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Ich werde mich heut Abend, lediglich mit Afrito#
beschästigen, möchte jedoch ausdrücklich betonen,
daß ich mit dieser Beschränkung auf Afrika die
Bedentung unseres kolonialen Besitzes in der Süd-
sce in keiner Weise herabmindern will.
Meine Herren! Die Stellung Afrifas hat sich
im Laufe der letzten Jahrzehnte in überraschender
Weise in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht
gewandelt. Afrika ist nicht mehr der schwarze
Erdteil, nicht mehr der nnerforschte Kontinent
mit einer verwirrenden Fülle von dunklen Mög-
lichkeiten, sondern ist heut ein Vorland Europas,
dessen Gegenwartswerte berechenbar sind.
Afrika wird in der Entwicklung des Erdkreises
eline Rolle von rasch wachsender Bedentung
spielen. Der steigende Bedarf an Rohmaterialien,
bald auch die Sorge um den Absatz von Fabri-
katen. werden zu einem verstärkten Wettbewerb
um die Erschließung der Hilfsquellen dieses Erd-
teils führen.
Die gegenwärtige Verteilung Afrikas unter
die europäischen Kolonisationsstaaten ist das Pro-
dukt einer relativ jungen Entwicklung, in der,
neben autiquierten Herrschaftsansprüchen, mehr
oder weniger zufällige Ereignisse die entscheidenden
Faktoren gewesen sind. Wir erinnern uns, wie
oft Kühnheit und politischer Instinkt einzelner
unternehmungslustiger Männer durch den Ab-
schluß geschickter Berträge mit eingeborenen Macht-
habern ihren Heimatsstaaten einen Vorsprung im
Wettlauf um den Besitz afrikanischer Gebiete ver-
schafft haben. Von einem organischen Werden
ist hier nie die Rede gewesen. Kein Wunder,
daß diese Verteilung in weitem Umsange der
inneren Berechtigung embehrt! Wir sehen
Staaten im Besitz von riesigen Ländermassen, die
das Achtzigfache des Mutterlandes erreichen und
von ihnen aus Mangel an Menschen und an
Mitteln gar nicht entwickelt werden können,
wenigstens nicht so, wie die Kuliurmenschheit es
erwarten muß. Belgien, Frankreich und Poringal
sind in einer solchen Lage. England, das in
anderen Erdteilen schon ungehenere Gebiete seinem
Weltreich eingegliedert hatte, hat es verstanden,
sich einen bedentenden, dem französischen Afrika
nahekommenden Anteil auch an Afrika zu sichern.
Auf der anderen Seite sehen wir Deutsche nus
auf erheblich kteinere, verstreute Besitzungen
. beschränkt.
ganzen
Wer einen danernden Frieden,
wer einen Frieden der gerechten Zufrieden=
stellung anstrebt, kann die Aufrechterhaltung der
heutigen Besitzverteilung in Afrika nicht wollen,
denn sie entspricht in keiner Weise weder dem
kolonisatorischen Können noch dem-Kräfteverhällnis
der beleiligten Nationen.
Was soll an die Stelle der alten Verteilung
treten? Soll etwa mit dem Selbstbestimmungs-
recht der Völker auch in Afrika Ernst gemacht
werden? Wollen wir es den Eingeborenen über-
lassen, sich selbst zu organisieren? Das ist schlechter-
dings unmöglich und wird als Ziel von keinem
ernsthaften Politiker vertreten. Es hieße, die
Eingeborenen grausam in die chaotischen Zustände
zurückstoßen, in denen sie sich vor Einsetzen der
modernen Kolonisation gegenseitig aufrieben.
Vongewissen philanthropischen Kreisen Englands
wird der Gedanke der vollständigen Internationali=
sierung der Tropengebiete mit einer gemeinschaft-
lichen Verwaltung der europäischen Schutzstaaten
propagiert. Die schärfsten Gegner einer solchen
Internationalisierung würden in England selbst
erstehen. Aber, ganz abgesehen davon, eine der-
artige Organisation läßt sich nur durchführen,
wenn das Solidarilätsbewucßtsein der enropäischen
Staaten siec trägt. Ein solches Solidaritätsbewußt-
sein wird sicher als Sehnsucht aus den Trümmern
dieses Krieges hervorgehen, ja auchin internationalen
Abmachungen als eine Grundforderung des
neuen Geistes festgelegt werden. Aber bevor
man den heute kriegführenden Mächten, ja, dem
heutigen Europa, jene ungehenure Auf-
gabe zutrauen darf, überseeische Gebiete ein-
trächtig und gemeinsam zu regieren, hat sich erst
das internalionale Gewissen in internationaler
Praxis in Europa zu entwickeln und zu be-
währen. So wird man also festhalten müssen
an dem bisherigen Grundsatz der Kolonisierung
und der Verteilung der Tropen unter die zivili-
sierten enropäischen Staaten. Es wird sich nur
darum handeln können, im Friedensvertrage eine
neue Verteilung voraunehmen. Und doch liegt
in der Forderung einer internationalen Kontrollr,
ja auch in der grotesken Forderung nach einem
Selbstbestimmungsrecht der Eingeborenen ein ge-
sunder Grundgedanke, ein Köruchen Wahrheit!
Ich möchte das Wort „Selbstbestimmungerecht"