W 74 20
Obrigkeit verrichteten, geschätzt, und man wird die
segensreiche Tätigkeit, des bin ich sicher, erneut
würdigen, wenn Ruhe und Frieden in die aus
tausend Wunden blutende Welt eingekehrt sein
werden.
Wenn ich Ihnen heut Abend ein Bild von
dem Wesen und vielgestaltigen Wirken der deut-
schen Missionen geben will, so muß ich mich wegen
der Fülle des Stoffes auf einen Ausschnitt be-
schränken. Ich habe dazu dasjenige Arbeitsgebiet
gewählt, das meinem Amt und meinem Herzen
am nächsten liegt, das ist die Mission in den
deutschen Schutzgebieten.
Was ich Ihnen von der opferfreudigen und
hingebungsvollen Arbeit unserer Missionare in den
deutschen Schutzgebieten sage, gilt aber auch für
das Wirken der deutschen Missionare in allen
andern Teilen des Erdenrundes.
Ich habe bisher von den Missionen im all-
gemeinen gesprochen. Ein weiteres Eingehen aber
auf ihre Tätigkeit und ihre Leistungen ist nicht
möglich, ohne die protestantische und die katho-
lische Mission getrennt voneinander zu behandeln.
Eine Darstellung, in der beide zusammenfließen,
würde Ihnen ein farbloses Bild geben, denn die
Missionen beider Konfessionen haben die Wurzeln
ihrer Kraft in ihrem Glauben.
Schon vor der deutschen Besitzergreifung waren
deutsche Missionare in den Ländern tätig, die jetzt
unsere Kolonien sind, aber mit und an der Ko-
lonialbewegung, die Anfang der 80 er Jahre des
vorigen Jahrhunderts in Deutschland einsetzte,
erstarkte der Missionsgedanke bei uns und erlebte
das Missionswerk einen ungeahnten Aufschwung.
Bei Ausbruch des Krieges übten dreizehn pro-
testantische und elf katholische Missionsgesellschaften
ihre segensreiche Tätigkeit in unseren überseeischen
Besitzungen aus!
Ich beginne aus sachlichen Gründen mit der
katholischen Mission.
Die katholischen Missionen sind dem großen
Organismus der katholischen Kirche unmittelbar
angegliedert. Ihr Haupt ist deshalb der Heilige
Vater in Rom. Er übt seine Rechte und Pflichten
aus durch eine besondere, vom Päpstlichen Stuhl
gegründete Behörde, durch die Congregatio de
Propaganda fide, die seit 1622 ihres wichtigen
Amtes waltet. Diese Kongregation ist die Zentral-
instanz für das gesamte katholische Missionswesen.
Die Missionstätigkeit selbst wird von besonderen
religiösen Genossenschaften, teils von älteren
Orden, teils von neueren Körperschaften aus-
geübt, die als ausführende Missionsorgane eine
weitgehende Selbständigkeit besitzen und für den
geordneten Betrieb des Missionswerkes durch
Entsendung des erforderlichen Personals und für
die Aufbringung der Mittel zu sorgen haben.
Das Missionspersonal setzt sich zusammen aus
den eigentlichen Missionspriestern und dem Hilfs-
personal, das aus den Missionsbrüdern und
Missionsschwestern sowie den einheimischen Lehrern
und Katechisten besteht. Die zuletzt genannten,
eingeborenen Mitglieder der Mission bilden zu-
gleich das Bindeglied zwischen der Mission und
den Eingeborenen. Mit der Ausbildung einhei-
mischer Priester, die in anderen älteren Missionen
schon auf ansehnliche Erfolge zurückblicken kann,
ließ sich erst in wenigen unserer Kolonialmissionen
ein kleiner Anfang machen.
Geleitet wird der eigentliche Missionsbetrieb
von den kirchlichen Obern, den Apostolischen
Vikaren oder Präfekten, die ihrerseits wieder von
der Propaganda in Rom abhängig sind. In den
inneren Ordensangelegenheiten unterstehen die
Missionare den Ordensprovinzialen oder Regio-
nalen, die in Abhängigkeit von der Generalleitung
ihres Ordens stehen.
Die Organisation der katholischen Missionen
vollzieht sich in der Weise, daß gleich anfangs
ein bestimmtes, geographisch genan umschriebenes
Gebiet von meist beträchtlichem Umfang als
apostolische Präfektur einem Missionspriester oder,
sei es sofort, sei es erst nach fortgeschrittener
Entwicklung, als apostolisches Vikariat einem
Missions bischof unterstellt wird. Nach Anordnung
dieses Missionsobern werden in den verschiedenen
Gegenden des Gebiets Missionsstationen gegründet,
in deren Umkreis sich allmählich die Gemeinden
der neugewonnenen Christen sammeln. In
politisch und kulturell entwickelten Ländern, wie
3. B. in Japan, treten an Stelle der Apostolischen
Vikare, die nur als Vertreter des Papstes wirken,
Bischöfe und Erzbischöfe, die ihre Diözesen kraft
eigner Amtsgewalt, wenn auch unter Oberleitung