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Neuverteilung soll aber nicht das einzige sein,
was diese Staaten in gemeinschaftlicher Arbeit
leisten. lber die Verteilung hinaus ist für die
gemeinschaftliche Arbeit nach zweifacher Richtung
Raum: Einmal ist es möglich, die territoriale
Abgrenzung der Hoheitsgebiete dadurch in ihrer
Einseitigkeit zu mildern, daß den Schutzmächten
Beschränkungen zum Zwecke der gleichmäßigen
Berücksichtigung der eigenen und der Interessen
der andern Staaten auferlegt werden, und sodann
kommt in Betracht, für die Lösung gewisser großer
Probleme, die das ganze Afrika angehen, die
Mitarbeit aller Schutzmächte zu sichern und Richt-
linien aufzustellen, nach denen sich diese Mitarbeit
vollziehen soll. In beiden Beziehungen gilt es
nur längst Begonnenes fortzuführen. Im An-
sang der letzten Aufteilung Afrikas steht die
Kongoakte, die in Berlin unter den Anspizien
Bismarcks zustande gekommen ist. Handelsfreiheit
in Zentralafrika, Schiffahrtsfreiheit auf den Strom-
systemen des Kongo und des Niger, Bekämpfung
des Sklavenhandels und Neutralisierung des
Kongobeckens, das sind die großen Gegenstände, für
die sie in kühnem Wurfe eine internationale
Regelung gesucht hat. Andere Verträge, die die
Mächte zum gemeinsamen Kampfe gegen die
Sklaverei, gegen die Abgabe von Branwein
und Feuerwaffen vereinigten, sind der Kongo-
alte gefolgt. Deutschland hat an diesem groß-
gügigen System internationaler Verträge auf das
loyalste mitgearbritet und für die peinliche Durch-
jührung Sorge getragen. Der Versuch, an der
Neuntralität des Kongobeckeus auch während des
Weltkrieges festzuhalten, ist, wie Sie wissen, an
dem Willen der Gegner gescheitert. dem
Kriege war die Notwendigkeit immer deutlicher
hervorgetreten, noch weitere Probleme, wie sie
sich aus dem Zusammenleben der verschiedenen
enropäischen Nationen auf dem afrikanischen Kon-
linent ergeben, einer internationalen Regelung zu
unterversen. Ich denke da vor allem an die
Schaffung großer gemeinschaftlicher Verlehrsstraßen
durch die Besitzungen verschiedener Mächte sowie
an die Belämpfung gesährlicher Volksseuchen, wie
z. B. der Schlafkrankheit. WMir wollen auf der
Bahn der internationalen Verträge in den
beiden bezeichneten Richtungen sortschreiten und
darüber hinaus Einrichtungen schaffen helfen,
Vor
durch die die Beobachtung der Abmachungen
gewährleistet wird. Wenn das in ein solches
Vertragssystem einbezogene Gebiet dadurch in
weiterer Zukunft allmählich den Charakter einer
gemeinschaftlichen Kolonie der europäischen Staaten
annehmen müßte, in der die Besitzer der Einzel-
gebiete zu Treuhändern der Gesamtorganisation
werden, so kann die Aussicht auf eine derartige
Entwicklung uns in der gekennzeichneten Haltung
nicht wankend machen.
Eine besondere Betrachtung erfordert das
Problem der Militarisierung der eingeborenen
Stämme Afrikas, ein Problem, das der Krieg
erst in seiner ganzen fürchterlichen Tragweite bloß-
gelegt hat. Frankreich ist es, das die Welt mit
diesem Geschenk bedacht hat. Nachdem es schon
seit Jahren den Gedanken der Ergänzung der
eigenen Streitkräfte durch eine „schwarze Armee“
gepflegt, ja in ihm geradezu geschwelgt hatte, ist
es gleich nach Ausbruch des Krieges zu Aus-
hebungen großen Stils in seinen afrekanischen
Kolonien geschritten und hat Tausende von Ein-
geborenen auf die europäischen Kriegsschauplätze
geworfen. England, das früher solche Gedanken
mit Entrüstung von sich gewiesen häite, ist dem
Verbündeten anfangs elwas schüchtern, später
aber, wie Sie an den eben zitierten Ausspruch
Winston Churchills erkannt haben, recht energisch
gesolgt. Kein Zweifel, daß die Möglichkeil des Zurück-
greifens auf farbige Massenheere in Zukunft einenene
drohende Gefahr für den europäischen Frieden bilden
wird. Kein zweifel auch, daß die Militarisierung
der Eingeborenen die Entwicklung der afrikanischen
Kolonien schwer beeimrächtigen würde. Es lieg!
deshalb im gemeinschaftlichen Interesse der euro-
päischen Mächte, die plötzlich hervorgetretene neue
Gefahr zu beseitigen. Die Gefahr wird auch von
unseren Feinden anerkannt. Aber mit der ihnen
eigentümlichen Behendigkeit verdrehen sic den
Tatbestand, beschuldigen uns der Vorbereitung
des Kolonialkriegs von langer Hand und malen
zum Zwecke der Abschreckung fürchterliche Ver-
gewaltigungen und Angriffe an die Wand, deren
sich die Welt künftig von uns zu versehen hätte,
wenn wir afrikanische Kolonialmacht bleiben
würden und der preußische Militarismus sich in
Afrika austoben dürfte. Das erste Instrumem
in diesem mißtönenden Konzerte spielt Sir Harry