Ich war damals sehr in Sorge vor der Einmischung der Neutralen und hatte
mich schon seit Monaten gewundert, daß wir nicht einen Brief von diesen
bekamen. Ich wünschte dringend, daß Thiers nicht genöthigt werden sollte, nach
Bordeaux zurückzugehen, um vielleicht den Frieden wieder rückgängig zu machen.
Ich habe mich darauf mit unseren militärischen Autoritäten und namentlich
mit meinem vor mir sitzenden Freunde besprochen: Können wir darauf ein-
gehen, eines von beiden zu missen? und ich habe darauf die Antwort erhalten:
Belfort, jal Metz ist 100 OO0 Mann werth; die Frage ist die, ob wir
100 000 Mann schwächer sein wollen gegen die Franzosen, wenn der Krieg wieder
ausbricht, oder nicht. Darauf habe ich gesagt: Nehmen wir Metz! (Heiterkeit.)
Sie stehen jetzt, meine Herren, vor derselben Frage, ob Sie, wenn der Krieg
mit Frankreich vielleicht in sieben Jahren wieder ausbricht, 100 000 Mann
schwächer sein wollen oder nicht. Mit anderen Worten: Es ist ganz von
derselben schweren Bedeutung für unsere zukünftige Sicherheit, ob Sie Metz
aufgeben wollen, als ob Sie uns 100 000 Mann verweigern, die durch die
jährliche Ausbildung von 16 000 Mann Soldaten geschaffen werden sollen,
bis dahin, wo der Krieg möglicherweise ausbricht. Also, wenn Sie vorziehen,
daß wir den Franzosen sagen: Seid doch gut, wir geben Euch Metz, wenn
Ihr ferner stille sitzen wollt, — so ist das ungefähr dasselbe, als wenn Sie
uns jetzt die Verstärkung der Armee, die wir nach unserem militärischen
Urtheil zu gebrauchen glauben, versagen. (Bewegung.) Also ich wiederhole:
Wir werden Frankreich nicht angreifen, unter keinen Umständen. Es giebt
viele Franzosen, die darauf warten, weil fie lieber einen Vertheidigungskrieg
als einen Angriffskrieg führen wollen, weil es Viele giebt, bei denen der
französische Angriff auf Deutschland nicht populär ist. Sie werden, wer von
Ihnen die französische Geschichte kennt, mir Recht geben, daß die Entschließungen
Frankreichs in schweren Momenten immer durch energische Minoritäten und nicht
durch die Majoritäten und das ganze Volk bewirkt worden sind. Diejenigen,
die den Krieg mit uns wollen, die suchen einstweilen nur die Möglichkeit,
ihn mit möglichster Kraft zu beginnen. Ihre Aufgabe ist, le feu sacré de
la revanche zu unterhalten. Die Aufgabe, die Gambetta dahin definirte:
Ne parlez jamais de la guerre, mais pensez-y toujours! und das ist auch
heute noch die Signatur der französischen Situation. Man spricht nicht
davon, man spricht nur von der Befürchtung, von Deutschland angegriffen
zu werden. Diese Befürchtung ist unwahr, und wer sie in Frankreich aus-
spricht, weiß, daß er die Unwahrheit sagt. Wir werden Frankreich nicht
angreisfen. Nichtsdestoweniger wird damit dem friedliebenden Franzosen
Jacques Bonhomme, der lieber seinen Acker baut, als in den Krieg zieht,
vorgeredet, daß der ruchlose Deutsche es ist, der ihm wo möglich — ich weiß
nicht was abnehmen wollte. Die Franzosen haben ja gar nichts, was für
uns irgendwie begehrenswerth wäre. Das fortwährende Unterhalten und
Schüren dieses feu sacré ist mir im höchsten Grade bedenklich. Ich habe
das feste Vertrauen zu den friedlichen Gefinnungen der gegenwärtigen fran-
zösischen Regierung. Die Herren Goblet und Flourens sind nicht die Leute,