Auf den Kriegsschauplätzen. 101
nach der sämtliche Feldhüter, Grenzaufseher, Landbrefiräger, Stzoin-
wächter und Straßenwärter, also alle unter freiem Himmel sich be-
tätigenden Beamten, dem Spezialkommissar für die Zwecke des Nach-
richtendienstes unterstellt wurden. Das ganze Land war in 122 secteurs
eingeteilt, die an der Grenze und in der Gegend von bedeutenden
Waffenplätzen kleiner und stärker mit Beamten besetzt waren, als im
Innern. Auf diese Weise war seit 1910 ein Heimatnachrichtendienst
vorbereitet, falls Frankreich der Kriegsschauplatzwurde.
Als der Vormarsch die Standorte der Spezialkommissare in deutschen
Besitz brachte, förderten die Haussuchungen in ihren Bureaus hervor-
ragend wichtiges Material zutage, unter anderem die Listen aller Agenten,
die verhaftet und nach Deutschland abgeführt werden konnten, ehe sie
ihre Tätigkeit aufnahmen. Das Bild war überall das gleiche: nach den
ersten siegreichen deutschen Einmarschschlachten waren den Agenten durch
Militärkraftwagen Brieftauben und Instruktionen überbracht worden.
Sie waren schon im Frieden mit der Behandlung der Tauben vertraut
gemacht und die Tauben zum Flug nach den Meldesammelstellen ein-
geflogen worden. In den Listen fanden sich zahlreiche Agenten in Lurem-
burg und in Belgien, mit denen eine Brieftaubenverbindung bereits im
Frieden eingeübt war, indem ihnen französische Nachrichtenoffiziere in
bestimmten Zeitabständen Körbe mit Brieftauben überbracht hatten. Die
sämtlichen Tauben der Fortifikation in Sedan waren nach Luremburg
und Belgien eingeflogen. Schon jahrelang vor dem Kriege stand der
Eisenbahnbureauvorsteher Fournelle in Luremburg und der Leiter einer
Nachrichtenstelle in Brüssel mit dem Chef des französischen Nachrichten-
dienstes, Oberst Dupont, in persönlicher Verbindung. Es war offenbar
mit Belgien als Kriegsschauplatz und mit Belgien als Verbündeten ge-
rechnet worden. Einzelne zurückgelassene Spione wurden erst nach
längerer Zeit dingfest gemacht. So wurde ein aus dem Oberelsaß stam-
mender Spion Heini erst im Jahre 1916 im Großen Hauptgquartier
entdeckt. Er war bei Kriegsausbruch herangezogen und in Charleville
zurückgelassen worden. Er lebte versteckt in einer Familie, die ihn gegen
allerlei Dienste ernährte. Als aber die deutsche Aufsicht schärfer und er
deshalb seinen Wirten gefährlich wurde, faßten diese den Entschluß,
ihn zu beseitigen. Er mußte sich schwer verwundet vor seinen eigenen
Leuten zur deutschen Feldpolizei retten.
Zahlreiche französische Soldaten wurden beim Rückzuge von ihrer