetreide an das Kulturrind bezahlt macht, also
Nachfrage vorbanden ist
Auch die Rangofen in Algier haben mit der Zucht
des Guelma, eines hochgezüchteten Eingeborenenrindes,
iin extensiven Betrieb die besten Erfolge erzielt.
Wir haben gesehen, daß das Tier zwar ein „Pro-
dukt der Scholle ist“, daß diese aber verändert werden
lann in einigem Maße durch Verbesserung, Futter-
anban, Zufütterung. durch bessere Haltung des Tieres.
Frag!k sich nur, ob es möglich ist, derartige Maßnahmen
über die großen Flächen des Schutzgebietes auszu-
dehnen. — im Hinblick auf die Kosten — vor allem,
öb der Neger, für den doch in der Hauptsache das
Fleisch bestimmt ist, auch nur einen Heller mehr be-
zahlen wird für das Fleisch des Kulturrindes. Wir
haben also nur ein In vnteresse daran, in den Schutz-
gebieten Mittelafrikas in extensiver Wirtschaft möglichst
viel und preiswertes Fleisch zu erzeugen — dafür ge
nligt aber das einheimssche Rind.
Wie wir gesehen haben, mangelt es den Ein-
geborenen im allgemeinen keineswegs an Verständnis
für die Erfordernisse der afrikanischen Tierzucht — was
ihm abgeht, ist das Verständnis für rationelle Be-
wirtschaftung. Da hat nun als Berater oder auch als
Lehrer der beamtete Tierarzt als? Zuchtleiter mönlichst
schonend und in steter Zusammenarbeit mit dem far-
bigen Züchter einzugreifen. Er hat sich durch ein-
gehendes Studium über die Scholle, über den Schlag,
seine Leistungen und die angewandten Zuchtarten zu
unterrichten und bessernd einzugreifen, falls es not-
wendig ist,; kann er dort, wo es nicht geübt wird,
die überflüssigen Bullen, kastrieren und damit eine Er-
svarnis an Männern, die diese sonst gesondert hüten.
herbeiführen. Ferner hat er sein besonderes Augen.
merk auf die Kälberaufzucht zu richten. Ist die Zucht-
jähigkeit der Besitzer erloschen, so hat er Bullenkälber
auszuwählen und diese in einer Aufzuchtstation aufzu-
giehen und später zu verteilen. In derartigen Sta-
tionen können die Söhne der Häuptlinge unterwiesen
werden in Viehzuchtfragen. Ist der Schlag entartet,
so hat er aus einem verwandten Schlag unter Wahrung
der veterinärpolizeilichen Maßnahmen Zuchtmaterial
auszuwählen zwecks Einkreuzung. Unter besonders
günstigen Bedingungen soll sogar die Einkrenzung
enuropäischer Rinder nicht abgewiesen werden, jedoch soll
unter keinen Umständen der eigentliche Typ der Land-
schaft verwischt werden. Bei Überstockung hat der
Tierurzt auf den Abfluß überflüssigen Viehs zu wirken,
in wenig mit Vieh besetzten Gegenden für Zuwachs
Sorge zu tragen. Ebenso müssen ihm die Absatz-
bedingungen in Zusammenarbeit mit der Verwaltung
angelegen sein von Vieh und tierischen Rohstoffen, um
durch klingenden Gewinn das Interesse des Eingeborenen
an der Aucht zu fördern. Er hat im Einverständnis
mit der Verwaltung dafür Sorge zu tragen, daß nicht
zu viele Männer durch andere Arbeiten der Bieh-
wirtschaft entzogen werden.
Die Leitung der Tierzucht und die Tierseuchenbekämpfung.
