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Taveta, und von der bei der Station Kin ab-
zweigenden Magadibahn aus in der Richtung auf
den Longidoberg.
Ferner war es ihnen in Gemeinschaft mit den
Belgiern gelungen, mehrere anscheinend g#panzerte,
schwer armierte und sehr schnelle Motorkanonen-
boote auf den Tanganjika= und Kiwusee zu bringen.
Drei dieser Boote traten auf dem Tanganzjikasee
in Tätigkeit. Ihnen gelang am 26. Dezember 1915
die Wegnahme des kleinen Dampfers „Kingani“")
und am 9. Februar 1916 die Versenkung des
etwa doppelt so großen Dampfers „Hedwig
von Wissmann“.
Der geradezu als ungehener zu bezeichnenden
feindlichen Ubermacht stand die an Zahl wohl
nur den zehnten Teil betragende deutsche Schutz-
truppe gegenüber. Seit 19 Monaten im Felde
stehend, nur mit dem Allernotwendigsten aus-
gerüstet und infolge völliger Abgeschnittenheit von
der Heimat nicht in der Lage, ihren Bedarf an
Menschen und Material in nennenswertem Maße
auffrischen zu können, hatte sie trotz alledem bis
dahin alle feindlichen Angriffe erfolgreich abge-
wiesen. Daß sie auch weiterhin nicht nur ener-
gischen Widerstand zu leisten, sondern auch, woa
die Gelegenheit sich bot, zum Angriff zu schreiten
willens war, beweisen die späteren Ereignisse.
Der allgemeine Angriff der feindlichen Streit-
kräfte erfolgte von vier Seiten. Er begann an
der Nordostgrenze gegen Mitte Februar, an der
Nordwestgrenze Mitte April, an der Südwestgrenze
Ende Mai und an der Südgrenze Mitte April
1916. Soweit hierüber Mineilungen in den
letzten hier eingetroffenen amtlichen Nachrichten
enthalten sind, seien sie hier vorweggenommen.
Im übrigen müssen wir den Lauf der Ereignisse
an Hand der von feindlicher Seite bekannt-
gegebenen Mitteilungen verfolgen.
Gegen Mitte Februar setzte der Gegner zum
ersten Vorstoß in der Richtung auf das Kilima-
ndscharogebiet an.
Hierüber berichtet der Gouverneur:
„Am 12. Februar griff eine südafrikanische
Brigade mit leichter und schwerer Artillerie
Oldorobo“') an. Sie wurde von den Ab-
teilungen des Majors Kraut und Hauptmanns
Schulz geschlagen und verfolgt. Bei uns ein
Europäer vermißt, drei leicht verwundet, sechs
Askari und drei Träger gefallen. Beim Feinde
vor unserer Stellung gefallen 37 Europêer,
gefangen 3 Europäer. Zahl der Toten im
Verfolgungsgefecht nicht festgestellt, aber nach
Beobachtung erheblich. Nach Gefangenen-
angaben betrugen die englischen Gesamtverluste
3 Siehe 7. Mitteilung.
VNordöstlich Taveta.
mehrere hundert Mann einschließlich der Leicht-
verwundeten.“
Es handelt sich hier um das bereits in der
7. Mitteilung erwähnte, englischerseits als das
„am Salaitahügel“ genannte Gefecht, in dem die
englisch-südafrikanischen Truppen einen Verlust
von 172 Mann gehabt haben sollen, wovon
allein 139 Mann auf die 2. südafrikanische Bri-
gade entfielen. Es mag dahingestellt bleiben,
ob die Engländer mit dieser Zahl den Gesamt-
verlust melden oder nur die Toten. Ihre Nieder-
lage war auf jeden Fall eine vollständige").
Bis Anfang März kam es dann nur zu ver-
schiedenen Vorpostengefechten östlich Taveta und
am Djipesee. Einer von Leutnant a. D.
v. Stietencron geführten Streifabteilung gelang
es, das englische Wasserwerk“.) in den Bura-
bergen zu sprengen, wobei allerdings der Führer
nebst dem Unteroffizier Bode und einem Askari in
Gefangenschaft gerieten. Eine andere Streifab-=
teilung sprengte am 2. März einen Zug der
Ugandabahn zwischen Voi und Maungu. Feind-
liche Flieger erschienen täglich und warfen Bomben
über Oldorobo, Taveta, Himo, Moschi und
Kahe mit dem einzigen Erfolg ab, daß ein
farbiger Diener leicht verwundet wurde.
Über die Ereignisse seit dem 8. März, dem
Tage der Wiederaufnahme der feindlichen Angriffs-
bewegungen, meldet der Gouverneur noch
folgendes:
„Am 8. März begann der Gegner mit
3 südafrikanischen Brigaden den Vormarsch
gegen die Linie Taveta-Rombo. Gleichzeitig be-
schoß er Oldorobo mit schwerer Artillerie, wobei
ein Askari verwundet wurde. Am gleichen Tage
hatten die Abteilungen der Hauptleute v. Bock
und Langen am Timbelafluß (nördl. Taveta)
ein Gefecht, wobei auf deutscher Seite ein Askari
vermißt und 2 verwundet wurden, während
auf englischer Seite 7 Europäer fielen und
10 Europäer und 3 Inder gefangengenommen
wurden. Oldorobo und Taveta mußten vor
dem überlegenen Feinde geräumt werden. Am
10. kam es noch zu einem Gefecht bei Taveta
gegen etwa 600 englische Reiter und Feld-
artillerie, wobei deutscherseits ein Träger fiel,
ein europäischer Unteroffizier, 5 Askari und
2 Träger verwundet wurden, dagegen vom
Feinde ein Inder und 6 Europäer, unter diesen
ein schwer verwundeter Offizier, in Gefangen-
schaft gerieten. An demselben Tage hatte die
Abteilung des Majors Fischer in der Gegend
*) Agl. auch die betr. Stelle in dem nachfolgend
wiedergegebenen Bericht des Generals Smuts
) Über das Wasserwerk s. Näheres im Bericht des
Generhls Imats.