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Wege zu ersetzen, bevor weitere Vorwärtsbe-
wegungen möglich waren.
Die Spannung, die infolge der ständig
wachsenden Einwirkung der Krankheiten auf
allen Dienstgraden, Truppenteilen und Dienst-
zweigen lag, hatte die Grenze des Erträglichen
erreicht. Zweifellos könnte man noch mehr als
eine oder zwei der am meisten augenfälligen
zahlreichen Schwierigkeiten erwähnen, die unsere
Tätigkeit in der Zeit lähmten, die zwischen dem
Eintreffen unserer Streitkräfte bei Kissaki Mitte
September und der Wiederaufnahme unseres
allgemeinen Vormarsches am 1. Januar 1917
verstrich. Solange bis diese Schwierigkeiten
überwunden waren, wurde der Hafen von Kilwa
als Basis vorbereitet und eine Division auf
diesen Kriegsschauplatz überführt. Diese ein
gutes Stück südlich des Rufii eingesetzte Di-
vision war dazu bestimmt, eine Rolle in den
kommenden Operationen in der Rufijigegend
zu spielen.“
Ende Oktober 1916 hatten die Streikräfte des
Generals Smuts folgende Stellungen inne:
Zweitausend Mann unter Brigadegeneral
Hannyngton waren über See nach Kilwa gebracht
worden und bildeten den Grundstock für die
1. Division, die nach ihrer Neueinteilung dort
versammelt werden und an der südlich des Rufiji
einzuleitenden umfassenden Bewegung mitwirken
sollte. General Hannyngton hielt Kilwa-Kiwindje
und Kilwa-Kissiwani besetzt und hatte Detache-
ments nach Njingo, Mtumbei-Tschini, Mitole,
Matandu und Kibata vorgeschoben. Im Hinblick
auf gemeldete Bewegungen deutscher Truppen in
Richtung Utete war General Hannyngton auf die
Verstärkung seiner Kräfte in Kibata und auf er-
höhte Wachsamkeit nach Norden hingewiesen
worden.
Eine kleine Abteilung unter Lieutenant-Colonel
Willans hielt Msanga, etwa 72 km südwestlich
von Daressalam, besetzt. Ein Versuch, die in
Kissangire, etwa 19,3 km weiter südwestlich,
stehende deutsche Abteilung, deren Anwesenheit
dortselbst eine Bedrohung der Eisenbahn Central-
bahn) bildete, zurückzuwerfen, war am 9. Oktober
gescheitert.
In der Mitte, gegenüber den am Mgeta
stehenden deutschen Streitkräften, befand sich die
1. Division unter Generalmajor Hoskins in der
Linie Tulo, Dutumi, Kwa Hongo, Dakawa und
Kissaki“).
An dieser Stelle waren die Operationen zum
Stehen gekommen, und es trat auch bis Ende
)sDiese Division wurde später nach Neueinteilung
nach Kilwa übergeführt, wohin bereits ein Stamm von
2000 Mann gesandt war.
Dezember 1916 keine nennenswerte Anderung
der Lage ein. In vorderster Linie stand die
Brigade des Brigadegenerals Sheppard, während
die früher von dem jetzt in Kilwa befindlichen
General Hannyngton befehligte Brigade des
Colonel O'Grady in Reserve stand. Diese sollte
bei sich bietender Gelegenheit nach Kilwa über-
geführt werden.
Die zur bisherigen 3. Division gehörende
2. südafrikanische Brigade Generals Beves war
nach Morogoro zurückgezogen worden.
Im Westen hielten die vorderen Truppen der
2. Division unter Generalmajor van Deventer
Iringa, die Njukwafurt am Ruaha und Kidodi
besetzt, während der andere Teil der Division an
der Zentralbahn stand und umfassende Vorberei-
tungen zum Vormarsch nach Süden traf.
Die Nyassaland= und Rhodesischen Truppen
des Brigadegenerals Northey befanden sich bei
Iringa und mit ihren Hauptkräften in der Gegend
von Mkapira am Ruhudje, wo ihnen angeb-
lich starke deutsche Kräfte gegenüberstanden.
Mitte November trat dann noch eine Ver-
schiebung insofern ein, als die hinter der Mgeta-
front in Reserve gehaltene Brigade des unterdessen
zum General beförderten Colonel O'Grady nach
Kilwa übergeführt und dort mit den nunmehr die
Bezeichnung 3. ostafrikanische Brigade erhaltenden
Streitkräften des Generals Hannyngton, wie be-
reits geplant, zu einer neuen 1. Division unter
dem Befehl des Generals Hoskins vereinigt wurde.
Die an der Mgetafront verbliebene Brigade
Sheppard wurde dem Oberbefehlshaber unmittel-
bar unterstellt.
Die in den südlichen Küstenorten von den
britischen Seestreitkräften gelandeten Truppen er-
wähnt General Smuts in seinem Bericht nicht.
Tatsache ist jedoch, daß bereits am 13. September
1916 in Mikindani 200 Mann Marine, 700 Mann
indische Truppen und 200 Mann Zanzibar= und
Mafia') African Rifles mit 12 Schiffs-Maschinen-
gewehren und 2 Hotchkiß-Kanonen gelandet worden
waren und die bis zum 16. September auch Sudi
und Lindi besetzt hatten.
Wenn man auch zugeben kann, daß die eng-
lisch-südafrikanischen Truppen durch die notwendig
gewordene Ausscheidung von 12000 Mann weißer
Mannschaften und die Zurückziehung anderer
Verbände aus der Kampflinie nicht unerheblich
geschwächt worden waren, so blieb dem General
Smuts in vorderer Linie doch noch eine Truppen-
macht zur Verfügung, die den ihnen gegenüber-
stehenden deutschen Streitkräften an Zahl und
Hilfsmitteln ohne Zweifel weit überlegen war.
) Mafia ist deutsches Gebiet. UÜber die An-
werbung von Soldatenmaterial in den von England
besetzten Gebieten wird weiter unten die Rede sein.