Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Obrigkeit verrichteten, geschätzt, und man wird die 
segensreiche Tätigkeit, des bin ich sicher, erneut 
würdigen, wenn Ruhe und Frieden in die aus 
tausend Wunden blutende Welt eingekehrt sein 
werden. 
Wenn ich Ihnen heut Abend ein Bild von 
dem Wesen und vielgestaltigen Wirken der deut- 
schen Missionen geben will, so muß ich mich wegen 
der Fülle des Stoffes auf einen Ausschnitt be- 
schränken. Ich habe dazu dasjenige Arbeitsgebiet 
gewählt, das meinem Amt und meinem Herzen 
am nächsten liegt, das ist die Mission in den 
deutschen Schutzgebieten. 
Was ich Ihnen von der opferfreudigen und 
hingebungsvollen Arbeit unserer Missionare in den 
deutschen Schutzgebieten sage, gilt aber auch für 
das Wirken der deutschen Missionare in allen 
andern Teilen des Erdenrundes. 
Ich habe bisher von den Missionen im all- 
gemeinen gesprochen. Ein weiteres Eingehen aber 
auf ihre Tätigkeit und ihre Leistungen ist nicht 
möglich, ohne die protestantische und die katho- 
lische Mission getrennt voneinander zu behandeln. 
Eine Darstellung, in der beide zusammenfließen, 
würde Ihnen ein farbloses Bild geben, denn die 
Missionen beider Konfessionen haben die Wurzeln 
ihrer Kraft in ihrem Glauben. 
Schon vor der deutschen Besitzergreifung waren 
deutsche Missionare in den Ländern tätig, die jetzt 
unsere Kolonien sind, aber mit und an der Ko- 
lonialbewegung, die Anfang der 80 er Jahre des 
vorigen Jahrhunderts in Deutschland einsetzte, 
erstarkte der Missionsgedanke bei uns und erlebte 
das Missionswerk einen ungeahnten Aufschwung. 
Bei Ausbruch des Krieges übten dreizehn pro- 
testantische und elf katholische Missionsgesellschaften 
ihre segensreiche Tätigkeit in unseren überseeischen 
Besitzungen aus! 
Ich beginne aus sachlichen Gründen mit der 
katholischen Mission. 
Die katholischen Missionen sind dem großen 
Organismus der katholischen Kirche unmittelbar 
angegliedert. Ihr Haupt ist deshalb der Heilige 
Vater in Rom. Er übt seine Rechte und Pflichten 
aus durch eine besondere, vom Päpstlichen Stuhl 
gegründete Behörde, durch die Congregatio de 
Propaganda fide, die seit 1622 ihres wichtigen 
  
Amtes waltet. Diese Kongregation ist die Zentral- 
instanz für das gesamte katholische Missionswesen. 
Die Missionstätigkeit selbst wird von besonderen 
religiösen Genossenschaften, teils von älteren 
Orden, teils von neueren Körperschaften aus- 
geübt, die als ausführende Missionsorgane eine 
weitgehende Selbständigkeit besitzen und für den 
geordneten Betrieb des Missionswerkes durch 
Entsendung des erforderlichen Personals und für 
die Aufbringung der Mittel zu sorgen haben. 
Das Missionspersonal setzt sich zusammen aus 
den eigentlichen Missionspriestern und dem Hilfs- 
personal, das aus den Missionsbrüdern und 
Missionsschwestern sowie den einheimischen Lehrern 
und Katechisten besteht. Die zuletzt genannten, 
eingeborenen Mitglieder der Mission bilden zu- 
gleich das Bindeglied zwischen der Mission und 
den Eingeborenen. Mit der Ausbildung einhei- 
mischer Priester, die in anderen älteren Missionen 
schon auf ansehnliche Erfolge zurückblicken kann, 
ließ sich erst in wenigen unserer Kolonialmissionen 
ein kleiner Anfang machen. 
Geleitet wird der eigentliche Missionsbetrieb 
von den kirchlichen Obern, den Apostolischen 
Vikaren oder Präfekten, die ihrerseits wieder von 
der Propaganda in Rom abhängig sind. In den 
inneren Ordensangelegenheiten unterstehen die 
Missionare den Ordensprovinzialen oder Regio- 
nalen, die in Abhängigkeit von der Generalleitung 
ihres Ordens stehen. 
Die Organisation der katholischen Missionen 
vollzieht sich in der Weise, daß gleich anfangs 
ein bestimmtes, geographisch genan umschriebenes 
Gebiet von meist beträchtlichem Umfang als 
apostolische Präfektur einem Missionspriester oder, 
sei es sofort, sei es erst nach fortgeschrittener 
Entwicklung, als apostolisches Vikariat einem 
Missions bischof unterstellt wird. Nach Anordnung 
dieses Missionsobern werden in den verschiedenen 
Gegenden des Gebiets Missionsstationen gegründet, 
in deren Umkreis sich allmählich die Gemeinden 
der neugewonnenen Christen sammeln. In 
politisch und kulturell entwickelten Ländern, wie 
3. B. in Japan, treten an Stelle der Apostolischen 
Vikare, die nur als Vertreter des Papstes wirken, 
Bischöfe und Erzbischöfe, die ihre Diözesen kraft 
eigner Amtsgewalt, wenn auch unter Oberleitung
	        
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