Ich habe oben ausgeführt, daß die Tierzucht der
Eingeborenen ausschließlich zu bearbeiten ist von den
mit der Selichenbekämpfung betranten Tierärzten aus
Gründen der Veterinärpolizei, der größeren Sicherheit
des Erfolges und der verminderten Kosten er mit
der Leitung der Tierzucht betraute Tierarzt ist gleich-
zeitig für alle veterinärpolizeilichen Maßnahmen ver-
antwortlich. Er hat durch ausgedehnte Bereisung des
Schutzgebietes sich von der Durchführbarkeit der von
ihhm getroffenen Anordnungen zu überzeugen und die
wwerihür der ihm znteusseut gen Bezirkstierärzte an
Ort und Stelle auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen. Er
hat die Viehzählung und „verteilung über das Schutz-
gebiet zu bearbeiten, die Frage der Verwertung und
die der tierischen Rohstoffe und die Beförderungs-
möglichkeiten. In den Fragen der Seuchenforschung
und Senchenbekämpfung steht ihm ein Bakteriologe zur
eite, der den Regierungstierärzten entnommen worden
ist und eine Sonderausbildung erhalten hat. Dieser
hat seinen Sitz an irgendeinem Mittelpunkt, am besten
dem der Hauptverwaltung. Als Regierungstierärzte
wären Tierärzte nuszuwählen in möglichst jungen
Jahren, unverheiratet, welche durch eine Doktorarbeir
ihre Befähigung zu wissenschaftlichen Arbeiten dar-
getan h haben. ätten einen Kursus für tropische
biier- und Meuschenkrankheiten durchzumachen und dabei
gleichzeitig mit den Sprachen des für sie in Frage
sbemnda Schutzgebietes sich zu befreunden. Im ersten.
Jahre sind sie draußen mehreren älteren Afrilanern
nacheinander beizugeben, im zweiten erhalten sie die
tierärztliche Sorge für einen Bezirk. Im Urlanb soll
ihnen Gelegenheit gegeben werden, die Prüfung als.
beamteter Tierarzt abzulegen. Der Regierungstierarzt
muß auf einer Station ein kleines Laboratorium zur
Verfügung haben, so daß er kleinere Arbeiten aus-
führen kann, die dann der Nachprüfung des Bakterio-
logen unterliegen. Altere Reg'’erungstierärzte sollen
die tierärztliche Leitung von mehreren Bezirken und
ihren Tierärzten bekommen.
1 Gegenden, in denen die Tierzucht die leitende
Stellung einnimmt, wäre die Berufung eines erfahrenen
Tierarztes als Bezirksamtmann von großem Wert und
würde Ersparnis an Kosten erzielt werden.
Es ist nicht mehr als recht und billig. daß die
Tierärzte als Vollakademiker von vornherein die be-
treffende Gehaltsklasse einnehmen.
Die Hemmnisse der Tierzucht des tropischen Afrika.
An Tierseuchen findet man in den Tropen einen
großen Teil der aus Deutschland bekannten bakteriellen
Infektionskrankheiten, vermehrt durch die typisch afri-
kanischen, durch blutsangende Insekten übertragenen,
und durch Protozoen hervorgerufenen Seuchen.
Fast alle diese Krankheiten sind erforscht worden
von Tierärzten und Arzten, besonders im Institut von
Sir Artur Theiler in Pretoria. Es sind für alle Wege
angegeben, wie ihr Auftreten verhindert, sie bekämpft
oder eigegrenzt werden können. Ihro Erstickung und
Vorbeugung ist im wesentlichen eine Frage eines aus-
reichenden tierärztlichen Personals. (Die einzelnen
Seuchen und ihre Bekämpfung hier anzuführen, liegt
nicht im Rahmen der Arbeit, die im wesentlichen eigene
und nicht veröffentlichte Beobachtungen bringen soll.)
Eine tropische Seuche, gegen die uns trotz uner-
mildlicher Arbeit der bedeutendsten Forscher weder ein
Arzneimittel noch ein Serum oder Vakzin zur Ver-
fügung steht, das ihrer Verbreitung entsprechend preis-
wert und einfach anzuwenden ist, wird hervorgerufen
durch die Trypanosomen und übertragen durch die
Tsetjefliege. Das Studium dieser Seuche ist um so
wichtiger, da, wie ich beobachten konnte, sie ständig im
Vorrücken begriffen ist, und in den letzten Jahren sich
herausgestellt, hat, daß die menschliche Trypase, die
Schlafkrankheit, saaich durch den Uberträger der tierischen