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Hochgestimmte Lieder melden
Deinen Ruhm dem Vaterland,
Wo die Halle strahlt den Helden,
Am geweihten Donaustrand.
100. Burg Hohenschwangau.
Ihnen nach hast du gerungen
Und der Sieg hat dich gekrönt.
Mancher Name ist verklungen,
Wenn noch laut der deine tönt.
99. Festgedicht zur Zentenarfeier König Ludwigs I.
von Bayern (1888).
Von Herman Lingg?)
Schmettert, Trompeten!
Festglochen, läutet!
Einen König ragen
Sah Bayerland,
Als ob von Sagen
Aus alten Tagen
Ein Held auferstand!
Groß war und heldenhaft
Seiner Vaterlandsliebe Kraft
Und Feuer in ihm und Schwung
Edler Begeisterung.
Hein Walten war weise
Und kühn zugleich,
An Huld war er reich
Dem Kind wie dem Greise.
Er mochte gern
Den Gruß erwidern
Hohen und Niedern;
Auch kam von nah und fern
Das Volk ihn zu schauen,
Den mächtigen Herrn,
An dem es hing mit Vertrauen.
Wenn er die Straßen durchschritt
Seiner erblühenden Stadt,
Wo Marmor stieg und Akanthusblatt,
Unter Gerüsten zum Mauerwerk
Und den edlen Gebilden darinnen,
ÜlÜberall war sein Augenmerk,
Urteil, Wink und großes Ersinnen. —
Jahre, Jahrhunderte ziehen
Über den Wertken der Menschen dahin,
Deine, großer König, beglänzt
Morgenlicht deutscher Einigkeit,
Deutscher Macht und Größe, deine
bekbränzt
Bayerns Dank in fernster Zeit.
Schmettert, Trompeten!
Festglochen läutet!
Töne, Thorgesang!
Töne, mächtig durchdrungen
Vom Geisterklang
Großer Erinnerungen!
100. Burg Hohenschwangau.
Von Karl Stieler.)
Fast in jedem Sinne ist Hohenschwangau klassischer Boden. Alle großen
Entwicklungsstufen deutscher Geschichte und deutschen Lebens von der Völker-
wanderung bis in die Tage der Reformation sind mit dem Namen dieser Burg
verknüpft, mag man von der Kulturmission der ersten Christenboten sprechen
oder von den Kaisergeschlechtern des Mittelalters, von kriegerischen Taten oder
vom stilleren Zauber des Liedes. Immer wieder begegnet uns Schwangau
!1) Jahresringe, neue Gedichte von H. Lingg, S. 287. Stuttgart 1889. Cotta.
*) Natur= und Lebensbilder aus den Alpen, S. 133 ff. Stuttgart, A. Bonz
& Co., 1890.