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sei es nach zwölfstündigem Kampfe nicht gelungen,
die Verbindung mit Newala wieder herzustellen.
In der Nacht zum 28. November hätten sich die
portugiesischen Truppen nach achttägigem hartem
Kampfe zurückgezogen. Die obengenannte Zeitung
fügt dieser Mitteilung noch hinzu, daß Newala-
von den Deutschen umzingelt und die Wasser-
leitung (7) zerstört worden sei. Die portugiesische
Besatzung habe nach achttägigem Widerstande und
nachdem die Nahrungsmittel und Wasservorräte
zur Neige gingen, einen Ausfall gemacht, sei über
den Rowuma gelangt und habe sich dann bei
Nangadi verschanzt. In einer weiteren Meldung
desselben Blattes vom 10. Dezember aus Lissabon
heißt es dann weiter, daß die Deutschen die
Stellung von Nangadi besetzten, die die Poriu-
giesen in guter Ordnung geräumt hätten.
Abgesehen von der seitens des portugiesischen
Ministerpräsidenten zugegebenen Niederlage der
Portugiesen bei Newala, sind die daran geknüpften
Mitteilungen des „Temps“ durchaus irreführend
und sollen wahrscheinlich nur dazu dienen, den
Umfang der portugiesischen Mißerfolge zu ver-
schleiern. Es muß nämlich als ausgeschlossen
bezeichnet werden, daß die bei Newala ge-
schlagenen Portugiesen sich auf Nangadi zurück-
gezogen haben können. Letzterer Ort liegt nämlich
nicht südlich Newala, sondern 75 km östlich da-
von, rowumaabwärts. Wenn es also den
Deutschen gelungen ist, die Portugiesen auch aus
ihrer Stellung bei Nangadi zu werfen, so kann
es sich hier nur um eine zweite Angriffsgruppe
handeln, die das nördliche Rowumaufer östlich
Newala vom Feinde säuberte und ihm bei Nan-
gadi auf das südliche Ufer gefolgt ist. Aus der
Tatsache, daß die Portugiesen sowohl bei Newala
als auch bei Nangadi wieder über den Rowuma
zurückgeworfen wurden, können wir jedenfalls den
erfreulichen Schluß ziehen, daß wohl zur Zeit
kein Portugiese mehr auf deutschem Boden steht.
Wir hoffen auch, daß es den tapferen und vom
Heldengeist beseelten Portugiesen zum Bewußtsein
gekommen ist, daß Deutsch-Ostafrika noch weit
davon entfernt ist, seinen letzten Atemzug zu tun und
daß die Untertanen des Kaisers von ihren Manser-
gewehren vorläufig noch einen anderen Gebrauch zu
machen wissen, als sie den Portugiesen auszuliefern.
Im Anschluß an die Schilderung des Ver-
laufes der kriegerischen Begebenheiten sei noch
erwähnt, daß die Belgier behaupten, anfangs
August 1916 den deutschen Dampfer „Graf Götzen“
auf dem Tanganjikasee durch eines ihrer Motor-
kanonenboote versenkt zu haben. Diese Meldung
ist fcklsch. Der deutsche Dampfer wurde vielmehr
von seiner eigenen Besatzung gesprengt und ver-
senkt, um ihn nicht in Feindeshand fallen zu lassen.
Belgier und Engländer hatten auch wohl
gehofft, die Zentralbahn, sowohl vom Tanganjika
als auch von der Küste her, als Basis ihrer
weiteren Operationen benutzen zu können. Beide
sind hierin anscheinend sehr enttäuscht worden.
Die Bahn selbst und ihre Kunstbauten waren
von den zurückgehenden deutschen Truppen so
gründlich zerstört, das gesamte rollende Material
außerdem zum größten Teil im Hafen von Dar-
essalam versenkt, so daß von einer Ingebrauch-
nahme der Bahn vorläufig noch keine Rede sein
kann. Beide Teile behaupten zwar, daß die
Wiederinstandsetzungsarbeiten günstig fortschritten,
aber ein sichtbarer Erfolg ist bis jetzt noch nicht
bekannt geworden. Auf jeden Fall hat die
gründliche Zerstörung der Bahn sehr zur Ver-
langsamung der weiteren Vorwärtsbewegungen
der feindlichen Truppen beigetragen, es wurde
anscheinend vor allem dem General Smuts seine
Absicht, Daressalam zum Ausgangspunkt seiner
weiteren Angriffsbewegungen gegen die am Ru-
fidji stehenden deutschen Truppen zu machen, auf
längere Zeit hinaus unterbunden.
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So sehen wir also jetzt nach ihrer Vereinigung
die deutschen Streitkräfte im südöstlichen Teil der
Kolonie versammelt, bemüht, auch weiterhin der
Ubermacht der Gegner jeden nur möglichen
Widerstand entgegenzusetzen. Seit nunmehr zehn
Monaten, dem Beginn des allgemeinen um—
fassenden Angriffs auf Dentsch-Ostafrika, haben
sie mit einer nicht genug zu bewundernden Tapfer-
keit und Aufopferung unter den allerschwierigsten
Verhältnissen den Gegnern jeden Fuß bereit
deutschen Bodens streitig gemacht. Schwer sind
auch ihre Verluste, vor allem die an Europäern;
um so schwerer, als sie nicht ersetzt werden können.
Demgegenüber haben unsere Gegner trotz
ihrer geradezu überwältigenden libermacht an
Menschen und allen nur denkbaren Hilfsmitteln
neuzeitlicher Kriegführung, die sie jederzeit beide
in beliebiger Menge zu ergänzen vermochten,
jeden Schritt vorwärts mit ungeheueren Opfern
erkaufen müssen. Verstärkungen über Ver-
stärkungen mußten herangeführt werden, um die
Lücken zu schließen, die ihnen der weit schwächere
und mangelhafter ausgerüstete, aber an mili-
tärischer Tüchtigkeit entschieden überlegene Gegner
zufügte und die Krankheiten aller Art in
ihren Reihen verursachten. Es berührt geradezu
komisch, wenn General Smuts am Schlusse fast
aller seiner Meldungen die Mitteilung macht:
„Die Verluste des Feindes waren schwer, die
unseren gering“. Warum dann der laute Schrei
seinerseits na immer nenen Verstärkungen?
Woher die großen Verlustlisten der südafrikanischen