Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Taveta, und von der bei der Station Kin ab- 
zweigenden Magadibahn aus in der Richtung auf 
den Longidoberg. 
Ferner war es ihnen in Gemeinschaft mit den 
Belgiern gelungen, mehrere anscheinend g#panzerte, 
schwer armierte und sehr schnelle Motorkanonen- 
boote auf den Tanganjika= und Kiwusee zu bringen. 
Drei dieser Boote traten auf dem Tanganzjikasee 
in Tätigkeit. Ihnen gelang am 26. Dezember 1915 
die Wegnahme des kleinen Dampfers „Kingani“") 
und am 9. Februar 1916 die Versenkung des 
etwa doppelt so großen Dampfers „Hedwig 
von Wissmann“. 
Der geradezu als ungehener zu bezeichnenden 
feindlichen Ubermacht stand die an Zahl wohl 
nur den zehnten Teil betragende deutsche Schutz- 
truppe gegenüber. Seit 19 Monaten im Felde 
stehend, nur mit dem Allernotwendigsten aus- 
gerüstet und infolge völliger Abgeschnittenheit von 
der Heimat nicht in der Lage, ihren Bedarf an 
Menschen und Material in nennenswertem Maße 
auffrischen zu können, hatte sie trotz alledem bis 
dahin alle feindlichen Angriffe erfolgreich abge- 
wiesen. Daß sie auch weiterhin nicht nur ener- 
gischen Widerstand zu leisten, sondern auch, woa 
die Gelegenheit sich bot, zum Angriff zu schreiten 
willens war, beweisen die späteren Ereignisse. 
Der allgemeine Angriff der feindlichen Streit- 
kräfte erfolgte von vier Seiten. Er begann an 
der Nordostgrenze gegen Mitte Februar, an der 
Nordwestgrenze Mitte April, an der Südwestgrenze 
Ende Mai und an der Südgrenze Mitte April 
1916. Soweit hierüber Mineilungen in den 
letzten hier eingetroffenen amtlichen Nachrichten 
enthalten sind, seien sie hier vorweggenommen. 
Im übrigen müssen wir den Lauf der Ereignisse 
an Hand der von feindlicher Seite bekannt- 
gegebenen Mitteilungen verfolgen. 
Gegen Mitte Februar setzte der Gegner zum 
ersten Vorstoß in der Richtung auf das Kilima- 
ndscharogebiet an. 
Hierüber berichtet der Gouverneur: 
„Am 12. Februar griff eine südafrikanische 
Brigade mit leichter und schwerer Artillerie 
Oldorobo“') an. Sie wurde von den Ab- 
teilungen des Majors Kraut und Hauptmanns 
Schulz geschlagen und verfolgt. Bei uns ein 
Europäer vermißt, drei leicht verwundet, sechs 
Askari und drei Träger gefallen. Beim Feinde 
vor unserer Stellung gefallen 37 Europêer, 
gefangen 3 Europäer. Zahl der Toten im 
Verfolgungsgefecht nicht festgestellt, aber nach 
Beobachtung erheblich. Nach Gefangenen- 
angaben betrugen die englischen Gesamtverluste 
3 Siehe 7. Mitteilung. 
VNordöstlich Taveta. 
  
mehrere hundert Mann einschließlich der Leicht- 
verwundeten.“ 
Es handelt sich hier um das bereits in der 
7. Mitteilung erwähnte, englischerseits als das 
„am Salaitahügel“ genannte Gefecht, in dem die 
englisch-südafrikanischen Truppen einen Verlust 
von 172 Mann gehabt haben sollen, wovon 
allein 139 Mann auf die 2. südafrikanische Bri- 
gade entfielen. Es mag dahingestellt bleiben, 
ob die Engländer mit dieser Zahl den Gesamt- 
verlust melden oder nur die Toten. Ihre Nieder- 
lage war auf jeden Fall eine vollständige"). 
Bis Anfang März kam es dann nur zu ver- 
schiedenen Vorpostengefechten östlich Taveta und 
am Djipesee. Einer von Leutnant a. D. 
v. Stietencron geführten Streifabteilung gelang 
es, das englische Wasserwerk“.) in den Bura- 
bergen zu sprengen, wobei allerdings der Führer 
nebst dem Unteroffizier Bode und einem Askari in 
Gefangenschaft gerieten. Eine andere Streifab-= 
teilung sprengte am 2. März einen Zug der 
Ugandabahn zwischen Voi und Maungu. Feind- 
liche Flieger erschienen täglich und warfen Bomben 
über Oldorobo, Taveta, Himo, Moschi und 
Kahe mit dem einzigen Erfolg ab, daß ein 
farbiger Diener leicht verwundet wurde. 
Über die Ereignisse seit dem 8. März, dem 
Tage der Wiederaufnahme der feindlichen Angriffs- 
bewegungen, meldet der Gouverneur noch 
folgendes: 
„Am 8. März begann der Gegner mit 
3 südafrikanischen Brigaden den Vormarsch 
gegen die Linie Taveta-Rombo. Gleichzeitig be- 
schoß er Oldorobo mit schwerer Artillerie, wobei 
ein Askari verwundet wurde. Am gleichen Tage 
hatten die Abteilungen der Hauptleute v. Bock 
und Langen am Timbelafluß (nördl. Taveta) 
ein Gefecht, wobei auf deutscher Seite ein Askari 
vermißt und 2 verwundet wurden, während 
auf englischer Seite 7 Europäer fielen und 
10 Europäer und 3 Inder gefangengenommen 
wurden. Oldorobo und Taveta mußten vor 
dem überlegenen Feinde geräumt werden. Am 
10. kam es noch zu einem Gefecht bei Taveta 
gegen etwa 600 englische Reiter und Feld- 
artillerie, wobei deutscherseits ein Träger fiel, 
ein europäischer Unteroffizier, 5 Askari und 
2 Träger verwundet wurden, dagegen vom 
Feinde ein Inder und 6 Europäer, unter diesen 
ein schwer verwundeter Offizier, in Gefangen- 
schaft gerieten. An demselben Tage hatte die 
Abteilung des Majors Fischer in der Gegend 
*) Agl. auch die betr. Stelle in dem nachfolgend 
wiedergegebenen Bericht des Generals Smuts 
) Über das Wasserwerk s. Näheres im Bericht des 
Generhls Imats.
	        
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