Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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truppe im Frieden verfügt hatte, unbrauchbar ge- 
worden oder sie befanden sich in Feindeshand. 
Dagegen verfügte jede feindliche Abteilung über 
Geschütze. Selbst schwere Geschütze rollten durch 
Steppe und Urwald und bildeten das Entsetzen 
der Farbigen, die schutzlos ihrer Wirkung preis- 
gegeben waren. 
Die Offensive. 
Nachdem am 30. September 1915 eine eng- 
lische Abteilung unter Oberstleutnant Rose Sak- 
bajeme am Sanaga besetzt hatte, um von hier 
aus gegen die rechte Flanke der an der Haupt- 
straße Edea—Jaunde stehenden deutschen Truppen 
zu drücken, begann Anfang Oktober der allgemeine 
Vormarsch des englisch-französischen Expeditions- 
korps auf Jaunde. Nach heftigen mehrtägigen 
Kämpfen wurden am 9. Oktober 1915 der eng- 
lischen Ubermacht die übergänge über den Mbila- 
fluß überlassen. Wumbiaga wurde vom Feinde 
besetzt und stark befestigt. 
Langsamer vollzog sich der Vormarsch der 
Franzosen längs der Mittellandbahn. Erst am 
31. Oktober 1915 konnten sie Eseka besetzen und 
als Stützpunkt einrichten. Das erste Operations- 
ziel des Expeditionskorps, die Linie Wumbiaga— 
Eseka, war damit erreicht. Den deutschen Gegen- 
angriffen gelang es nicht, Eseka dem Gegner 
wieder zu entreißen. Vorstöße der Kompagnie 
Lange vom Nijong her auf die durch zahlreiche 
Blockhäuser gesicherte Bahnlinie errangen dagegen 
lokale, den Bahnbetrieb erheblich störende Erfolge; 
es gelangen Brücken= und Gleissprengungen und 
Störungen des Telegraphen= und Fernsprech- 
betriebs. Teilerfolge errang auch die inzwischen 
an der alten Jaundestraße eingesetzte Abteilung 
Liebe, die Bog-Nso feindlichen Angriffen gegen- 
über längere Zeit behauptete. Erst Ende No- 
vember 1915 nahm der Gegner den Vormarsch 
wieder auf. An der Hauptstraße drangen die 
Engländer in drei Kolonnen vor. Wiederum ge- 
lang es durch Druck auf den rechten Flügel die 
deutschen Streitkräfte zur Aufgabe ihrer Stellungen 
zu zwingen. Nachdem den Engländern der über- 
gang über den Pugefluß geglückt war, besetzten 
sie am 30. November 1915 das einige Kilometer 
ostwärts des Flusses gelegene Dörschen Ngung. 
Auch die an der alten Janndestraße stehenden 
deutschen Truppen zogen sich nach erbitterten 
Kämpfen bei Bog-Nso (24. November), Mba-He- 
bek (26. November) hier wurde Feldwebel 
Högener tödlich verwundet — und nach dem zwei- 
tägigen Gefechte bei Lesog's (26. bis 28. November) 
nach Osten zurück. Bei Kolo am nördlichen Ufer 
des Keleflusses verschanzten sie sich. 
An der Mittellandbahn hatten bis in das letzte 
Drittel des November noch heftige Kämpfe bei 
  
Eseka stattgefunden. In einem erneuten Ansturm 
hatten die deutschen Truppen versucht, den Feind 
zurückzuwerfen. Nachdem abermals am 21. No- 
vember 1915 ein deutscher Angriff abgeschlagen 
war, gelang es der französischen Ubermacht in den 
Kämpfen bei Makondo vom 24. bis 28. November 
ihren Gegner um einige Kilometer zurückzudrängen. 
Dann stellte sich bei der Schutztruppenabteilung 
Munitionsmangel ein und zwang zu weiterem 
Rückzuge. 
Im Nordwesten waren die englischen Truppen, 
bei denen sich auch eine indische Abteilung be- 
funden haben soll, am 12. Oktober 1915 von Bare 
in nördlicher Richtung vorgegangen. In mehr- 
tägigen Gefechten hatten sie die Übergänge über 
den Mwu= und Kamfluß erkämpft und am 20. Ok- 
tober unsere aus nur wenigen Farbigen bestehende 
Besatzung des Postens Mbo aufgehoben. Auf 
dem Weitermarsch nach Dschang erlitten die Eng- 
länder am 24.Oktober bei Fogondeng eine empfind- 
liche Niederlage. Erst nach Eintreffen von Ver- 
stärkungen konnten sie den Vormarsch fortsetzen 
Am 6. November rückten sie in Dschang ein. 
Von Ossidinge waren die Engländer zu gleicher 
Zeit überraschend über Widekum auf das Bali- 
hochland vorgedrungen. Ein kühner Flankenstoß 
des Oberleutnants Abramowski hatte ihren Vor- 
marsch nicht aufzuhalten vermocht. Am 22. Ok- 
tober war die Station Bamenda von ihnen be- 
seßt worden. Sie versuchten sofort weiter auf 
Bagam vorzudringen, wurden jedoch von der 
deutschen Nordwestabteilung bei Bambuluge zurück- 
geschlagen. Als diese dann gleichzeitig von den 
von Dschang und Bamenda vorrückenden Eng- 
ländern angegriffen wurde, zog sie sich fechtend 
hinter den Nunfluß zurück. Auch hier vermochte 
sie sich auf die Dauer nicht zu halten, da die von 
englischen Agenten aufgehetzten und mit englischen 
Waffen und Munition ausgerüsteten kriegerischen 
Bekoms aufständisch geworden waren und außer- 
dem die von Takum über Kentu vordringenden 
englischen Truppen sich Fumban näherten. So zog 
sich die Nordwestabteilung hinter den Mbam zurück. 
Tagelang hatten die tapferen Verteidiger der 
Bergstellung Banjo dem Andrange überlegener 
englischer Streitkräfte standgehalten. Ihr kühner 
Führer, Hauptmann Schipper, hatte den Heldentod 
gesunden. Als sich Munitionsmangel fühlbar 
machte, durchbrachen die Belagerten in der Nacht 
vom 5. zum 6. November unter Zurücklassung der 
Schwerverwundeten und Kranken die Einschließungs- 
linie. Es gelang ihnen, die nach Ngambe füh- 
rende Straße zu gewinnen und auf ihr den Mbam 
zu überschreiten. Gedeckt wurde der Rückzug durch 
die bei Gorori an genannter Straße stehende Kom- 
pagnie Barche, die am Mabefluß in einer Auf- 
nahmestellung der englischen Verfolgung Halt ge-
	        
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