614 XXIV. Militärische Schriften
wechseln. Die Unterstände oder Unterstandsgruppen sollen hierbei Unterbringung
in kleinen Verbänden ermöglichen, dabei aber doch Führung und Versorgung er-
leichtern. Einzelne Gehöfte, Waldstücke, Mulden und Talwege, die erfahrungsgemäß
viel Feuer erhalten, sind zu vermeider.
33. Die Art der Besetzung hat ferner der Gefechtsaufgabe, dem Ge-
fechtszweck und den Verschiedenheiten in der Heftigkeit des
Kampfes und der Witterung zu entsprechen. Beobachtung und Abweisung
feindlicher Angriffe müssen aus allen Linien ohne zeitraubende Entwicklung möglich
sein. Kann der Feind stärkere Kräfte nahe an die Stellungen des Verteidigers gedeckt
heranführen, so ist besondere Vorsicht geboten.
Postierungen, die lediglich der Beobachtung dienen, sind anders aufzustellen und
zu unterweisen als solche, die den feindlichen Angriff abweisen sollen. Bereitschaften
für Gegenstöße müssen aus ihrer Aufstellung heraus sogleich zu ihrer voraussichtlichen
Kampfaufgabe antreten können. Die Aufstellung wird eine wesentlich verschiedene
sein, wenn Kampf bis auf den letzten Mann oder nur Täuschung, Zeitgewinn und
spätere Aufgabe des Kampfgeländes (z. B. bei einer Vorfeldzone oder Vorposten-
stellung) beabsichtigt ist.
Bei Nacht und namentlich bei Nebel wird häufig eine Verstärkung bestimmter
Stellen oder näheres Heranziehen der Reserven notwendig. Oft ist eine besondere
Rebelbereitschaft vorzusehen.
Regelung des Gasalarms bedarf je nach Umständen besonderer Maßnahmen.
34. Wichtige rückwärtige Verteidigungsanlagen, besonders die Flankierungs-
anlagen und rückwärts liegende Stütz= und Anklammerungspunkte an den Abschnitts-
grenzen müssen von einer besonderen Sicherheitsbesatzung besetzt sein, da
sonst ihre Verteidigung und damit die Begrenzung eines feindlichen Anfangserfolges
nicht sichergestellt ist. Für besonders wichtige Stützpunkte werden verantwortliche
Kommandanten ernannt.
Notwendig ist ferner meist ein unmittelbarer Schutz der Artillerie
durch ständige Besetzung der vor ihr befindlichen Infanterieverteidigungsanlagen (Ar-
tillerieschutzstellung) in Verbindung mit den Scharsschützenabteilungen (vgl. Ziff. 36).
Zur Sicherung der Flanken genügen Sicherheitsbesatzungen allein nicht.
Hierfür sind auch Abteilungen mit offensiver Betätigung zu bestimmen, namentlich an
den Abschnittsgrenzen der Gruppen und Diodisionen.
Auch in den rückwärtigen Linien ist für einen Zusammen-
hang in der Besetzung und eine genau eingerichtete Beobach-
tung zu sorgen. Eine Überraschung einzelner Teile der Be-
satzung durch etwa durchbrechenden Feind muß vollständig aus-
geschlossen sein.
35. Die Befehlsstellen der Infanteriekommandeure (Brig., Regt., Batl.)
müssen so liegen, daß eine Einwirkung auf die Truppe möglich ist. Die dauernde
Beobachtung des Umgeländes von diesen Befehlsstellen aus und die Ver-
bindung mit der vorderen Linie, den Reserven und den Nachbartruppen muß auch
bei stärkstem feindlichen Feuer sichergestellt sein. Alle Führer müssen die Möglichkeit
haben, selbst jzu sehen, um richtig und schnell handeln zu können. Zweckmäßig hält
sich jeder Infanterieführer in seiner unmittelbaren Nähe einige Maschinengewehre und
Infanterietrupps (Stoßtrupps und Spähtrupps) zu sofortigem Einsatz zum Kampf
oder zur Aufklärung zur Verfügung.
Die Führung des Kampfes in der vordersten Zone ist Sache des Kampf-
truppenkommandeurs (Führer des Kampfbataillons). In den Regiments-
abschnitten führen die Regimentsstäbesz: sie sorgen insbesondere für Sicherung
an den Abschnittsgrenzen, für richtige Verwendung der Reserven, für Verbindung und
für den Nachschub, während dem Infanterie-Brigadekommandeur die
gleichen Aufgaben für die gesamte Infanteriekampfzone der Dioision sowie der Aus-
gleich und die gegenseitige Unterstützung der Regimentsabschnitte zufallen.