er bei einem Besuch in Deutschland während des Krieges gesprochen hat:
Deutschlands Kriegsministerium ist seine humanste Behörde.
In Deutschland war das Problem der Gefangenen nicht allein wegen
der zahllosen Völkerschaften, die sich in unseren Lagern zusammenfanden,
sondern mehr noch durch die Knappheit unserer Lebensmittel und medi-
zinisch-hpgienischen Bedarfsgegenstände unlösbar kompliziert. Häufig
konnte das, was man als wünschenswert einsah, schlechterdings nicht ge-
leistet werden, bis es dem Kriegsministerium gelang, die Liebessendungen
aus der Heimat der Gefangenen grundsätßzlich zu regeln.
Die Wahl des Obersten, später General Friedrich zum Leiter der
Gefangenenangelegenheiten im Kriegsministerium war ausgezeichnet. Seine
Klugheit und Menschenkenntnis, die Sachlichkeit seines Krteils, seine
Freundlichkeit gaben ihm eine besondere Eignung für sein schweres Amt.
Ich betrachte es als ein Glück, daß ich diesem vortrefflichen Landsmann
an einer Stelle begegnete, an der es von höchster Bedeutung war, Ver-
ständnis zu finden.
Anvergeßliche gemeinsame Erlebnisse verbinden mich mit Griedrich. Wir
trafen mehrfach in der Schweiz zusammen, um in den Kantonen St. Gallen,
Appenzell, Glarus, Graubünden und am Pierwaldstätter See die Ein-
richtungen zu besichtigen, welche die Schweiz für die ausgetauschten Ge-
fangenen geschaffen hatte. Wir waren beide voll Bewunderung für die
Tatkraft, Amsicht und Warmherzigkeit der Schweizer.
Das Wort „neutral“ ist für jede kriegführende Nation nicht nur mit
guten Gedanken verknüpft: man hat kritiklose, ja servile Darteinahme für
die feindliche Sache erlebt, Hilfsdienst für die DPropaganda der Lüge, und
nicht zulett, als sich im Jahre 1918 das Kriegsglück von unseren Waffen
zu wenden begann, eine Schadenfreude, die besonders wehe tat, wenn sie
aus stammverwandten Städten aufstieg. Heute, wenn ich von meinem
Wohnsitz Salem in das begnadete Nachbarland hinüberschaue, überwiegen
für mich die schönen Erinnerungen. Gern gedenke ich einer besonderen Wohl-
tat, die ich meiner Berührung mit Persönlichkeiten wie Dr. Bohny und
Frau, Dr. Schwytzer und Ney, Frau Minister Roth! und Oberst Hauser,
Chefarzt des Schweizerischen Sanitätswesens in Bern, verdanke: man
1 Gern möchte ich dazu beitragen, die Erinnerung an diese vortreffliche Frau in
Deutschland wach zu erhalten. Sie verfügte als Witwe des langjährigen Schweizer
Gesandten in Berlin über nahe Beziehungen zu dem internationalen diplomatischen
Korps, die sie nunmehr in den Dienst einer unermüdlichen Liebestätigkeit stellte.
Sie hat viel für den Austausch der Schwerverwundeten aller Länder und für Fest-
stellung der Vermißten erreichen können. In ihrem schönen Haus auf dem Bühl
in Teufen pflegte sie deutsche internierte Offiziere oft monatelang.
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